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Peggy Knobloch: Polizei hat eine neue Spur: Wird der Fall nach zwölf Jahren gelöst?

Peggy Knobloch

Polizei hat eine neue Spur: Wird der Fall nach zwölf Jahren gelöst?

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    Polizei hat eine neue Spur: Wird der Fall nach zwölf Jahren gelöst?
    Polizei hat eine neue Spur: Wird der Fall nach zwölf Jahren gelöst?

    Die blauen Augen strahlen, das Lächeln ist offen, das Mädchen auf dem Foto sieht unbekümmert aus. Trotzdem befällt den Betrachter ein Schauer. Denn das Mädchen auf dem Foto ist seit zwölf Jahren verschwunden. Was mit ihr passierte, ist bis heute ungeklärt. Eine Leiche wurde nie gefunden. Allerlei Theorien ranken sich um ihr Verschwinden.

    Doch nun könnte die Polizei kurz davor stehen, den Fall Peggy Knobloch zu lösen. Ein Freund der Familie ist ins Visier der Ermittler geraten.

    Der Fall Peggy

    07. Mai 2001: Die neunjährige Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg wird letztmalig auf dem Heimweg von der Schule gesehen. Ihre alleinerziehende Mutter gibt noch am Abend eine Vermisstenanzeige auf. Wochenlange Suchaktionen - unter anderem mit Tornados der Bundeswehr - bleiben ohne Erfolg.

    August 2001: Der geistig behinderte Gastwirtssohn Ulvi K. wird festgenommen. Er gesteht, sich an Peggy und drei weiteren Kindern sexuell vergangen zu haben.

    22. Oktober 2002: Die Ermittler präsentieren den 24-jährigen Gastwirtsohn als mutmaßlichen Mörder der spurlos verschwundenen Schülerin.

    28. Februar 2003: Die Staatsanwaltschaft Hof erhebt Anklage wegen Mordes.

    07. Oktober 2003: Vor dem Landgericht Hof beginnt der Prozess. Nach fünf Verhandlungstagen platzt er wegen einer fehlerhafter Besetzung der Strafkammer.

    11. November 2003: Das Verfahren beginnt erneut.

    30. April 2004: Nach 26 Verhandlungstagen wird Ulvi K. wegen Mordes an Peggy zu lebenslanger Haft verurteilt.

    17. September 2010: Ein wichtiger Belastungszeuge hat seine Aussage widerrufen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden.

    19. Juli 2012: Die Staatsanwaltschaft Bayreuth kündigt eigene Prüfungen an.

    04. April 2013: Der Anwalt Michael Euler beantragt beim Landgericht Bayreuth die Wiederaufnahme des Falls.

    22. April 2013: Die Polizei sucht wieder nach Peggys Leiche. Hinweise führen die Ermittler zu einem Anwesen mitten in Lichtenberg. Knochen in einer Sickergrube stammen aber nicht von Peggy-

    21. November 2013: Ein Mann aus Halle in Sachsen-Anhalt ist ins Visier der Ermittler gerückt. Er war ein enger Freund von Peggys Familie und gilt für die Staatsanwaltschaft mittlerweile als Tatverdächtiger. Sein Elternhaus wird durchsucht.

    09. Dezember 2013: Das Landgericht Bayreuth ordnet die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Ulvi K. an.

    08. Januar 2014: Auf dem Friedhof Lichtenberg öffnen die Ermittler ein Grab - sie vermuten, dass im Zuge einer Beerdigung im Mai 2001 Peggys Leiche dort abgelegt worden sein könnte. Doch es gibt laut Staatsanwaltschaft keine Hinweise auf die sterblichen Überreste eines Kindes in dem Grab.

    02. April 2014: Der im Fall Peggy zuständige Staatsanwalt wird auf eigenen Wunsch ausgewechselt. Er hatte einem neuen Verdächtigen bei einer Vernehmung den Anwalt verweigert.

    10. April 2014: Prozessauftakt im Wiederaufnahmeverfahren gegen Ulvi K. vor dem Landgericht Bayreuth.

    07. Mai 2014: Das Landgericht Bayreuth beendet die Beweisaufnahme aus Mangel an Beweisen nach nur sechs Verhandlungstagen vorzeitig.

    14. Mai 2014: Ulvi K. wird freigesprochen.

    Die Geschichte des blonden Mädchens aus Lichtenberg im Kreis Hof hat in Deutschland Kriminalgeschichte geschrieben. Nur wenige Fälle haben die Menschen so bewegt wie das Verschwinden der Neunjährigen am 7. Mai 2001.

    Dabei war das Rätsel 2004 scheinbar schon gelöst. Der geistig zurückgebliebene Ulvi K. war 2004 vom Landgericht Hof wegen Mordes verurteilt worden. Er hatte damals die Tat gestanden, kurze Zeit später hatte er seine Aussage jedoch widerrufen.

    Ulvi K., so wurde es ihm zur Last gelegt, habe das Mädchen erstickt, um einen Missbrauch an ihr zu vertuschen. Doch bereits 2004 gab es Zweifel an dieser Version. Im April nun kündigt die Staatsanwaltschaft in Bayreuth an, den Fall aufs Neue prüfen zu wollen. Das wird jedoch erhebliche Zeit in Anspruch nehmen. Der Antrag umfasst beinahe 2000 Seiten.

    Peggy war an jenem Tag im Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Ihre allein erziehende Mutter hatte Peggy noch am Abend als vermisst gemeldet. Eine wochenlange Suche wurde eingeleitet - Hundertschaften der Polizei, Spürhunde, Hubschrauber und Tornados der Bundeswehr mit Wärmebildkameras kamen zum Einsatz. Doch alles ohne Erfolg. Keine Spur von der Neunjährigen.

    Zeugen wollten Peggy noch gesehen haben

    Zeugen wollten Peggy an diesem Tag noch gesehen haben: Eine Schülerin, die Peggy aus einem Bus heraus beobachtete. Zwei Jungs, die Peggy nach 15 Uhr vor der Bäckerei sahen und aussagten, sie sei in einen roten Mercedes mit tschechischem Kennzeichen gestiegen.

    Peggys Mutter brachte den Nachbarsjungen Ulvi K. ins Gespräch

    Dieser Hinweis führt - wie auch viele andere - ins Nichts. Peggys Mutter brachte schließlich den Nachbarsjungen Ulvi K. ins Gespräch. Der damals 23-Jährige ist seit einer Hirnhautentzündung im Kindesalter geistig behindert. Auch wenn er schon mal vor Kindern die Hosen heruntergelassen hatte, galt er als harmlos.

    Ulvi wurde festgenommen und die Psychatrie gebracht. Und das, obwohl die Beweise ihn eigentlich entlasteten - eigentlich. Denn kurze Zeit später wird ein V-Mann, der Betrüger Peter H.,  auf Ulvi angesetzt. Er soll ihn aushorchen. Peter H. behauptet schließlich, Ulvi hätte die Tat gestanden.

    Heute versichert der V-Mann, er habe gelogen. „Sie sagten, wenn ich ihnen helfe, dann helfen sie mir auch. Da habe ich das Spiel mitgemacht. Was macht man nicht alles für seine Freiheit?“, sagt H.

    Fall Peggy: Die Ermittlungen entlasteten Ulvi - er wurde trotzdem verurteilt

    Ist H.s Aussage korrekt, würde das nicht nur bedeuten, dass Ulvi unschuldig verurteilt wurde, sondern auch, dass Peggys Mörder noch immer frei herumläuft. 

    Im April 2013 kam Bewegung in die Ermittlungen. Die Polizei begann wieder nach der Leiche des Mädchens zu suchen. Ein Großaufgebot der Polizei durchsuchte das Haus eines wegen Kindesmissbrauchs vorbestraften Rentners in Lichtenberg, ebenso weitere Häuser in Mittelfranken und Thüringen. In Lichtenberg werden umfangreiche Grabungen in Auftrag gegeben.

    Und tatsächlich entdeckte die Polizei  Knochen in der alten Sickergrube des Grundstücks. Hoffnung keimte auf. Allerdings stellt sich schnell heraus: Die Knochenteile stammen nicht von dem vor zwölf Jahren verschwundenen Mädchen. "Ein Zwischenergebnis der Untersuchungen liegt vor. Es gibt keine Spuren von Peggy", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bayreuth. Wahrscheinlich seien es die Überreste eines Tieres.

    29-Jähriger aus Halle wird verdächtigt, Peggy ermordet zu haben

    Doch nun könnte die Polizei weitere drei Monate später tatsächlich vor einem Durchbruch in den Ermittlungen stehen. Wie die Staatsanwaltschaft Bayreuth am Dienstag bekannt gab, ist ein 29 Jahre alter Mann aus Halle in Sachsen-Anhalt verdächtig. Er gehöre zum engsten Freundeskreis von Peggys Familie. Gegen den Mann wird bereits seit Juli ermittelt. Er sitzt in Haft wegen sexuellen Missbrauchs. Weil er sich an seiner eigenen zwei Jahre alten Tochter vergangen hatte, verurteilte ihn ein Gericht zu sechs Jahren Gefängnis.

    Schon 2001 als 17-Jähriger sei er zu Peggys Verschwinden vernommen worden. Sein Alibi von damals soll sich später als falsch herausgestellt haben.  In Vernehmungen habe er Medienberichten zufolge gesagt, Peggy sei für ihn „wie eine Schwester“ gewesen. Laut eines Bericht des Focus soll bei ihm eine CD mit Kinderpornos mit Bildern von Peggy entdeckt worden sein.  Peggys Mutter jedoch habe das Mädchen angeblich nicht als ihre Tochter erkannt.

    Ob die neuesten Entwicklungen tatsächlich Licht ins Dunkel des Falls der Peggy Knobloch bringen, muss sich erst noch herausstellen. Bei der Staatsanwaltschaft ist man vorsichtig: „Von einer sensationellen Wende oder einem Durchbruch kann daher nicht die Rede sein.“

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