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Arnstein: Kohlenmonoxid-Tod in der Gartenlaube: Vater sagt umfassend aus

Arnstein

Kohlenmonoxid-Tod in der Gartenlaube: Vater sagt umfassend aus

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    Traurige Berühmtheit erlangte der fränkische Ort Arnstein. Hier starben sechs Jugendliche an dem giftigen Gas Kohlenmonoxid.
    Traurige Berühmtheit erlangte der fränkische Ort Arnstein. Hier starben sechs Jugendliche an dem giftigen Gas Kohlenmonoxid. Foto: Schamberger, dpa

    Er wollte alles richtig machen und beging dabei den wohl größten Fehler seines Lebens. Im Winter hat ein Vater aus dem unterfränkischen Arnstein sein Gartenhäuschen für den 18. Geburtstag seiner Tochter vorbereitet. Sie wollte dort mit ihrem Bruder und vier Freunden eine kleine Party feiern. Weil die Laube mit sechs Zimmern nicht ans Stromnetz angeschlossen ist und die kleine Solaranlage nicht für den Herd reicht, kauft er im Baumarkt einen Stromgenerator.

    Arnstein: Laienhafte Konstruktion wird Jugendlichen zum Verhängnis

    Den schließt der heute 52-Jährige laut Anklageschrift im Technikraum neben dem Flur an, obwohl das Gerät nur für den Außenbereich zugelassen ist. Die Abgase des benzinbetriebenen Generators leitet er mit zwei wackelig ineinander gesteckten Wasserrohren nach außen. Diese laienhafte Konstruktion wird am Abend des 28. Januars sechs jungen Leuten zum Verhängnis werden.

    Wie aus der Anklageschrift hervorgeht, fallen im Laufe der Geburtstagsfeier die Rohre zu Boden. Kohlenmonoxid verteilt sich in der Hütte. Da das tödliche Gas geruchlos ist, bemerken die sechs Feiernden nichts. Vermutlich noch vor Mitternacht sind die Jugendlichen tot, darunter Tochter und Sohn des Mannes.

    "Nach wie vor bin ich fassungslos wie und warum das passieren konnte. Ich begreife das einfach nicht", ließ der 52-Jährige am Mittwoch vor dem Landgericht Würzburg von seinem Verteidiger verlesen. "Ich will aber keine Schuld von mir weisen", las Strafverteidiger Hubertus Krause weiter vor.

    Der Angeklagte sagte in seiner persönlichen Erklärung unter anderem, dass er die Abgasleitung extra fest installiert und vor dem Betrieb mehrfach erfolgreich getestet habe. Der neu gekaufte Generator sei bereits zu Silvester einwandfrei gelaufen.

    Vater entdeckt die Leichen erst am nächsten Morgen

    Der Vater selbst macht am nächsten Morgen die grausame Entdeckung. Eigentlich wollte er nur nach dem Rechten schauen, weil er nichts mehr von seinen Kindern gehört hatte. In der Laube findet er die leblosen Körper der 18 und 19 Jahre alten Teenager. Für sie kommt jede Hilfe zu spät.

    Arnstein im Januar: Absperrband der Polizei vor der Zufahrt zu dem privaten Grundstück.
    Arnstein im Januar: Absperrband der Polizei vor der Zufahrt zu dem privaten Grundstück. Foto: Daniel Karmann (dpa)

    Wochen- und monatelang hat die schwer fassbare Tragödie das Werntal beschäftigt. Die Jugendlichen waren vielen bekannt. Einer stand kurz vor der Gesellenprüfung, die jungen Leute waren Mitglieder der Jugendfeuerwehr, spielten in der Dorfkapelle.

    Rund achteinhalb Monate nach dem Unglück beginnt nun der Prozess gegen den Familienvater. Der 52 Jahre alte Mann muss sich wegen fahrlässiger Tötung ins sechs Fällen von Mittwoch (9.00 Uhr) an vor dem Landgericht Würzburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, alle Warnhinweise auf dem Generator und in der Bedienungsanweisung ignoriert und das Gerät dennoch im Inneren des 48 Quadratmeter großen Häuschens aufgestellt zu haben. Zudem hätte dem Angeklagten klar sein müssen, dass seine undichte, lose Rohr-Konstruktion nicht als Abgasableitung geeignet war.

    Für fahrlässige Tötung reicht der Strafrahmen der Staatsanwaltschaft zufolge von einer Geldstrafe bis hin zu fünf Jahren Freiheitsstrafe. Das Gericht hat bislang drei Prozesstage angesetzt. dpa/lby

    Kohlenmonoxid: Die Gefahr der leisen Vergiftung

    Das sehr giftige Kohlenmonoxid (CO) ist ein brennbares, farb- und geruchloses Gas.

    Es entsteht unter anderem, wenn Materialien wie Holz, Kohle oder Gas ohne genügend Sauerstoff verbrennen, etwa in geschlossenen Räumen oder bei defekten Heizanlagen.

    Das Entzünden eines Holzkohlegrills in einem abgedichteten Raum ist lebensgefährlich.

    Kohlenmonoxid blockiert den Transport von Sauerstoff im Blut.

    Die Folgen sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Bewusstlosigkeit sowie schließlich der Tod durch Ersticken.

    Im Schlaf werden die Symptome nur selten bemerkt.

    Jedes Jahr sterben in Deutschland mehrere hundert Menschen an einer Kohlenmonoxidvergiftung - zumeist als Folge von Unglücken oder technischen Defekten.

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