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Elite-Internat: Missbrauchs-Skandal im Kloster Ettal: Systematische Misshandlungen

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Missbrauchs-Skandal im Kloster Ettal: Systematische Misshandlungen

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    Mauern des Schweigens hielten lange Zeit verborgen, was hinter den Mauern des Klosters Ettal geschehen war.
    Mauern des Schweigens hielten lange Zeit verborgen, was hinter den Mauern des Klosters Ettal geschehen war. Foto: dpa

    Es gibt viele Ettals. Zumindest in den Köpfen der Menschen, die in Internat oder Gymnasium des Benediktinerklosters ihre Jugend verbrachten. Und so können es die einen einfach nicht glauben, dass jener „Traumort“, an den sie nur gute Erinnerungen haben, die Hölle auf Erden gewesen sein soll. Das sind diejenigen, die nicht Opfer systematischer Misshandlungen oder gar sexualisierter Gewalt geworden sind.

    Missbrauchs-Skandal im Kloster Ettal: Schmerzhafte Gewissheit

    Sie wunderten, ja sie ärgerten sich über die immer wiederkehrende Schlagzeile des Jahres 2010: „Missbrauch in Ettal“. Manche kritisieren bis heute den Weg, den Klosterleitung und Opferverein nach anfänglichen Auseinandersetzungen eingeschlagen haben: den der schonungslosen Aufarbeitung. „Eine kleinere Gruppe der Opfer und wohl auch im Kloster steht dieser Verständigungsperspektive skeptisch bis ablehnend gegenüber“, heißt es in der gestern vorgestellten Studie des Instituts für Praxisforschung und Projektberatung München (IPP).

    Manche Opfer hegen Rachegedanken

    Und dann gibt es noch die anderen, die Opfer, für die das Kloster „das Beispiel von Doppelmoral“ schlechthin ist. Manche von ihnen hegen Rachegedanken, Robert Köhler tut das nicht. Der Vorsitzende des Vereins „Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer“ setzt auf Zusammenarbeit. Er hat unter anderem für annehmbare Entschädigungen gekämpft. 70 Betroffene stellten einen Antrag, im September 2011 zahlte ihnen das Kloster aus eigenem Vermögen 700 000 Euro. Ein Kuratorium hatte die Anträge geprüft und jeweils Beträge zwischen 5000 und 20 000 Euro festgelegt.

    Das ist das Kloster Ettal

    Der Name Kloster Ettal steht heute für eine Privatschule und ein erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen - jedoch auch für einen Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche.

    Kaiser Ludwig von Bayern gründete im Jahr 1330 in einem abgeschiedenen Hochtal am Rand der Ammergauer Alpen die Ettaler Benediktinerabtei «Zu den Heiligsten Herzen Jesu und Mariä» und ließ den gotischen Vorgängerbau der späteren barocken Klosterkirche errichten.

    Mit der Gründung einer Ritterakademie 1710 wurde die Schultradition des Marienwallfahrtsortes begründet.

    Im Jahr 1744 vernichtete ein Brand die Kirche Sankt Mariä Himmelfahrt mit ihrer mehr als 60 Meter hohen Kuppel sowie die Klostergebäude. Der Komplex wurde aber weitgehend nach den Originalplänen wieder aufgebaut.

    Bei der Säkularisation 1803 fiel das im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gelegene Kloster an das Königreich Bayern und wurde in den folgenden Jahren mehrfach verkauft.

    1900 zogen erneut Mönche ein, 1907 wurde Ettal wieder zum Kloster erhoben.

    Heute gehören dem Konvent Ettal und dem angeschlossenen Kloster Wechselburg in Sachsen zusammen an die 50 Mönche an.

    Das oberbayerische Kloster Ettal ist auch ein erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen.

    Dazu gehören neben einem Gymnasium samt Internat auch landwirtschaftliche Betriebe, ein Hotel, mehrere Gasthöfe, eine Brauerei, eine Likör-Destillerie sowie ein Kunstverlag und eine Druckerei.

    Die Ettaler Klosterbetriebe GmbH erzielt einen Jahresumsatz im unteren zweistelligen Millionenbereich.

    2010 erhoben ehemalige Schüler Missbrauchsvorwürfe gegen Patres in Kloster Ettal.

    2011 zahlte die Abtei 70 ehemaligen Klosterschülern eine Gesamtsumme von 700.000 Euro zur Anerkennung ihres Leids. Parallel begann die wissenschaftliche Aufarbeitung der Missbrauchsfälle.

    Nach wie vor gilt das Humanistische Gymnasium Ettal mit mehr als 400 Schülerinnen und Schülern als eine der renommiertesten Privatschulen Bayerns. Angeschlossen ist ein Internat, das aber nur Buben offensteht. Der Missbrauchsskandal hat nicht zu einem nennenswerten Rückgang der Schülerzahlen geführt.

    Köhler sagt: „Ich bin froh, dass wir nicht mehr in der anfänglichen Kampfphase stecken.“ Die Studie sei ein wichtiger Schritt. „Jetzt wird nicht länger jedem Einzelnen überlassen, das Geschehene zu interpretieren.“ Es sei nun eine Grundlage geschaffen, um in Zukunft Straftaten in Ettal zu vermeiden.

    Abt Barnabas Bögle sitzt neben Robert Köhler bei der Vorstellung der Studie im Münchner Presseclub. Er sagt: „Es bleibt unsere Aufgabe, uns verantwortungsbewusster und mit offeneren Augen unseren Herausforderungen in Kirche und Welt zu stellen.“ Bögle kennt das ganze Ausmaß des Versagens seit 2011.

    Damals hatte der frühere Bundesverfassungsrichter Hans-Joachim Jentsch in einem Bericht bereits zentrale Ergebnisse der IPP-Studie vorweggenommen. Jentsch kam zu dem Schluss, dass „im Kloster Ettal ein Ritual der Disziplinierung geherrscht hat, das den Anspruch auf Zucht und Ordnung mit außergewöhnlicher Härte exekutierte“.

    Beauftragter der Diözese spricht von erschreckenden Einzelfällen

    Einen großen Schritt vorangekommen ist auch die Aufarbeitung von Misshandlungs- und Missbrauchsfällen in der Diözese Augsburg. Das Bistum stand, neben Ettal, 2010 im Fokus der Öffentlichkeit – wegen Prügelvorwürfen gegen den damaligen Bischof Walter Mixa. Heute legt es den „Arbeitsbericht“ des ehemaligen Richters am Oberlandesgericht München, Otto Kocherscheidt, vor. Dieser war von März 2010 bis März 2013 Missbrauchsbeauftragter der Diözese, seine Nachfolgerin ist die Augsburger Rechtsanwältin Brigitte Ketterle-Faber.

    Dem Bericht zufolge haben sich bei Kocherscheidt bis Ende 2012 171 Personen gemeldet, 37 Meldungen betrafen andere Diözesen oder Orden. Von den 37 Opfern, die Kocherscheidt kontaktierten, waren 25 männlich und zwölf weiblich. „Die meisten Opfer waren zur Zeit der Tat circa zehn Jahre alt, das jüngste sechs Jahre“, schreibt er.

    "Eine erschreckende Zahl von Einzelfällen"

    Die Fälle sexuellen Missbrauchs liegen überwiegend in den Jahren 1950 bis 1980. Taten nach 2002 seien bis auf zwei Fälle nicht zu verzeichnen. Kocherscheidt folgert, dass es sich um „eine erschreckende Zahl von Einzelfällen handele“. 15 Fälle seien der Staatsanwaltschaft gemeldet worden. Dies habe zu drei Verurteilungen wegen sexuellen Missbrauchs und einer Verurteilung wegen des Besitzes kinderpornografischer Darstellungen geführt. Die Freiheitsstrafen seien zur Bewährung ausgesetzt worden.

    Generalvikar Harald Heinrich bezeichnete den Bericht als „wichtiges Fundament für einen weiterhin verantwortungsvollen und achtsamen Umgang in diesem Bereich“. Überdies liegt unserer Zeitung ein „Präventionsbericht“ des Bistums vor. Ihm zufolge wurden 2012 im Bistum 1039 kirchliche Mitarbeiter über Präventionsmaßnahmen informiert. Dies ist Teil eines umfangreichen Aus- und Fortbildungskonzepts.

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