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Neuschwanstein: Nach dem Pferde-Unfall: Peta fordert Kutschenverbot

Neuschwanstein

Nach dem Pferde-Unfall: Peta fordert Kutschenverbot

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    Acht Menschen wurden verletzt und zwei Pferde getötet, als die Pferde eines Fuhrwerks durchgingen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
    Acht Menschen wurden verletzt und zwei Pferde getötet, als die Pferde eines Fuhrwerks durchgingen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa Foto: Karl-Josef Hildenbrand

    Nach dem Kutschenunfall am Schloss Neuschwanstein hat sich die Tierschutzorganisation Peta zu Wort gemeldet und vom Ostallgäuer Landrat Johann Fleschhut aus Sicherheitsgründen ein Verbot von Pferdekutschen als Beförderungsmittel verlangt. Fleschhut lehnt dies jedoch ab. „Wie oft fahren Kutschen täglich hier hoch und runter, ohne dass irgendetwas passiert“, betont der Landkreischef. „Die Kutscher sind routiniert und die Tiere erfahren. Kutschen sind ein sicheres Transportmittel.“ Auch Schwangaus Bürgermeister Reinhold Sontheimer hält ein Verbot der Pferdefuhrwerke am Schloss für undenkbar.

    Spektakulärer Unfall zu Füßen von Schloss Neuschwanstein

    Scheuende Pferde hatten am Montag eine Kollision mehrerer Kutschen auf der steilen Zufahrt zum Schloss ausgelöst. Dabei wurden acht Menschen teils schwer verletzt, darunter eine Mutter mit ihren beiden Kindern (9 und 12 Jahre). Die Familie wird zurzeit in einer Klinik behandelt.

    Zwei Pferde erlitten bei dem Unfall so schwere Blessuren, dass sie an Ort und Stelle eingeschläfert werden mussten. „Zum Glück wurde keiner der vielen Schlossbesucher verletzt, die zu Fuß auf der Zufahrt unterwegs waren“, so Siegfried Janta, Kommandant der Schwangauer Feuerwehr. Zurzeit besuchen rund 3 000 Menschen am Tag das weltberühmte Königsschloss. Drei Rettungshubschrauber und ein Großaufgebot von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften rückten an.

    Pferde rasen führerlos im Galopp bergab

    Auslöser der Unfallserie waren die scheuenden Pferde einer abfahrbereiten Kutsche unterhalb des Schlossportals. „Sie war mit sieben Fahrgästen besetzt, der Kutscher stand noch neben dem Gefährt“, schildert Polizeisprecher Thorsten Ritter vom Präsidium Schwaben Süd/West. Aus noch ungeklärter Ursache gingen die Pferde plötzlich durch und rasten führerlos im Galopp bergab. Sie streiften erst eine entgegenkommende Kutsche, ehe sie gegen die Begrenzungsmauer der Asphaltstraße prallten. „An der Kutsche liegt kein technischer Defekt vor.“

    Dadurch wurde eine Mutter mit ihren Kindern aus der Kutsche geschleudert. Die Frau erlitt schwerste Verletzungen und wurde in eine Unfallklinik geflogen. Im Anschluss liefen die völlig verstörten Pferde gegen eine vorausfahrende Kutsche und kamen schließlich abrupt zum Stehen, wodurch die vier übrigen Fahrgäste – allesamt Urlauber aus Fernost – herausgeschleudert wurden. Sie kamen mit leichten Verletzungen davon.

    Es floss Blut

    Doch damit nicht genug: Durch den starken Aufprall gerieten auch die Pferde der vorausfahrenden Kutsche in Panik und stürmten los. Der Kutscher wurde dabei aus dem Fahrzeug geschleudert, ehe das führerlose Gespann schließlich nach 200 Metern an einem Baumstumpf zum Stehen kam.

    „Wir waren auf dem Weg nach oben, als wir auf einmal Geschrei hörten und die Kutsche auf uns zuraste“, erzählt Augenzeuge Tobias Blaser. Er schubste die drei Austauschstudentinnen, die ihn begleiteten, aus der Schusslinie und brachte sich selbst im letzten Augenblick in Sicherheit. „Die Kutsche schrammte immer wieder an der Mauer und kippelte – dabei fielen auch die Frau und die beiden Kinder heraus.“ Die Pferde seien im vollen Galopp gestürzt und aufeinander gefallen – Blut floss. Auch die schweren Kopfverletzungen der Mutter werden ihn wohl so schnell nicht mehr loslassen. Mit einer Mullbinde versuchte er den Blutstrom zu stoppen. Außerdem galt es, die Kinder zu beruhigen. „Der Schreck steckt mir noch in den Knochen“, sagt der 26-jährige Dachauer. „Denn man realisiert erst im Nachhinein, was da hätte passieren können.“

    Lärm durch Gerüstbau am Schloss

    Wie es überhaupt zu dem Unfall kam, ist nicht geklärt – die beteiligten Tiere waren seit langem eingesetzt. „Es war keine Person bei den Pferden, die sie aufgeschreckt hat“, heißt es vonseiten der Polizei. Im Hintergrund hält sich die Theorie, dass der Lärm, der durch den Gerüstbau am Schloss entstand, seinen Teil beigetragen haben könnte. Die Ermittlungen der Polizei laufen. „Die Hauptsache ist aber, dass jetzt alle wieder genesen“, sagt Schwangaus Bürgermeister Reinhold Sontheimer. (AZ)

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