Woher stammt die Mordwaffe, mit der der NSU neun Menschen ermordet haben? Um diese Frage geht es heute im NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht.
NSU-Prozess: Heute geht es um die Mordwaffe
Die juristische Aufarbeitung der NSU-Morde
Der Prozess: Er begann im Mai 2013 vor dem Oberlandesgericht München und kann, so wird geschätzt, bis zu zweieinhalb Jahre dauern.
Die Angeklagten: Auf der Anklagebank sitzen die 38-jährige, in Jena geborene mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe sowie vier Helfer der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU).
Die Anklage: Dem NSU werden zehn Morde in den Jahren 2000 bis 2007 angelastet. Acht der Opfer waren türkischer Abstammung, ein Mann war Grieche.
Letztes Opfer war die Heilbronner Polizistin Michèle Kiesewetter.
Alle wurden kaltblütig erschossen, aus nächster Nähe. Hinzu kamen zwei Sprengstoffanschläge mit 23 Verletzten.
Die mutmaßlichen Täter und NSU-Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die sich kurz vor ihrer Festnahme töteten, entkamen immer unerkannt.
Beate Zschäpe, so die Anklage, soll Mitglied der Terrorgruppe gewesen sein.
Das Gericht: Der 6. Strafsenat des Oberlandesgerichts wird auch Staatsschutzsenat genannt. Er ist mit fünf Berufsrichtern besetzt.
Der Senat ist zuständig bei Anklagen wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit und Offenbarung von Staatsgeheimnissen.
2012 hatte er zum Beispiel einen Freispruch gegen einen Journalisten aufgehoben, der den Schauspieler Ottfried Fischer mit einem Sex-Video zu einem Interview genötigt haben soll.
Außerdem werden dort sämtliche Terrorprozesse in Bayern verhandelt. Der Strafsenat verhandelt auch Revisionsverfahren.
Der Vorsitzende: Richter Manfred Götzl hat seine Karriere 1983 als Staatsanwalt begonnen. Er ist dafür bekannt, dass er sich strikt, fast bürokratisch an Regeln hält.
In sieben Jahren als Schwurgerichtsvorsitzender kassierte der Bundesgerichtshof nur ein einziges seiner Urteile.
Nebenkläger: Das Gericht hat 71 Nebenkläger eingeplant, darunter vor allem Angehörige der Mordopfer. (dpa/AZ)
Zwei Zeugen sollen dazu befragt werden, wie die Pistole der Marke Ceska aus der Schweiz nach Deutschland gekommen sein könnte. Die beiden sollen den mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt aus ihrer Jugend in Jena gekannt haben.
Neun Menschen haben die NSU-Terroristen mit der Waffe erschossen
Mit der Ceska erschossen der Anklage zufolge Böhnhardt und Uwe Mundlos einen griechischstämmigen und acht türkischstämmige Kleinunternehmer. Böhnhardt und Mundlos begingen 2011 Selbstmord, um ihrer Verhaftung zu entgehen. Beate Zschäpe als drittes mutmaßliches NSU-Mitglied stellte sich schließlich der Polizei. Sie ist als Mittäterin bei allen Morden und sonstigen Verbrechen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" angeklagt. dpa/lby/AZ