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Neue Studie: Lehrermangel an Grundschulen wird sich verschärfen

Neue Studie

Lehrermangel an Grundschulen wird sich verschärfen

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    Bald könnte es zu wenig Grundschullehrer geben. Viele gehen in Pension, die Schülerzahlen steigen. Immer mehr Stunden könnten ausfallen, wie eine neue Studie bescheinigt.
    Bald könnte es zu wenig Grundschullehrer geben. Viele gehen in Pension, die Schülerzahlen steigen. Immer mehr Stunden könnten ausfallen, wie eine neue Studie bescheinigt. Foto: Alexander Kaya (Archiv)

    Die Überschrift der neuen Bertelsmann-Studie ist alarmierend: „Lehrkräfte dringend gesucht“. Die Bildungsforscher befassen sich darin mit dem Lehrermangel an Grundschulen. Der soll sich demnach so verschärfen, dass bis zum Jahr 2025 in Deutschland 35.000 Grundschullehrer fehlen, sofern die Politik nicht rechtzeitig gegensteuert.

    Lehrer gehen in Pension, Schülerzahl steigt

    60.000 Lehrer braucht es den Bildungsforscherun zufolge allein, um Beamte zu ersetzen, die sich aus dem Schuldienst zurückziehen. Steigende Schülerzahlen erfordern weitere 26.000 Pädagogen. Außerdem sehen die Regierungsprogramme von CDU/CSU und SPD vor, dass alle Eltern Anspruch auf einen Ganztagsplatz für ihr Kind bekommen. Dafür veranschlagen die Autoren weitere 19.000 Lehrer. Allerdings schließen den Angaben zufolge im selben Zeitraum nur 70.000 junge Grundschullehrer ihr Studium ab. So entsteht die Lücke von 35.000 Lehrern.

    Für den Freistaat hat der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) gestern Zahlen veröffentlicht. Nach Berechnungen des Verbands gehen bis 2030 rund 10.600 Grundschullehrkräfte in Pension. Gleichzeitig steige die Zahl der Schüler offiziellen Statistiken zufolge um zwölf Prozent. Um sie zu unterrichten, sind noch einmal zusätzlich 3200 Lehrer nötig.

    Kultusministerium hält Hochrechnungen für "nicht nachvollziehbar"

    Für Ludwig Unger, Sprecher des bayerischen Kultusministeriums, sind Hochrechnungen über einen so langen Zeitraum „nicht nachvollziehbar“. Man könne weder konkret sagen, wie viele Kinder bis 2030 geboren werden, noch, wie viele Lehrer bis dahin aus dem Schuldienst ausscheiden. Derzeit sind ihm zufolge alle Stellen an Bayerns Grundschulen besetzt. Jedes Jahr würden rund 1700 Lehrer neu eingestellt. Doch die Geburtenzahlen steigen, an den Schulen lernen jetzt auch zehntausende Kinder aus Zuwandererfamilien. Und an den Universitäten studieren zu wenige auf den Beruf des Grundschullehrers hin, der im Vergleich zu anderen Lehrämtern weniger gut bezahlt ist und lange mit schlechten Einstellungschancen verknüpft war. Deshalb ist die Unterrichtssituation schon heute angespannt.

    Lehrerverband fordert bessere Bezahlung

    Jeder fertig ausgebildete Grundschullehrer bekam zuletzt direkt von der Uni weg eine Stelle. Absolventen anderer Schularten werden nachqualifiziert. Teilzeitkräfte haben aufgestockt, pensionierte Lehrer kehrten an ihren Arbeitsplatz zurück. Kurzzeitig war 2017 sogar ein Pensionierungsstopp für Lehrkräfte angedacht, die vorzeitig in Ruhestand gehen wollten.

    Die BLLV-Vorsitzende Simone Fleischmann bezweifelt, dass all das reicht. Oder besser: Sie ist überzeugt, dass es nicht reicht. „Die Maßnahmen des Ministeriums funktionieren zwar kurzfristig“, sagt sie. Auf lange Sicht aber braucht es ihrer Meinung nach grundlegende Änderungen: mehr Aufstiegsmöglichkeiten und eine bessere Bezahlung für Grundschullehrer, ein flexibleres Studium, damit man leichter zwischen den Schularten wechseln kann – und das Bewusstsein, dass Kinder in zunehmend heterogenen Klassen anders gefördert werden müssten als noch vor ein paar Jahrzehnten.

    Auch Erzieher und Sozialpädagogen gefragt

    Ein Phänomen der heutigen Zeit ist, dass immer mehr Eltern ihre Kinder ganztags zur Schule schicken möchten. Neben Lehrern braucht es dafür Erzieher und Sozialpädagogen, die sich um die Betreuung über den Unterricht hinaus kümmern. Der Sprecher des Kultusministeriums ist „zuversichtlich“, die nötigen Fachkräfte zu finden. (mit afp)

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