Hitlers „Mein Kampf“ ist ein schreckliches, ein grauenvolles Buch, aber es muss 70 Jahre nach dem Tod seines Verfassers niemanden mehr in Angst und Schrecken versetzen – schon gar nicht in Form der wissenschaftlich kommentierten Neuausgabe, die jetzt vom Institut für Zeitgeschichte in München veröffentlicht wird.
Die Historiker haben sich mutig über die Zaghaftigkeit der bayerischen Staatsregierung hinweggesetzt und getan, was schon längst hätte getan werden sollen. Sie treten der Mystifizierung der Hetzschrift mit den Mitteln der Wissenschaft entgegen. Sie entlarven Hitlers Lügen, seine Propaganda, seine Machttechniken und seine Selbststilisierung und betreiben damit Aufklärung im besten Sinne.
Mein Kampf: Kommentierte Ausgabe nimmt Buch Reiz des Verbotenen
Noch wichtiger aber ist, dass mit der Veröffentlichung dem Buch der Reiz des Verbotenen oder, wie der britische Historiker Kershaw es formuliert, „die Faszination des Unzugänglichen“ genommen wird. „Mein Kampf“ wird damit, so ist zu hoffen, zu dem, was es nüchtern betrachtet schon seit Kriegsende ist: eine, wenn auch grauenvolle, historische Quelle.