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Polizei Kempten: Schwere Vorwürfe im Kokainskandal der Polizei

Polizei Kempten

Schwere Vorwürfe im Kokainskandal der Polizei

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    Der Kokainskandal der Polizei in Kempten war gestern Thema im bayerischen Landtag. Symbolbild
    Der Kokainskandal der Polizei in Kempten war gestern Thema im bayerischen Landtag. Symbolbild Foto: David Ebener (dpa)

    Der Drogenskandal bei der Polizei in Kempten ist noch nicht ausgestanden. Das

    Schwere Vorwürfe gegen Chef der Drogenfahndung

    Koks-Affäre um Drogenfahnder im Allgäu

    In der Kokain-Affäre bei der Kemptener Polizei geht es um 1,8 Kilogramm der Droge – zunächst war von 1,5 oder 1,6 Kilo die Rede.

    Der Reinheitsgrad war mit 23,5 Prozent vergleichsweise gering.

    Alter oder Herkunft des Kokains konnten nicht geklärt werden.

    Dass der Stoff aus „dunklen Kanälen“ stammt, könne nicht ausgeschlossen werden, doch vieles spricht laut Anklageschrift dafür, dass das Kokain aus einem früheren Ermittlungsverfahren kommt.

    Die Anklage zeigt, dass es bei den Behörden offenbar jahrelang bei Aufbewahrung und Vernichtung von beschlagnahmten Drogen gravierende Versäumnisse gegeben hat.

    Ein während der Ermittlungen gestorbener Top-Vertreter der Kemptener Staatsanwaltschaft hat dazu laut Bericht widersprüchliche Angaben gemacht.

    Der ehemalige Chef-Drogenfahnder ist nicht nur wegen des Kokains angeklagt.

    Ihm wird auch vorgeworfen, seine Ehefrau vergewaltigt und ihr mit dem Tod gedroht zu haben.

    Die Ehefrau muss laut der Anklageschrift durch eine Art "Ehehölle" gegangen sein.

    Schwere Vorwürfe gegen die damaligen Vorgesetzten des Chefs der Drogenfahndung, dem die Staatsanwaltschaft München I wegen Besitzes von 1,8 Kilogramm Kokain, gefährlicher Körperverletzung, Vergewaltigung und Trunkenheit im Verkehr zur Last legt, erhoben gestern im Innenausschuss des Landtags SPD, Freie Wähler und Grüne.

    Peter Paul Gantzer (SPD) kritisierte, dass ersten Hinweisen auf Gewalttätigkeiten des Kripobeamten gegen seine Ehefrau aus dem Jahr 2009 nicht schärfer nachgegangen wurde. „Die Vorgesetzten haben weggeschaut, die Ärzte haben nicht richtig hingeschaut“, sagte Gantzer. Die Vorgänge in Kempten kämen ihm vor wie „eine Mischung aus Tatort und Miami Vice“ – ein Polizist, der jahrelang häusliche Gewalt ausübt, regelmäßig Kokain konsumiert, Kontakte zur Mafia und einem Bandido hat. „Wenn das kein Vorgesetzter gemerkt hat, dann frag ich mich: Was ist in diesem Präsidiumsbereich im Allgäu los?“

    Herkunft des Kokain nicht geklärt

    Katharina Schulze (Grüne) warf die Frage auf, warum bei Drogenrazzien im Allgäu vor der Verhaftung des Polizisten im Februar 2014 nur „auffällig wenig Material gefunden wurde“. Joachim Hanisch (Freie Wähler) vermisste Ermittlungen in einem größeren Umgriff: „Gibt es hier eine Szene, ein Umfeld?“ Paul Wengert (SPD) nannte es „äußerst unbefriedigend, dass die Herkunft des Kokains nicht geklärt werden konnte“. Der CSU-Abgeordnete Manfred Ländner stellte fest: „Dass es sich hier um einen Skandal handelt, ist unbestritten.“

    Landespolizeipräsident Schmidbauer tat sich mit Antworten schwer. „Ich kann hier nur sagen, was beweisbar ist.“ Zusammenhänge mit der Mafia seien nicht feststellbar gewesen. Eine Einflussnahme des Beschuldigten auf Ermittlungen im Bereich der Organisierten Kriminalität oder ein Hinwirken auf die Suspendierung missliebiger Kollegen habe es nicht gegeben.

    Dennoch nimmt das Innenministerium die Spekulationen über mögliche Hintergründe des Falles sehr ernst. „Der Themenkomplex als solches ist für uns noch nicht abgeschlossen. Wir bleiben an dem Gesamtthema weiter dran“, versicherte Innenminister Herrmann. Das Landeskriminalamt, so hieß es, werde ein wachsames Auge auf Kempten haben.

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