Bayerns Lehrer warnen vor den Auswirkungen hasserfüllter Sprache auf Kinder und Jugendliche. "Wir beobachten mit größter Sorge, wie sich die Stimmung, die Kommunikation in den sozialen Netzwerken und die alltäglichen Umgangsformen in unserer Gesellschaft verändern", heißt es in einem Manifest mit dem Titel "Haltung zählt", das die Vorsitzende des Lehrerverbandes BLLV, Simone Fleischmann, am Mittwoch in München verlas.
"Diese Verrohung des Umgangs wirkt sich auch auf unsere Kinder und Jugendlichen aus." Lehrer beobachteten bei ihren Schülern inzwischen eine "zunehmende Aggressivität gegenüber Andersdenkenden, Ausländern und Flüchtlingen", sagte sie.
Beschimpfungen sollen Aggression auslösen
Es gebe einen engen Zusammenhang zwischen aggressiver Sprache und aggressivem Verhalten, betonte der Neurologe und Psychotherapeut Joachim Bauer von der Uni Freiburg. "Worte wirken massiv auf das Gehirn." Es sei beunruhigend, "wie in den sozialen Netzwerken Hass kultiviert wird". Denn: "Ich kann mit Sprache einwirken auf das Gehirn anderer Menschen." Beschimpfungen und Demütigungen lösten im Gehirn erst einen Schmerz und dann Aggression aus, sagte Bauer. "Hasssprache erhöht die Bereitschaft, selbst gewaltbereit zu handeln."
Nach Einschätzung des Deutschen Lehrerverbandes hat die Gewaltbereitschaft auf dem Schulhof bereits zugenommen - "und zwar im quantitativen und auch um qualitativen Sinn", sagte Verbandspräsident Josef Kraus. "Und es fängt alles immer früher an. Sie hören heute schon von Acht- oder Neunjährigen Begriffe wie "Hure", "Spasti", "Asylant"." dpa