Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Modenschau in Augsburg: Kunst zum Anziehen: Wenn sich Models in Leinwände hüllen

Modenschau in Augsburg

Kunst zum Anziehen: Wenn sich Models in Leinwände hüllen

    • |
    Top Models bei Fashion-Show im Augsburger Textilmuseum. Mit dabei ist auch Joana aus Augsburg (links).
    Top Models bei Fashion-Show im Augsburger Textilmuseum. Mit dabei ist auch Joana aus Augsburg (links). Foto: Ulrich Wagner

    Nicht zu pink, lautet die Anweisung. Stylistin Jana von Ganski sprüht mit dem Farbspray nur kurz auf den brünetten Pferdeschwanz vor sich. Dann greift sie zu einem Schwämmchen, tupft damit in pinkfarbenen Lidschatten und mattiert das Haar ab. „So ist’s gut“, findet das Model, das sich mit prüfendem Blick im Spiegel betrachtet. Sarah-Anessa Hitzschke, bekannt als Finalistin der Fernsehsendung „Germany’s next Topmodel“, neigt ihren Kopf kurz nach links, dann nach rechts: „Fertig, oder?“

    Als auch Anke Held, an diesem Tag verantwortlich für Haare und Make-up, ihr Okay gibt, kann das 18-jährige Model zu seinen Kolleginnen, die nebenan auf ihren Auftritt warten. Die 17 Mädchen, darunter mit Hitzschke, Miriam Höller, Amelie Klever und der Augsburgerin Joana Damek vier aus dem Fernsehen bekannte Models, telefonieren, essen Obst oder unterhalten sich. In einer halben Stunde präsentieren sie im Augsburger Textil- und Industriemuseum (Tim) die aktuelle Sommerkollektion „She“ der Hamburger Designerin Julia Starp, die bislang nur auf der „Fashion Week“ in Berlin zu sehen war. Im Tim wird sie an diesem Samstag gleich dreimal gezeigt.

    Das Besondere: Die 30-Jährige hat die bemalten Leinwände des Berliner Künstlers Kiddy Citny, berühmt unter anderem für seine Mauer-Kunst, zu Kleidungsstücken verarbeitet. „Seine Malerei wirkt lebensbejahend auf den Betrachter, das hat perfekt zu meiner Idee für die neue Kollektion gepasst“, sagt Starp. „Ich will zeigen, dass Mode Kunst zum Anziehen sein kann.“

    Designerin Julia Sharp kommt in Schwarz

    Die Designerin selbst sieht kurz vor der Schau ganz in Schwarz hinter den Kulissen nach dem Rechten. „Ich habe beruflich so viel mit Farben zu tun, ich fahre das privat gerne zurück“, erzählt sie. Dann wird ihr von einer Assistentin auf die Schulter getippt. Die Designerin entschuldigt sich, sie muss weiter. Gleich beginnt die Modenschau.

    Auch Laura Schulz hat jetzt Stress. Die junge Frau ist dafür verantwortlich, alle Models rechtzeitig auf den Laufsteg zu schicken. Ein letztes Mal wirft sie einen Blick nach links auf die Spickzettel im Briefpapier-Format mit den Fotos aller Kostüme. „Mädels, kann ich euch jetzt bitte alle mal zählen?“, fragt sie ungeduldig, während sie mit dem Zeigefinger nacheinander auf die Models zeigt. „Es sind alle da“, sagt sie schließlich in ihren Kopfhörer, in dem ein Mikrofon eingearbeitet ist – und lächelt.

    Vor den Kulissen haben indes alle Zuschauer auf den 600 weißen Plastikstühlen Platz genommen. Vier Models in Gummistiefeln und Regenmänteln, die seit dem Einlass regungslos auf dem Laufsteg stehen, sind die ersten bunten Blickfänge. Als die Musik einsetzt, laufen die jungen Frauen los.

    In der folgenden halben Stunde präsentieren sie Kleider, Röcke, Korsagen, Blusen, Hotpants, Blazer sowie Bademode in auffallenden Blautönen, zartem Gelb oder kräftigem Orange-Rot. Auch klassisches Schwarz und Weiß finden sich in der Kollektion wieder. Starps Stil wird auch in den insgesamt sehr femininen Schnitten sichtbar. Zwar wirken die Trägerinnen – dank des starren Leinwandmaterials – skulpturenhaft, aber gleichzeitig elegant.

    „Bequem ist das nicht gerade“, hatte Model Franziska Pfuff kurz vor der Schau noch zugegeben. Neben Joana Damek ist die Studentin die zweite Augsburgerin, die Starps Mode präsentieren darf. In lilafarbener Korsage und langem schwarzen Rock läuft die 21-Jährige zügig über den weißen Catwalk. Unbequem wirkt zumindest an diesem Lauf nichts.

    Nachdem die letzte Design-Bekleidung präsentiert ist, geht es hinter den weißen Vorhängen wieder hektisch zu. Die Models ziehen sich flott um. Raus aus der Kunst-Couture, rein in die Alltags-Jeans. „Wir wollen noch mal kurz raus“, sagt Hitzschke, während sie nach ihrem grauen Pullover sucht. „In zwei Stunden wird ja schon wieder nachgeschminkt.“ Dann präsentieren die 17 Frauen dem Publikum zum dritten und letzten Mal Starps AnziehKunst.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden