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NSU-Prozess: "Piatto" im NSU-Prozess: V-Mann aus "tätiger Reue"

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"Piatto" im NSU-Prozess: V-Mann aus "tätiger Reue"

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    Der ehemalige V-Mann "Piatto" sagt beim NSU-Prozess aus. Viele Details über die damaligen Unterstützerszene bleibt er jedoch schuldig.
    Der ehemalige V-Mann "Piatto" sagt beim NSU-Prozess aus. Viele Details über die damaligen Unterstützerszene bleibt er jedoch schuldig. Foto: Marc Müller, dpa

    Der frühere Geheimdienst-V-Mann "Piatto" betritt verkleidet den Gerichtssaal: Er trägt eine dunkle Perücke und eine Kapuze über dem Kopf - sein Gesicht  ist mit einem Tuch verdeckt. Er soll als Zeuge im Münchner NSU-Prozess aussagen, wie die mutmaßliche Unterstützer-Szene des "Nationalsozialistischen Untergrunds" das untergetauchte Trio im mit Geld, Waffen und einem Pass versorgen wollte. Es geht um das Jahr 1998 - zwei Jahre vor dem ersten der zehn Morde, die dem NSU vorgeworfen werden. Am Ende erzählt der Zeuge - durchaus freimütig - sehr viel mehr über die Gedankenwelt der Szene und über das Vorgehen seiner Auftraggeber.

    NSU-Zeuge "Piatto" meldete sich aus "tätiger Reue" beim Verfassungsschutz

    "Piatto" hieß bis zu seiner Enttarnung als V-Mann mit bürgerlichem Namen Carsten Szczepanski. Vor 14 Jahren war er aufgeflogen und lebt seitdem unter neuem Namen an einem geheimen Ort. Anfang der 90er Jahre habe er sich aus eigenem Antrieb und "aus tätiger Reue" beim Verfassungsschutz gemeldet, sagt der Zeuge. Da habe er im brandenburgischen Königs-Wusterhausen in U-Haft gesessen und sei seit vielen Jahren ein überzeugter Neonazi gewesen. Im Gefängnis saß er, weil er zu einer Gruppe gehörte, die einen Nigerianer halbtot geprügelt hatte.

    Die Entscheidung, V-Mann zu werden, sei ein "radikaler" Schritt gewesen, aus der Szene auszusteigen und Reue zu üben, erzählt Szczepanski. Mit vielen Gesinnungsgenossen sei er auch persönlich befreundet gewesen. Die habe er nun vorsätzlich hintergangen und gehofft, dass sie ihm nichts anmerkten, "jedenfalls, solange ich für den Verfassungsschutz tätig war". 

    Noch im Gefängnis lernte er ein Ehepaar aus Chemnitz kennen, das ihn dort besuchte. Auf diese Weise habe er Zugang zur sächsischen Sektion der Organisation "Blood & Honour" bekommen. Das Ehepaar habe zu den Anführern gezählt. Außerdem geht es um zwei Männer, die schon mehrfach im NSU-Prozess als Unterstützer des mutmaßlichen Terrortrios genannt wurden.

    1998, so steht es in der Prozessakte, soll er seinem V-Mann-Führer dann brisante Informationen überbracht haben: Die Chemnitzer Gruppe sammle Geld für das Trio. Eine Waffe solle beschafft werden, außerdem ein Pass für "die weibliche Person des Trios".

    V-Mann "Piatto" berichtet von der damaligen Neonazi-Szene

    Vor Gericht erinnert sich der Zeuge nicht mehr an diese Details. Sehr klar berichtet er dagegen, wie die Szene damals dachte und handelte. Man habe geglaubt, dass das System der Bundesrepublik demnächst zusammenbreche. Es werde Anarchie herrschen. Ständig sei darüber geredet worden, dass es gut wäre, "für den Tag X" gerüstet zu sein und sich rechtzeitig Waffen zu beschaffen. Ein rassistischer Roman aus den USA, die "Turner-Tagebücher", hätten die Inspiration geliefert. Auch da kollabiert der bürgerliche Staat, nicht zuletzt deshalb, weil kleine Zellen einen blutigen Rassenkrieg entfachen. 

    Geteilt habe er diese Meinungen da schon längst nicht mehr, sagt der Zeuge. Er habe vielmehr Aufträge des brandenburgischen Verfassungsschutzes ausgeführt. Einer der Verteidiger der Hauptangeklagten Beate Zschäpe, Wolfgang Stahl, kommentiert dies mit den Worten, er sei demnach eher ein "Geheimagent" gewesen und weniger ein Verbindungsmann. Szczepanski bestätigt das, indem er ausführt, er sei erst nach Rücksprache mit dem Amt Mitglied der NPD geworden - ausschließlich deshalb, um "Einblick in die Strukturen zu bekommen" und "Informationen zu gewinnen". dpa

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