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Unterföhring: Schüsse an S-Bahn-Station: Polizistin lebensgefährlich verletzt

Unterföhring

Schüsse an S-Bahn-Station: Polizistin lebensgefährlich verletzt

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    Nach den Schüssen in der S-Bahn-Station Unterföhring waren die Einsatzkräfte mit einem Großaufgebot vor Ort.
    Nach den Schüssen in der S-Bahn-Station Unterföhring waren die Einsatzkräfte mit einem Großaufgebot vor Ort. Foto: Peter Kneffel (dpa)

    Der Vorfall ereignete sich am Dienstag gegen 8.20 Uhr an der S-Bahn-Station Unterföhring nordöstlich von München. Wie Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins am Vormittag berichtete, war es in einer S-Bahn zu einer tätlichen Auseinandersetzung unter Fahrgästen gekommen. Eine alarmierte Streife rückte an, traf auf die Beteiligten der Auseinandersetzung. Dabei habe ein 37-jähriger Verdächtiger aus dem Raum München plötzlich versucht, einen Beamten vor eine S-Bahn zu schubsen.

    Die Polizisten hätten den Mann daraufhin zu Boden gebracht. Es kam zu einer Rangelei. Dem Mann sei es dabei gelungen, einem 30-jährigen Beamten die Dienstwaffe zu entreißen und mehrere Schüsse abzugeben. Der Kollegin des Beamten schoss er dabei in den Kopf. Die Beamtin schoss ebenfalls, auch der Täter wurde verletzt.

    Er feuerte jedoch noch das Magazin der Waffe leer, dabei erlitten zwei Passanten einen Arm- und einen Beinschuss. Sie müssen wohl über Nacht im Krankenhaus bleiben und gelten damit als schwer verletzt.

    Die 26-jährige Polizeibeamtin schwebt in Lebensgefahr. Ihr Zustand sei laut Polizeisprecher sehr ernst.

    Schüsse an S-Bahn-Station Unterföhring: Verdächtiger festgenommen

    Die 26-jährige Polizistin schoss den Schützen an - unklar ist, ob sie zu diesem Zeitpunkt selbst schon getroffen war. Der verletzte Mann flüchtete zunächst. Streifen der Münchner Polizei und der Bundespolizei stellten den Verdächtigen kurz darauf aber und nahmen ihn fest. Ein terroristischer Hintergrund wird ausgeschlossen.

    Die Staatsanwaltschaft München I hat gegen den Verdächtigen Haftbefehl wegen versuchten Mordes beantragt. Er konnte wegen seiner Schusswunden am Gesäß noch nicht vernommen werden.

    Auf einer Pressekonferenz am Nachmittag erklärte Polizeisprecher Marcus da Gloria, dass der Verdächtige der Polizei schon bekannt war, da er in der Vergangenheit mit Cannabis erwischt worden war. Ob er bei den Schüssen in der S-Bahn-Station unter Drogen stand, sei unklar.

    Marcus da Gloria verurteilt, dass in den sozialen Netzwerken ein Personalausweis eines angeblichen Täters geteilt werde. Der Ausweis sei zwar an der S-Bahn-Station gefunden worden, es handle sich aber definitiv nicht um den Täter.

    Der Münchner Polizeipräsident Hubertus Andrä zeigte sich nach dem Angriff schockiert, es sei ein "sehr sehr trauriger Tag" für die Münchner Polizei. Aus einem Routineeinsatz sei ein Gewaltverbrechen geworden. Alle guten Wünsche würden der schwerstverletzten 26 Jahre alten Kollegin gelten, sagte er: "Wir alle hoffen, bangen und beten für sie." Die beiden anderen Verletzten seien in Behandlung, aber außer Gefahr.

    Nach Schießerei in Unterföhring: Verdächtiger gibt Polizei Rätsel auf

    Der genaue Tatablauf und ob zuerst der Mann oder die Polizistin geschossen hatte, steht nicht fest. Auch der Tathergang in der S-Bahn ist noch unklar. Der Tatverdächtige habe sich dort eine Schlägerei mit einem Mann geliefert, der dabei Verletzungen erlitten habe, sagte Andrä. Dieser Mann werde vernommen. Es gebe mehr als 200 Zeugen, die ebenfalls vernommen würden.  Für die Augenzeugen der schrecklichen Tat wurde provisorisch eine Stelle eingerichtet - es geht nicht nur um ihre Aussage. "Wichtig ist, dass jeder Zeuge der Tat von Profis angeschaut wird, wie es ihm geht."

    Bemerkenswert ist, dass es der mutmaßliche Täter geschafft hat, sich der Waffe des Beamten zu bemächtigen. Zwei Mal ist die Dienstpistole normalerweise im Holster gesichert. Womöglich habe der Beamte eine Sicherung gelöst, um im Ernstfall schnell an die Waffe zu kommen, erläutert Andrä. Doch auch dann sei es nicht leicht, die Waffe zu lösen. Zudem seien die Dienstpistolen mit einer Handballensicherung gesperrt.

    Aber: "Wer sich mit der Waffe auskennt, kann die Waffe bedienen", sagt Andrä. "Ob der Täter Vorkenntnisse hatte, muss geklärt werden." Es könne auch Zufall sein, dass er die richtigen Handgriffe machte. "Die bayerische Polizei trägt die Waffe immer geladen."

    Der Tatverdächtige gibt den Ermittlern Rätsel auf. Der in Bayern geborene Deutsche ist in Deutschland nicht gemeldet. Ob er einen Wohnsitz im Ausland hat, ist laut Andrä derzeit unbekannt. In einem Verfahren wegen Cannabisbesitzes habe er einen Beruf als Elektriker angegeben. Ob dies zutreffend sei, sei aber ebenso unklar wie seine jetzige Jobsituation.

    Bahnhof Unterföhring gesperrt, S 8 fährt nicht

    Die S-Bahn-Strecke ist voraussichtlich bis 17 Uhr gesperrt. Die Bahn teilte mit, dass ein provisorischer Schienenersatzverkehr mit Taxis zwischen Ismanning und Johanneskirchen eingerichtet wurde. Die Taxis verkehren in Unterföhring voraussichtlich ab / nach Unterföhring Medienalle. Zwischen Johanneskirchen und Ismanning wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bus ohne Halt in Unterföhring gestartet. Reisende von und zum Flughafen München sollten die Linie S 1 Freising / Flughafen benützen.

    Einmal mehr wird damit ein Bahnhof Schauplatz einer Gewalttat. Vor gut einem Jahr hatte ein Amokläufer am S-Bahnhof Grafing - ebenfalls im Münchner Speckgürtel gelegen - einen Menschen getötet und drei verletzt. Der zur Tatzeit 27-Jährige gilt als psychisch krank und daher als schuldunfähig. Ein Prozess wurde ihm bislang nicht gemacht. Der aus dem hessischen Grünberg bei Gießen stammende Mann hatte am frühen Morgen des 10. Mai 2016 wild um sich gestochen.

    In Berlin attackierten kürzlich drei Jugendliche einen Mann, der sie für ihr rüpelhaftes Verhalten gerügt hatte. 2009 starb am Münchner S-Bahnhof Solln der Geschäftsmann Dominik Brunner, als er sich schützend vor Kinder stellte und in eine Schlägerei mit Jugendlichen verstrickt wurde. (AZ, zian, sge, bo)

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