Die NSU-Terroristen könnten weitere Anschlagsziele ausgespäht und ins Auge gefasste Tatorte fotografiert haben. Das sagte ein Kripobeamter am Donnerstag als Zeuge im Münchner NSU-Prozess. Er hatte Fotos ausgewertet, die auf einer CD in der ausgebrannten Fluchtwohnung des NSU-Trios gefunden wurden. Die Bundesanwaltschaft wirft der Gruppe zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge vor.
Insgesamt habe es sich um zehn Fotos gehandelt sagte der Ermittler. Mehrere davon, die das Gericht auf eine Leinwand projizieren ließ, zeigten einen türkischen Imbiss an der Nordbahnhofstraße in Stuttgart. Auf zwei dieser Bilder war außerdem ein Mann zu sehen, der, so der Polizist, mit hoher Wahrscheinlichkeit das NSU-Mitglied Uwe Böhnhardt sei. Der Mann lehnte an einem Fahrrad, trug ein dunkles T-Shirt und eine Baseball-Kappe. Diese Bilder seien am 26. Juni 2003 aufgenommen worden, sagte der Zeuge.
NSU-Prozess: Bilder vorgelegt
Am Tag darauf seien dann zwei Fotos entstanden, auf denen das Schild des SPD-Unterbezirks Hof in Oberfranken an einer Hausfassade zu sehen ist. Eines der Bilder zeigt außerdem das Straßenschild "Landwehrstraße". In der Bildersammlung habe sich außerdem ein Schnappschuss befunden, der zwei Stunden nach dem Bild von dem SPD-Büro aufgenommen wurde und auf dem Böhnhardt zusammen mit Beate Zschäpe auf einem Sofa zu sehen ist.
Anschließend sollte ein weiterer Polizist über Vernehmungen der Hauptangeklagten Zschäpe und des wegen Beihilfe angeklagten Ralf Wohlleben im Jahr 1996 berichten. Seine Befragung dauerte allerdings nur kurz, weil er sich an keine der Vernehmungen mehr erinnern konnte.
Kommende Woche will das Gericht erneut einen Zeugen aus dem Chemnitzer Unterstützerumfeld des NSU vernehmen.