München-Altschwabing, Vereinsheim Occamstraße, zehn Uhr. Monika Gruber wirkt ein wenig nervös. Vormittags, erzählt die Kabarettistin, während sie ihre knallrot lackierten Fingernägel begutachtet, sei sie eigentlich maulfaul. Jetzt aber muss sie Rede und Antwort stehen, weil sie vom Bayerischen Rundfunk zum ZDF gewechselt ist. Die neue Sendung heißt „Leute, Leute!“, eine Boulevard-Satire. Sie, die auf einem Bauernhof in Tittenkofen im Landkreis Erding aufgewachsen ist, wird die große weite Welt der Prominenten aufs Korn nehmen.
Wie lebt es sich denn so als neuer bayerischer Superstar, Frau Gruber?
Monika Gruber: Was stellen Sie für Fragen? Die Gruaberin a Superschtar? A geh... Das ist doch eine ganz andere Liga. Das ist die Madonna oder die Angelina Jolie. Und das sind arme Leute, die können – egal wo auf der Welt – nicht mehr aus dem Haus gehen, ohne dass sie, ihre Kinder, ihre Mülltonne oder was weiß ich fotografiert werden.
Viele Stars inszenieren sich aber auch selbst. Da ist es doch kein Wunder, dass die Paparazzi wuschig werden.
Das ist Monika Gruber
Geboren wurde die Kabarettistin Monika Gruber am 29. Juni 1971.
Sie wuchs mit ihren zwei jüngeren Brüdern auf dem elterlichen Bauernhof in Tittenkofen, Landkreis Erding, auf.
Nach dem Abitur machte sie eine Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin.
Nach zwei Jahren Berufserfahrung bei einer amerikanischen Firma besuchte sie die Schauspielschule "Ruth-von-Zerboni" in München/Grünwald.
Während ihrer Ausbildung hatte sie bereits erste Engagements an der "Iberl-Bühne" in München/Solln.
Später spielte sie unter anderem in "Siska", "Der Alte" und "Tatort".
Ihre ersten Soloauftritte als Kabarettistin hatte Monika Gruber 2002 als "Kellnerin Monique" für "Kanal Fatal".
In "Die Komiker" war sie mit Günter Grünwald, Andreas Giebel und Michael Altinger zu sehen.
Im März 2004 hatte sie Premiere mit ihrem ersten selbst geschriebenen Solo-Programm "Kellnerin Monique: Schmeckt’s ned?".
Seit April 2011 ist sie mit ihrem vierten Solo-Programm "Wenn ned jetzt, wann dann!" in ganz Bayern unterwegs.
Der Kinofilm "Eine ganz heiße Nummer", der in einem kleinen niederbayerischen Dorf spielt, läuft sehr erfolgreich in den Kinos.
Mit der Boulevard-Sendung "Leute, Leute" wechselte Monika Gruber zum ZDF. Heute Abend startet die Satiresendung.
Gruber: Sie meinen, wenn Brad Pitt und Frau Jolie mit drei riesigen Geländewagen in den Kosovo einfallen und armen alten Frauen über die Wangen streicheln. Die Fotografen sind bestellt, denn die beiden wollen sich als Gutmenschen präsentieren. Ja, das ist etwas anderes. Da haben Sie recht. Wer das so will, den muss man nicht bemitleiden. Manche vergessen oft, was sie eigentlich sind – nämlich Schauspieler. Die glauben tatsächlich, sie retten die Welt.
Können Sie noch ohne Verkleidung auf die Straße?
Gruber: Logisch.
Tatsächlich? Sie sind doch mittlerweile schon sehr populär.
Gruber: Sagen wir es so: Es gibt immer Deppn, die einen blöden Spruch ablassen. Aber die meisten Leute sind wirklich höflich. Sie respektieren, wenn du beim Essen sitzt. Und wenn sie stören, dann erzählen sie etwas Nettes oder wollen nur ein Autogramm. Ich sage immer: Das ist das, was ich wollte. Und jetzt ist es so. Darum brauche ich mich auch nicht darüber beschweren. Prominente, die klagen, heucheln doch. Denn natürlich brauchen sie Aufmerksamkeit. Schließlich stellt man sich nicht auf eine Bühne und schreit: Bitte liebt mich! Und wenn es dann so ist, beschwert man sich darüber. Nein, im Gegenteil: Diese Prominenten rennen als Erstes an den Kiosk, um zu sehen, ob sie in der Bunten sind.
Die Menschen scheinen nach der Gruaberin verrückt zu sein. Sie stehen stundenlang Schlange, um Karten für Ihre Auftritte zu ergattern.
Gruber: Da muss ich ehrlich sagen: Das berührt mich, was die Leute alles auf sich nehmen. Es gibt Fotos, auf denen Menschen mit Thermoskanne in der größten Kälte stehen und vor den Kartenhäuschen warten. Mein Vater sagt immer: Ich tät’ das nicht für dich. Und ich antworte ihm: Ich auch nicht! Aber diese Fantreue erfüllt einen auf der anderen Seite auch mit Demut.
Was meinen Sie mit Demut?
Gruber (ernst): Es gibt Tage, an denen du selbst nicht fit bist und trotzdem abends auftreten musst. Da haderst du mit dir. Wenn man sich aber bewusst macht, wie sich die Leute seit Wochen auf den Abend freuen, dann ist es überhaupt keine Frage: Da heißt es dann: die Hacken zusammenschlagen und durch.
Wie muss man eigentlich sozialisiert sein, dass man so ohne Punkt und Komma reden kann?
Gruber: Man muss Phasen haben, in denen man gar nichts redet. Dann geht das.
Gibt es die bei Ihnen wirklich?
Gruber: Ja, schon. In der Frühe bin ich eher maulfaul. Ich brauche eine gewisse Anlaufzeit und mag zum Leidwesen meiner Freunde oft gar nicht reden. Gerade beim Autofahren, wenn jemand bemerkt: Du sagst ja gar nix, antworte ich: Jetzt fahr ma Auto, da schaue ich halt! Manchmal bleibe ich auch abends daheim, mache mir einen Teller Nudeln und schweige.
Die Bühnenauftritte, das Fernsehen – viel Stress halt?
Gruber: So schlimm ist es nicht. Ich habe die Auftritte deutlich reduziert. Früher waren es 150, heute spiele ich noch etwa 50. Wissen Sie, ich habe mir ein Häuserl gebaut. Da will ich leben – und zwar richtig. So wie es bei mir daheim war. Da sind die Leute auch spontan auf dem Bauernhof vorbeigekommen und sagten: Jetzt schau’ ma mal auf einen Ratsch bei der Gruaberin vorbei.
Was wollten Sie ursprünglich werden?
Gruber: Ich glaube, immer schon Schauspielerin. Leider war es bei mir nicht so wie bei Cameron Diaz, die ein Regisseur in der Bank ansprach. Denn zum einen schau ich nicht aus wie die Diaz – und zum anderen stand Helmut Dietl nie hinter mir in der Bank und fragte mich: Möchten S’ nicht bei Kir Royal mitspielen? Mein Vater sagte, als ich mich bei der Schauspielschule anmeldete: Bist größenwahnsinnig?
Und heute sagt er?
Gruber: Er hat lange Jahre versucht, mich umzustimmen. Meine Eltern beginnen den Erfolg erst jetzt richtig zu realisieren. Und wenn ich heute noch frage: Habt ihr das und das von mir gesehen, dann antwortet mein Vater: Ja, ich glaub, dass’ schon passt hat. Ich habe mit dem Schmid aus Pocking gesprochen, und der hat g’sagt: Es hätt’ ihm gefallen.
Und was meinte Ihr Vater, als Sie beim ZDF unterschrieben?
Gruber: Braucht’s des wirklich?
Interview: Josef Karg