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München: Lebensgefahr! Wenn sich Flüchtlinge an Bahngleisen orientieren

München

Lebensgefahr! Wenn sich Flüchtlinge an Bahngleisen orientieren

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    Gerade im Bereich des Münchner Ostbahnhofes werden immer wieder Flüchtlinge an Gleisen aufgegriffen. Symbolbild
    Gerade im Bereich des Münchner Ostbahnhofes werden immer wieder Flüchtlinge an Gleisen aufgegriffen. Symbolbild Foto: Frank Leonhardt dpa

    Sie orientieren sich oft an Autobahnen und Bahngleisen, um in die nächste Ortschaft zu gelangen. Weil sie sich nicht auskennen etwa, oder von Schleusern plötzlich ausgesetzt werden: Manche Flüchtlinge, die in Deutschland ankommen, bringen sich unwissentlich in Gefahr.

    Jüngstes Beispiel ist die 22 Jahre alte Frau aus Eritrea, die am Dienstagabend an der Bahnstrecke München-Augsburg bei Althegnenberg aufgegriffen wurde. Ein Lokomotivführer hatte beobachtet, wie sie die Gleise überquerte. Wohin die schlecht englisch sprechende Frau laufen wollte, weiß man nicht. Die Bahnstrecke, auf der viele Pendler unterwegs sind, musste jedenfalls für circa zwei Stunden gesperrt werden. Denn die 22-Jährige sagte, es seien noch mehrere Menschen an den Gleisen unterwegs. Ein Hubschrauber stieg in die Luft. Es wurde aber niemand mehr entdeckt.

    Flüchtlinge an Gleisen: Fälle am Münchner Ostbahnhof häufen sich

    Der gefährliche Lauf der jungen Afrikanerin ist kein Einzelfall, wie Wolfgang Hauner, Sprecher der Bundespolizei München berichtet. Gerade im Raum München gingen Flüchtlinge immer wieder an Gleisen entlang. "Sie orientieren sich an den Schienen, um von Ort zu Ort zu kommen", sagt er. "Sie sind sich der Gefahr, der sie sich damit aussetzen, gar nicht bewusst." Es komme auch vor, dass die orientierungslosen Menschen sogar mitten auf den Gleisen gehen.

    Besonders betroffen sei der Bereich des Münchner Ostbahnhofes. Dort halten nämlich die meisten Züge, die aus Richtung Rosenheim kommen. "Wir schließen nicht aus, dass die Menschen dann von dort Richtung Hauptbahnhof laufen, weil sie merken, dass sie am Ostbahnhof zu früh ausgestiegen sind", so Wolfgang Hauner.

    Zehn Fakten über Asylbewerber in Bayern

    Nach Zahlen, die das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familien und Integration im Internet veröffentlicht, kamen im Jahr 2014 exakt 173.072 Asylbewerber nach Deutschland, davon kamen 25.667 nach Bayern.

    Von den 25.667 Asylbewerbern, die Bayern im Jahr 2014 zugeteilt wurden, stammen die meisten aus Syrien (5624 Personen), danach folgen die Herkunftsländer Eritrea (2557), Afghanistan (1906) und Nigeria (1890).

    Grob gesagt darf jeder dritte Asylbewerber in Deutschland bleiben. Wer als Asylberechtigter im Sinne des Grundgesetzes anerkannt wird oder Flüchtlingsschutz erhält, weil im Heimatland Gefahr droht, bekommt eine dreijährige Aufenthaltserlaubnis.

    Für Unterbringung und Versorgung von Asylbewerbern und andere Leistungsberechtigten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz investierte der Freistaat im Jahr 2014 etwa 410 Millionen Euro.

    Die Dauer eines Asylverfahrens ist in jedem Bundesland anders. Nach den aktuellsten Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge dauert ein Verfahren im Bundesdurchschnitt 5,3 Monate, in Bayern durchschnittlich 4,7 Monate.

    Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten haben nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl derzeit die besten Chancen, in Deutschland bleiben zu dürfen, zum Beispiel Menschen aus Syrien, Eritrea, Afghanistan, dem Irak und Somalia.

    Asylbewerber aus den Balkan-Staaten Serbien, Mazedonien sowie Bosnien und Herzegowina haben nur geringe Aussichten auf Erfolg. Der Grund: Diese Länder gelten seit November 2014 als so genannte sichere Herkunftsstaaten.

    Flüchtlinge erhalten pro Monat ein Taschengeld von 140 Euro. Für alle weiteren notwendigen Ausgaben (Ernährung, Kleidung, Gesundheits- und Körperpflege) erhalten Alleinstehende außerhalb von Erstaufnahmeeinrichtungen monatlich 212 Euro. Insgesamt sind das also 352 Euro. Das entspricht dem Sozialhilfeniveau.

    Nach den Bestimmungen des Bundesrechts dürfen Asylbewerber in den ersten drei Monaten ihres Aufenthalts in Deutschland nicht arbeiten und keine Ausbildung machen. Danach bekommen sie eine eingeschränkte Arbeitserlaubnis, erst nach 15 Monaten haben sie einen freien Zugang zum Arbeitsmarkt.

    Flüchtlinge, die kein Aufenthaltsrecht in Deutschland bekommen, werden in einem schriftlichen Ablehnungsbescheid zur Ausreise aufgefordert. Innerhalb einer bestimmten Frist müssen sie dann das Land verlassen. Wer in dieser Frist nicht ausreist, dem droht die zwangsweise Abschiebung. (jsn)

    Werden solche Fälle gemeldet, fahren die Züge langsamer. Oder, der Bahnverkehr wird vorübergehend ganz eingestellt. Wie Dienstagabend zwischen München und Augsburg eben. Die Bundespolizei ahndet diese Fälle nicht als Ordnungswidrigkeit. "Das Unrechtsbewusstsein ist hier schließlich gar nicht vorhanden."

    Dass sich Flüchtlinge bei uns in Deutschland in Gefahr bringen, passiert auch an den Autobahnen. Immer wieder werden Menschen auf der Flucht an der A3 in Niederbayern und an der A8 aufgehalten.

    Allein im Juli wurden den Angaben zufolge 1500 Flüchtlinge auf der A3 zwischen dem Grenzübergang Suben bei Passau und Straubing aufgegriffen. Oftmals wurden sie einfach von Schleusern einfach ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen. Die Polizei reagiert aus Sicherheitsgründen deshalb immer wieder mit Tempolimits.

    "Das ist ein Phänomen, dass uns auch die nächsten Monate noch begleiten wird", ist sich Polizeisprecher Wolfgang Hauner sicher.

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