Im Frühjahr oder Frühsommer beginnt in München der Prozess um die Morde des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU). Es wird der Prozess des Jahres. Fünf Angeklagte, mehr als 50 Anwälte, 500 Seiten Anklageschrift. Wann und wo genau das Verfahren startet, ist noch nicht klar.
Götzl hat den Ruf eines eisenharten Richters
Eines aber ist sicher: Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe und ihre Helfer werden auf einen eisenharten Richter treffen. Manfred Götzl, 60, der Vorsitzende des 6. Senats am Oberlandesgericht München, hat den Ruf eines sehr strengen Richters mit unverrückbaren Prinzipien.
Vor zwei Jahren übernahm er den sogenannten Staatsschutzsenat, der für Fälle von Terrorismus und Landesverrat zuständig ist. Zuvor leitete Götzl das Schwurgericht und sprach dutzende Urteile in spektakulären Mordprozessen.
Urteile in spektakulären Mordprozessen waren oft lebenslang
Der Mord am Münchner Modezaren Rudolph Moshammer fiel in diese Zeit, ebenso wie die Verurteilung des Kriegsverbrechers Josef Scheungraber. Götzl verurteilte den Mörder des kleinen Peter, den „Samurai-Killer“, den „U-Bahn-Schubser“. Sehr häufig verhängte er die Höchststrafe „lebenslang“.
Und oft ging es hart zur Sache. Götzl spricht Klartext. Jammernde Angeklagte sind ihm ein Gräuel. Die stutzt er schon mal zurecht, sie sollten nicht „in Selbstmitleid zerfließen“. Berüchtigt sind auch seine Wutausbrüche. Nicht selten hat er Rechtsanwälte, Gutachter oder Zeugen angebrüllt.
Götzl sei emotional aber fair und sachkundig
Er sei „emotional“, drückt es ein Anwalt aus. Andere sagen, er habe eine „extrem kurze Zündschnur“. Doch wen man in Juristenkreisen auch fragt, am Ende bleibt immer die Feststellung: hart, aber fair und sehr sachkundig.
Götzl gilt als ausgezeichneter Jurist – fleißig, akkurat und bestens vorbereitet. Er ist beinahe besessen von der Suche nach der Wahrheit und ermittelt als Richter fast, wie er es als Staatsanwalt getan hat. Sauer wird er, wenn er das Gefühl hat, „mit der Unwahrheit bedient zu werden“. Erst wenn er überzeugt ist, einen Fall geklärt zu haben, fällt er sein Urteil. Er will gerecht sein.
Aus Götzls Privatleben ist nicht viel bekannt
Götzl ist dem Mammutverfahren um den NSU gewachsen. Für ihn spricht neben seiner Erfahrung, dass seine Urteile sich als sehr haltbar erwiesen. Nur einmal in den sieben Jahren als Schwurgerichtsvorsitzender hat der Bundesgerichtshof eine Entscheidung kassiert.
Über sich selbst redet Manfred Götzl nicht. Aus seinem Privatleben ist lediglich bekannt, dass er mit einer Juristin verheiratet ist und zwei erwachsene Kinder hat. Angeblich hört er gerne Jazz und geht Joggen und Wandern.
Als Richter ist Götzl kompromisslos: Einem Angeklagten spendierte er Batterien für das Hörgerät, damit dieser dem Prozess folgen konnte. Nach jedem Verhandlungstag ließ er die Batterien aber wieder ausbauen.