Die Fremdenfeindlichkeit auf dem Land nimmt zu. Das bayerische Landeskriminalamt (LKA) beobachtet immer mehr Straftaten, die einen fremdenfeindlichen Hintergrund haben könnten, sie reichen von Schmierereien an den Wänden neuer Asylbewerberunterkünfte bis hin zu Molotowcocktails auf dem Gelände. In vielen Fällen stecken hinter diesen Taten Menschen, die vorher noch nie auffällig waren. Vor allem auch im ländlichen Teil Bayerns würden die Menschen radikaler, sagt Robert Heimberger, der Präsident des bayerischen LKA. "Wir stellen in allen Bereichen eine Radikalisierung fest - auch in Bereichen, die bisher überhaupt nicht auffällig waren", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Gerade auf dem Land tappen die Ermittler oft im Dunkeln: Die Aufklärungsquote liege nur etwa bei etwa 15 Prozent. Das kommt vor allem daher, dass die Spurenlage sehr dünn sei. Die Ansätze für die Ermittlungen beschränkten sich etwa auf Farbe, wie es sie in jedem Baumarkt gebe. Und die Täter seien teilweise Menschen, die vorher noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen seien. "Letztlich haben wir keine Beziehung von Tatobjekt und Täter. Hier tun wir uns sehr schwer."
Bayern: Verfassungsschutz zählt drei Mal so viele Angriffe auf Asylheime
Die Zahl der Angriffe auf Asylbewerberunterkünfte hat sich im vergangenen Jahr laut Verfassungsschutzbericht mit mehr als 60 Taten in Bayern fast verdreifacht. Die Zahl rechtsextremer Straftaten stieg im Vergleich zum Vorjahr um knapp 20 Prozent auf fast 3000; die Zahl rechtsextremer Gewalttaten kletterte von 66 auf 91. Zugleich gab es auch mehr linksextremistische Gewalttaten, die Zahl stieg von 50 auf 122. Heimberger sagte, er sehe darin auch eine Reaktion auf die rechten Taten.
Und noch etwas anderes beunruhigt Heimberger: Auch die Islamisten-Szene sei nicht untätig. Der LKA-Chef sieht genau wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) Versuche islamistischer Gruppierungen, in Asylbewerberunterkünften neue Anhänger anzuwerben. Die Ermittler seien angesichts der gestiegenen Terrorgefahr in Alarmbereitschaft. "Wir gehen jedem noch so kleinen Hinweis nach."
Für eine bessere länderübergreifende Zusammenarbeit sei keine eigene europäische Polizei nach dem Vorbild des FBI nötig, wie manche bereits forderten. "Wir brauchen keine neue Monsterbehörde." Heimberger plädierte aber für einen besseren Zugriff auf polizeiliche Akten anderer Länder. lby/dpa