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Augsburg: Missbrauch durch Zen-Priester: Anklage plädiert für lange Haft

Augsburg

Missbrauch durch Zen-Priester: Anklage plädiert für lange Haft

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    Dem Zen-Priester wird mehrfacher sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen.
    Dem Zen-Priester wird mehrfacher sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen. Foto: Stefan Puchner, dpa (Archivbild)

    Im Missbrauchsprozess gegen einen Zen-Priester vor dem Augsburger Landgericht hat die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von neun Jahren beantragt. Genpo D., 62, habe "das Vertrauen der Kinder wie auch der Eltern für sich missbraucht", sagte Staatsanwältin Birgit Milzarek. Für einige Opfer sei er wie ein Vaterersatz gewesen. Die Geschädigten, seien teils "psychisch abhängig" vom Angeklagten gewesen. Andere Eltern hätten ihre Kinder dem Zen-Priester anvertraut, in der Hoffnung, dass sie dort "in guten Händen seien".

    Zen-Priester hat gestanden

    Die Anklageschrift listet sieben Jungen im Alter von vier bis 13 Jahren als Opfer auf; es geht um 22 Missbrauchstaten. Dazu kommen mehr als tausend Kinderporno-Dateien, die der Angeklagte gespeichert hatte. Der Zen-Priester, der seit über 20 Jahren einen buddhistischen Tempel in Dinkelscherben (Kreis Augsburg) leitete, hat die Taten gestanden (Lesen Sie dazu: Ein gebrochener Mann: Zen-Priester missbrauchte sieben Kinder). Genpo D. ist im Juli vorigen Jahres festgenommen worden. Die Kripo begann im Sommer 2016 gegen ihn zu ermitteln, nachdem eine Mutter ihn angezeigt hatte.

    Die Frau befürchtete, der Zen-Priester könnte sich mehrfach an ihren Kindern vergriffen haben. Genpo D. hatte die Mutter und ihre Kinder im Rahmen einer Trauerbegleitung betreut, weil deren Mann und Vater gestorben war. Er begann eine Affäre mit der Frau und verging sich an zwei Söhnen, die zur Tatzeit im Grundschulalter waren. In weiteren Fällen hat er unter anderem einen 13-jährigen Flüchtlingsjungen missbraucht, um den er sich ehrenamtlich kümmerte. Der Vater des Jungen wurde in der Heimat der Familie ermordet. Der alleinerziehenden Mutter mit ihren Kindern drohte dennoch die Abschiebung aus Deutschland.

    Der erste Missbrauchsfall liegt länger zurück. Im Jahr 2001 vergriff sich Genpo D. an einem 13-Jährigen, der im Tempel auf Wunsch seiner Eltern seine Drogenprobleme überwinden sollte. Dabei wurde der Penis des Kindes verletzt. In der Anklage steht, die Narbe sei noch immer zu sehen. Das jüngste Opfer, ein vierjähriger Junge, war der Sohn von Genpo D.s Nichte. Gewalt hatte der Angeklagte nie ausgeübt. Aber er nutzte seine angesehene Stellung als Zen-Priester dafür aus.

    Psychiater: Angeklagter nicht alleine auf Kinder fixiert

    Der Psychiater Oliver Kistner hat den Angeklagten untersucht. Er geht davon aus, dass Genpo D. pädophile Neigungen hat. Allerdings habe der Zen-Priester auch diverse andere sexuelle Kontakte zu erwachsenen Männern und Frauen unterhalten. Er sei nicht alleine auf Kinder fixiert gewesen. Trotz der Pädophilie hätte Genpo D. sich kontrollieren können, ist der Gutachter überzeugt. Auch Menschen mit einer normalen sexuellen Orientierung dürften ihrer Lust nicht freien Lauf lassen.

    Urteil soll am Dienstag fallen

    Das Urteil gegen den Mann, der sogar Vizepräsident des buddhistischen Weltverbands WFB und Ehrenrat der deutschen buddhistischen Union war, will die Jugendkammer des Landgerichts am Dienstag kommende Woche verkünden.

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