Um 16.21 Uhr am Donnerstag beginnt es an der
Staustufe
Roßhaupten
zu regnen, und bis zum Samstagmorgen sollte es immer wieder heftige Regenfälle geben, so lautete die Vorhersage. Obwohl es doch eigentlich Hochsommer ist und wir auf alles andere als
Hochwasser
eingestellt sind.Dass es entlang des
Lechs
in Richtung Norden trotz des teils heftigen Regens keine größeren
Überschwemmungen
geben wird, das liegt am
Forggensee
und der Lechstaustufe 1. Denn hier wird der Wasserstand des
Lechs
reguliert. Der
Forggensee
, von Hunderttausenden Touristen und Einheimischen als Freizeitparadies für Wassersport geschätzt und wunderbar in die Voralpenlandschaft eingebettet, ist ein Kunstprodukt der Energiegewinnung.Und er entstand erst vor 56 Jahren. Im Juni 1954 lief der Lech-Stausee mit dem Kraftwerk
Roßhaupten
zum ersten Mal voll. Seither wird er immer im Sommer aufgestaut und ab Oktober abgestaut. Auf diese Weise ist es möglich, den an sich wilden und unberechenbaren Gebirgsfluss
Lech
zu zähmen und einen einigermaßen konstanten Wasserdurchfluss zu gewährleisten.Wohin das im Winter führen kann, ist zum Beispiel im Kunstpark Via
Claudia Augusta
zu bestaunen, an dem man vorbeikommt, wenn man zum Kraftwerk hinter fährt. Neben Kunstwerken von unterschiedlicher Qualität zeigt eine Schautafel den
Forggensee
im Winter. Um bis zu 15,5 Meter wird der Pegel dann gesenkt. So kommt der vor 50 Jahren überflutete Lebensraum wieder zum Vorschein. Die Via
Claudia Augusta
, eine Römerstraße von
Süddeutschland
über die
nach
Norditalien
, führte schnurgerade durch das Becken, das heute der
Forggensee
ist.Was heute eine rundum positive Einrichtung scheint, war Mitte des vergangenen Jahrhunderts auf heftigen Widerstand gestoßen. Etliche Familien wurden aus den bewaldeten Lechauen ausgesiedelt. Insgesamt versanken 50 Wohnhäuser, darunter 16 Bauernhöfe, im See. Die beiden Dörfer
Forggen
- Namensgeber des Sees - und Deutenhausen wurden geflutet.Beim Bau des Kraftwerks, es war ein riesiges Projekt der Bayerischen Wasserkraft AG, ließen sieben Menschen ihr Leben. Davon zeugt eine Gedenktafel im Informationszentrum, in dem der Energieriese Eon die Vorzüge seines Kraftwerks preist, das aber dennoch sehr interessant ist.Unbestreitbar ist die Bedeutung der
Staustufe
für den
Hochwasserschutz
. Nach dem verheerenden Pfingsthochwasser 1999 wurde ein neues Konzept entwickelt. Zwei neue Klappen wurden 2005 in Betrieb genommen. So kann der See jetzt bei absehbaren starken Regenfällen gezielter vorabgesenkt werden - ein natürlicher Rückhalt für die Fluten des
Lechs
. Geschützt werden unter anderem die Städte
Schongau
,
Landsberg
und
. Beim
Hochwasser
im August 2005 wurde die
Hochwasserwelle
für
Augsburg
fast halbiert.Neben der Energiegewinnung und dem
Hochwasserschutz
dient der
Forggensee
heute im Sommer vor allem dem Tourismus. Er ist beliebt bei Surfern und Seglern, Radwege und Strände laden zur Erholung. Durch den Speichersee wurde Füssen vor 56 Jahren zur Hafenstadt mit einer Flotte von Ausflugsbooten. Aus dem Gesamtpanorama Neuschwanstein ist der See nicht mehr wegzudenken.Um 10.45 Uhr am Freitag gibt das Wasserwirtschaftsamt
Kempten
eine "Vorwarnung
Hochwassergefahr
" heraus. An Iller und
Lech
muss in der Nacht zum Sonntag mit einem Ansteigen der Pegel gerechnet werden. Zeit, den
Forggensee
zu stauen.