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Bayern: SPD-Chefin Natascha Kohnen: Eine Frau fordert die CSU heraus

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SPD-Chefin Natascha Kohnen: Eine Frau fordert die CSU heraus

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    Bayerns SPD-Vorsitzende Natascha Kohnen löste im Mai Florian Pronold ab.
    Bayerns SPD-Vorsitzende Natascha Kohnen löste im Mai Florian Pronold ab. Foto: Peter Kneffel, dpa (Archiv)

    „Love kills Capitalism“ (Liebe tötet Kapitalismus) steht über dem Eingang zum „Lost Weekend“ in der Schellingstraße 3 in München, das zugleich Café, Buchhandlung und Ort für Kulturveranstaltungen ist. Hier ist die bayerische SPD-Landesvorsitzende Natascha Kohnen, 50, schon als Kind auf dem Weg zur Grundschule in der Türkenstraße jeden Tag ums Eck gekommen. „Das ist die älteste Meile meines Lebens“, sagt sie. Und weil aus der alten Uni-Buchhandlung mittlerweile ein moderner Treffpunkt für Studenten geworden ist, weil es hier „Bücher, Bücher, Bücher“ gibt und weil auch ihre Tochter „unheimlich gern hierher kommt“, hat Kohnen den Ort ausgewählt, sich als Anwärterin für zwei neue Aufgaben zu präsentieren. Sie soll Spitzenkandidatin der Bayern-SPD für die Landtagswahl 2018 und stellvertretende Vorsitzende der SPD im Bund werden.

    Kohnen soll Bayerns SPD-Spitzenkandidatin werden

    Dass sie in beiden Fällen gewählt wird, gilt als sehr wahrscheinlich. Im SPD-Bundesvorstand hat die Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Aydan Özuguz, Kohnen als ihre Nachfolgerin im Amt der stellvertretenden Parteichefin vorgeschlagen. Gewählt wird beim SPD-Parteitag in Berlin Anfang Dezember. Zur Spitzenkandidatin in Bayern soll Kohnen nach dem Willen des Landesvorstands beim SPD-Landesparteitag Anfang März kommenden Jahres in München gekürt werden.

    Im „Lost Weekend“ zeigt Kohnen sich gestern „überwältigt und sehr berührt“ über die Zustimmung, die ihr aus der Landes- wie der Bundes-SPD entgegenschlägt. Dass sie vom Landesvorstand so schnell und dann auch noch einstimmig als Frontfrau gegen Seehofer, Söder und Co. nominiert werde, damit habe sie nicht gerechnet. Sie habe in der Sitzung am vergangenen Wochenende eigentlich nur ihre Bereitschaft erklären wollen. Dann aber sei alles ganz schnell gegangen.

    Im Mai löste Natascha Kohnen Florian Pronold als Landesvorsitzende ab

    Kohnen hat in der SPD einen steilen Aufstieg hinter sich. Die Biologin und Lektorin, die mit ihrer Tochter in Neubiberg bei München lebt, trat erst 2001 in die Partei ein, kam 2008 in den Landtag, wurde 2009 Generalsekretärin und löste schließlich, nachdem sie sich in einem Mitgliederentscheid gegen fünf Männer durchgesetzt hatte, im Mai dieses Jahres Florian Pronold als Landesvorsitzenden ab. Sie setzt sich für eine Erneuerung der SPD ein. Die Partei habe zwar ihre historischen Wurzeln im Industriezeitalter, müsse aber jetzt Antworten auf Globalisierung und Digitalisierung der Gesellschaft finden, klar erkennbar sein und wieder streitbarer werden. Kohnen will, wie sie sagt, „Menschlichkeit in die Politik bringen“. Die vielen Kontakte während des Bundestagswahlkampfs hätten gezeigt: „Die Menschen spüren den Druck, rackern sich ab und haben das Gefühl, es hilft ihnen keiner.“

    Die Unterstützung der führenden Genossen scheint Kohnen sicher. Markus Rinderspacher, der als Chef der SPD-Fraktion im Landtag quasi der natürliche Anwärter auf die Spitzenkandidatur gewesen wäre, ist mit ihr ins „Lost Weekend“ gekommen. Er nennt sie „die beste Kandidatin, die die Bayern-SPD sich wünschen kann“. Rinderspacher lobt ihre politische Erfahrung und die „hohe Anerkennung“, die sie sich im Landtag über Parteigrenzen hinweg erarbeitet habe, und sagt: „Ich freue mich persönlich und für meine Partei.“ Auch Uli Grötsch, der Generalsekretär der Bayern-SPD, ist da und versichert: „Wir stehen geschlossen hinter Natascha Kohnen.“

    Ritter: Kohnen sei ein Kontrastprogramm zur Altherrenriege der CSU

    Das gilt offenbar auch für die übrige Partei. Martin Burkert, Chef der SPD-Landesgruppe im Bundestag, verspricht Kohnen „volle Unterstützung“. Ulrike Bahr, Vorsitzende der SPD in Schwaben, nennt sie eine „tolle Spitzenkandidatin“. Kohnen habe mit ihrer Kompetenz in der Wirtschafts-, Energie- und Familienpolitik überzeugt und verkörpere mit ihrer Glaubwürdigkeit „ein Gegenbild zur CSU“. Der Chef der Oberbayern-SPD, Florian Ritter, sieht in Kohnen „ein Kontrastprogramm zur Altherrenriege der CSU“. Sie habe im Landtag gezeigt, dass sie inhaltlich fit ist, und es als Parteichefin sogar geschafft, „den Landesvorstand zu befrieden“.

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