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Nach Absage an Bayreuth: Sänger Nikitin bereut Hakenkreuz-Tätowierung

Nach Absage an Bayreuth

Sänger Nikitin bereut Hakenkreuz-Tätowierung

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    Jewgeni Nikitin hat aufgrund seines kontroversen Hakenkreuz-Tattoos seine Teilnahme an den Bayreuther Festspielen abgesagt. Er hätte die Rolle des "Fliegenden Holländers" bekleiden sollen.
    Jewgeni Nikitin hat aufgrund seines kontroversen Hakenkreuz-Tattoos seine Teilnahme an den Bayreuther Festspielen abgesagt. Er hätte die Rolle des "Fliegenden Holländers" bekleiden sollen. Foto: Claudia Levetzow

    Nur vier Tage vor seiner geplanten Premiere bei den Bayreuther Festspielen hat der russische Opernsänger Jewgeni Nikitin wegen eines Hakenkreuz-Tattoos seinen Auftritt abgesagt. Nikitin, der in Bayreuth die Titelrolle des "Fliegenden Holländers" singen sollte, teilte der Festspielleitung am Samstagmorgen seinen Entschluss mit. In einer Erklärung nannte der Bassbariton das Tattoo aus seiner Jugendzeit einen "großen Fehler".

    In der ZDF-Kultursendung Aspekte war am Freitagabend zu sehen gewesen, dass Nikitin auf der Brust ein großes Hakenkreuz-Tattoo trägt. Über das Nazi-Symbol hat er sich eine andere Tätowierung stechen lassen. Der Bassbariton Nikitin ist auch begeisterter Heavy-Metal-Musiker und trägt am ganzen Körper Tattoos. Die bei ZDF-Aspekte ausgestrahlten Bilder zeigen ihn mit nacktem Oberkörper beim Schlagzeug spielen - dabei ist das Tattoo deutlich zu sehen.

    Nikitin: Tattoos als Jugendsünden

    In dem Beitrag, der in der ZDF-Mediathek aufgerufen werden kann, wird das Hakenkreuz-Tattoo nicht explizit erwähnt. Auf seine Tätowierungen angesprochen sagt Nikitin in der Sendung, in der Jugend mache jeder "gute, verrückte Sachen". "Alle meine Freunde hatten Tattoos, es gehörte einfach zu unserer Underground-Kultur, denn Rockmusik ohne Tattoos ist ehrlich gesagt einfach nicht seriös."

    Nikitin erklärte am Samstag, er habe sich die Tattoos in seiner Jugend stechen lassen. "Es war ein großer Fehler in meinem Leben und ich wünsche mir, dass ich es niemals getan hätte", hieß es in der auf der Webseite der Bayreuther Festspiele veröffentlichten Mitteilung. Der Sänger betonte weiter, ihm sei die "Tragweite der Irritationen und Verletzungen" nicht bewusst gewesen, "die diese Zeichen und Symbole besonders in Bayreuth und im Kontext der Festspielgeschichte auslösen".

    Zeichen haben für Nikitin keine politische Bedeutung

    "Die Zeichen haben für mich überhaupt keine politische, sondern nur eine spirituelle Bedeutung. Ich war nie Teil einer politischen Partei und bin es auch heute nicht", hatte der 38-Jährige der Bild am Sonntagbereits am Freitagabend gesagt. Er habe sich die Tätowierungen zwischen 1989 und 1991 stechen lassen und die Motive unter anderem aus Büchern über nordische Mythen ausgewählt.

    Auf früheren Filmaufnahmen aus seiner Zeit in einer Metal-Band ist ein Hakenkreuz-Motiv oberhalb der Brust zu erkennen. Inzwischen ist es überstochen. Auch Runen - sie spielen in der NS-Symbolik ebenfalls eine Rolle - trägt Nikitin am Körper. Es sei ihm nicht klar gewesen, dass seine Tattoos im Zusammenhang mit Nationalsozialismus oder mit Neonazis gebracht werden können, sagte er dem Blatt.

    Bayreuther Festspielleitung spricht von künstlerischer Beschädigung

    Die Festspielleitung erklärte, nach Ansicht des Regisseurs Jan Philipp Gloger sei "die künstlerische Beschädigung der Inszenierung selbst nach Einarbeitung eines Ersatzes immens". Die Entscheidung Nikitins, die Rolle zurückzugeben, stehe aber "im Einklang mit der konsequent ablehnenden Haltung der Festspielleitung gegenüber jeder Form nationalsozialistischen Gedankenguts".

    Nikitin hätte laut Spielplan am kommenden Mittwoch zum Auftakt der diesjährigen Bayreuther Festspiele und dann noch fünfmal den "Fliegenden Holländer" singen sollen. Es wären seine ersten Auftritte in Bayreuth gewesen. Wer ihn ersetzen soll, war am Samstag offensichtlich noch nicht klar. Von der Liste mit der Besetzung des "Fliegenden Holländers" auf der Webseite der Festspiele war Nikitins Name gelöscht, hinter der Rolle des "Holländers" stand "N.N."

    Bayreuther Festspiele zur NS-Zeit mit Nazi-Größen verbandelt

    Das ausschließlich Richard Wagner gewidmete Festival in Bayreuth war in der NS-Zeit eng mit den damaligen Nazi-Größen verbandelt. Wagner, der sich immer wieder antisemitisch geäußert hatte, war der Lieblingskomponist Adolf Hitlers. dpa-lby/AFP/AZ

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