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Augsburg: Pokerspieler seit 15 Monaten vermisst: War sein Einsatz zu hoch?

Augsburg

Pokerspieler seit 15 Monaten vermisst: War sein Einsatz zu hoch?

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    War ihr Spiel zu riskant? Der Pokerprofi Kadir Karabulut (links) aus Dillingen ist seit März 2013 spurlos verschwunden. Er soll zusammen mit dem Augsburger Spieler Ali T. (rechts) bei internationalen Turnieren betrogen haben. Noch in diesem Monat soll ein Betrugsprozess gegen Ali T. beginnen.
    War ihr Spiel zu riskant? Der Pokerprofi Kadir Karabulut (links) aus Dillingen ist seit März 2013 spurlos verschwunden. Er soll zusammen mit dem Augsburger Spieler Ali T. (rechts) bei internationalen Turnieren betrogen haben. Noch in diesem Monat soll ein Betrugsprozess gegen Ali T. beginnen. Foto: Archiv

    Seine letzte Botschaft im Internet ist rätselhaft. Am 3. März 2013 stellt Kadir Karabulut, 41, eine Zeichnung des „Jokers“ auf sein Facebook-Profil. Der „Joker“ ist ein irrer Bösewicht in den Geschichten um den Superhelden Batman. Der Joker spielt auch beim Kartenspiel eine große Rolle. Davon versteht der Mann aus Dillingen was. Karabulut verdient zu der Zeit sein Geld beim Pokern. Er räumt bei Turnieren ab, sein Name ist in der internationalen Pokerszene bekannt.

    Kadir Karabulut ist seit 15 Monaten verschwunden

    Am Montag, 4. März, fährt Kadir Karabulut mit seinem Audi A4 nach Augsburg. In einer Seitenstraße im Stadtteil Lechhausen parkt er den Wagen. Was danach geschieht, bleibt ein Rätsel. Ein Spürhund der Polizei kann Karabuluts Spur noch gut 200 Meter bis zu einer Kreuzung verfolgen, dann ist Schluss. Inzwischen ist der Profi-Pokerspieler seit 15 Monaten verschwunden. Hat er sich in ein anderes Land abgesetzt? Oder wurde er umgebracht?

    Ausschließen will man bei der Kripo derzeit nichts. „Beides ist denkbar“, sagt der Augsburger Polizeisprecher Siegfried Hartmann. Konkrete Hinweise gebe es aber nicht. Für die Ermittler steht fest, dass Kadir Karabulut in krumme Geschäfte und Betrügereien verwickelt war. Er soll, zusammen mit Partnern, falsch gespielt und Gegner über den Tisch gezogen haben – bei internationalen Pokerturnieren ebenso wie bei illegalen Runden in den Hinterzimmern von Augsburger Kneipen. Auch von Kontakten zu Wettbetrügern ist die Rede. Gut möglich also, dass sich Kadir Karabulut in diesen Milieus einflussreiche Feinde gemacht hat.

    Prozess gegen "Mafia-Ali" soll Licht ins Dunkel bringen

    Ende Juni soll vor dem Landgericht in Augsburg ein Prozess beginnen, der Licht ins Dunkel bringen könnte. Angeklagt ist Ali T., 46, genannt „Mafia-Ali“. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm bandenmäßigen Betrug beim Poker vor, er sitzt seit September in Untersuchungshaft. Sein Anwalt Michael Weiss hält die Vorwürfe für größtenteils „substanzlos“. Der Deutschtürke aus Augsburg ist seit Jahren in der Glücksspielszene bekannt und genießt einen zweifelhaften Ruf. Er räumt bei internationalen Pokerturnieren große Summen ab. Seine Auftritte sind oft begleitet von Betrugsvorwürfen.

    Bei der World-Poker-Tour in Barcelona gewinnt Ali T. vor vier Jahren im Finale 278000 Euro. Doch im Internet kursiert ein Video, auf dem zu sehen ist, wie ein Mann, angeblich ein Fotograf, ihm verdächtige Handzeichen gibt. Die Ermittler gehen davon aus, dass es ein Komplize ist, der den anderen Spielern in die Karten schaut. Die Ermittler sehen in Ali T. den Kopf einer Betrügerbande, zu der auch Kadir Karabulut gehört haben soll. Angeblich wird „Mafia-Ali“ im Jahr 2010 auf den Pokerspieler aus Dillingen aufmerksam.

    "Mafia-Ali" und Karabulut waren des Öfteren zusammen gesehen worden

    Jedenfalls treten sie in der Zeit oft als Duo auf und erzielen hohe Gewinne. Karabulut ist auch dabei, als es 2011 bei einem Turnier im niederländischen Utrecht zum Eklat kommt. Er wird ausgeschlossen, als er mit Ali T. und einem Fotografen auftaucht. In der Folgezeit wird es wegen der Vorwürfe für das Duo offenbar schwieriger, bei Pokerrunden einen Platz zu bekommen. Sie sollen, so heißt es, vor allem noch in Hotel-Casinos auf Zypern gespielt haben.

    Kurz vor seinem Verschwinden ist Karabulut auf der Insel erfolgreich. Bei einem Turnier sitzt er als Vertreter des Casinos mit am Tisch. Er streicht 18000 Euro ein. Bevor er verschwindet, erzählt er Verwandten noch von einem geplanten Flug nach Istanbul. Die Polizei habe vage Hinweise, dass er tatsächlich in die Türkei gereist sei, heißt es. Möglicherweise habe er sich auch nach Marokko abgesetzt. Ein Lebenszeichen von ihm gibt es aber nicht. Und Ali T. sagt angeblich, er wisse auch nicht, wo sein Freund geblieben sei.

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