"Mich bewegt besonders der enorme Anstieg von Gewaltdelikten unter Alkoholeinfluss", sagte Schmidbauer der "Süddeutschen Zeitung". 2002 war nach Angaben des Münchner Polizeichefs bei etwa jeder vierten Gewalttat Alkohol im Spiel, 2011 bereits bei mehr als jeder dritten. "Das Verbot, nach Mitternacht Schnaps auszuschenken, klingt für manchen derzeit unrealistisch. Aber wir dürfen vor schlimmen Trends die Augen nicht verschließen und schon gar nicht vor den Opfern."
Eine Alternative könnten auch höhere Steuern auf harte Alkoholika sein, erläuterte Schmidbauer, der bei vielen Vorfällen eine Gewalt um der Gewalt willen ausmacht. Die Trendwende könne aber nur durch einen Wertewandel kommen. "In der Freiheit zum Feiern gibt es eine Minderheit, die diese Freiheit so ausnutzt, dass sie kriminell wird", sagte er. "Das zeigt sich zum Beispiel in einem Anstieg der Körperverletzungsdelikte." Angst, dass München im Vergleich mit anderen Großstädten durch so ein Schnapsverbot provinziell wirken könnte, hat der Beamte nicht. "Ich glaube nicht, dass man Großstadtflair daran festmachen kann, dass man nach Mitternacht noch Wodka trinken kann."
Erst in der Nacht zu Sonntag war es nahe der Feiermeile an der Münchner Sonnenstraße zu einem Gewaltexzess gekommen. Unbekannte hatten zwei 17 und 18 Jahre alte Männer angegriffen. Als der 18-Jährige am Boden lag, traten sie nach Polizeiangaben mit Füßen auf ihn ein und verletzten ihn lebensgefährlich am Kopf. Die Mordkommission ermittelt wegen versuchten Totschlags. Ob Alkohol im Spiel war, konnten die Beamten noch nicht sagen. (dpa)