Auf den ersten Blick ist gar nichts von der Katastrophe zu sehen, die in der Nacht auf Montag über das Kloster Maria Medingen (Kreis Dillingen) hereingebrochen ist. Die Rosen blühen im Vorgarten und die Morgensonne taucht das Gebäude der Dillinger Franziskanerinnen in ein mildes Licht. Mit den ersten Worten der Provinzoberin Schwester Edith Krupp ist die Idylle vorbei. „Wir haben eine Albtraumnacht erlebt“, sagt sie. Gegen 23.45 Uhr ist nach ersten Ermittlungen der Polizei vermutlich im Nebenraum der Sakristei der Klosterkirche ein Feuer ausgebrochen. Nach Informationen unserer Zeitung soll eine Kerze der Auslöser gewesen sein, die nicht gelöscht worden war.
300 Feuerwehrleute im Einsatz
Die Folge ist einer der größten Einsätze von Rettungskräften im Landkreis Dillingen in den vergangenen Jahrzehnten. Als das Feuer wütet, gilt Brandstufe 5. Das sei vergleichbar mit dem Brand eines Industriegebäudes, informiert Kreisbrandmeister Jürgen Schön. Etwa 300 Feuerwehrleute, Notärzte, Rot-Kreuz-Mitarbeiter und Helfer des Technischen Hilfswerks rücken an, um das Feuer zu löschen und die 34 Franziskanerinnen, die den Haupttrakt des Klosters bewohnen, zu retten. Für eine Ordensschwester kommt jede Hilfe zu spät. Die 78-Jährige wird im zweiten Obergeschoss des Klosters gefunden. Nach etwa 45 Minuten brechen die Retter die Reanimationsversuche erfolglos ab.
Wilhelm Frech ist seit 29 Jahren Hausmeister im Kloster, das nicht mehr bewohnbar ist. Als er am Morgen danach die Margarethen-Kapelle sieht, ringt er um Worte. „Das ist Wahnsinn“, sagt der Ziertheimer. In der Kapelle mit dem Grab der seligen Margarethe Ebner ist der Putz von der Decke gefallen. Das Rokoko-Juwel ist total verrußt. Der Nebenraum der Sakristei ist ausgebrannt. Auf die kostbaren Gemälde und Kreuze im ganzen Kloster hat sich schwarzer Ruß gelegt. Aber es hätte noch schlimmer kommen können, wie Frech erläutert.
Aufmerksame Schwester bemerkte den Brand
Zum Glück habe eine Schwester gehört, dass ein Fenster in der Sakristei explodierte. Er mag gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn der Brand unbemerkt geblieben wäre. Für die Franziskanerinnen sind nun Feldbetten in der Turnhalle nebenan aufgestellt worden. Wie es weitergehen soll, weiß zur Stunde noch niemand. Auch nicht die Generaloberin der Dillinger Franziskanerinnen, Roswitha Heinrich. „Es ist für uns ein harter Schlag, dass eine Mitschwester bei diesem Brand gestorben ist“, sagt sie. Sie hofft, die Tragödie aus dem christlichen Glauben heraus zu bewältigen.
Die Anteilnahme bei den Bürgern im Landkreis Dillingen und darüber hinaus ist groß. Das Kloster Maria Medingen gilt wie das Mutterhaus der Franziskanerinnen in Dillingen, das gerne als schwäbisches Rom bezeichnet wird, als geistliches Zentrum. Bischof Konrad Zdarsa hat mit Bestürzung auf die Nachricht vom Großbrand und dem Tod der Schwester reagiert. „Soweit es uns möglich ist, werden wir seitens des Bistums den Schwestern in der kommenden Zeit zur Seite stehen“, kündigte er an. Hilfe hat auch Mödingens Bürgermeister Walter Joas angeboten, der als Maschinist beim Brandeinsatz die Nacht hindurch im Einsatz war. Unterstützung werden die Schwestern nötig haben. Die Polizei hat noch keine Schätzung des Schadens vorgelegt. Er dürfte aber in die Millionen gehen.