Bischof Konrad Zdarsa sagt: „ Kirche ist keine Demokratie.“ Muss man dies als Katholik einfach schlucken?
Roth: Ob Katholikin oder nicht: Ich möchte keine demokratiefreien Räume in unserer Gesellschaft. Der Augsburger Bischof richtet seine Worte an die kircheninternen Kritiker seiner Reformpläne. Also an Priester, Laienorganisationen und viele Gläubige und Ehrenamtliche in den Pfarreien in Schwaben. Ich halte es für bedenklich, wenn mit Menschen, denen Kirche wichtig ist, in so undemokratischer Form umgegangen wird.
Kann sich die katholische Kirche so ausklinken aus einer demokratischen Gesellschaft?
Roth: Die Kirche ist Teil unserer demokratischen Gesellschaft. Daher sollte sie auch deren Kern widerspiegeln: das Demokratieprinzip. Religionsfreiheit und Selbstbestimmungsrecht der Kirchen gelten stets im Rahmen unserer Gesetze.
Passt es ins Jahr 2012, dass ein Bischof seiner Diözese verordnet, was die Zukunft erfordert?
Roth: Die Kirchen und damit auch die Bischöfe stehen vor einem großen Strukturwandel. Es ist grundsätzlich gut, wenn sie sich diesen Fragen annehmen. Wenn aber die Menschen nicht beachtet und nicht mit auf den Weg genommen werden, dann droht ein Riss zu entstehen. Die Kirche reagiert auf den Wandel der Zeit und sollte dabei auch bedenken, dass Mitbestimmung für die Menschen immer wichtiger wird. Priester, Ehrenamtliche, Laien und die vielen Gläubigen müssen sich einbringen können, dann gibt es einen gemeinsamen Weg.
Welche Alternativen schlagen Sie der Kirche vor, um notwendige Strukturanpassungen vorzunehmen?
Roth: Die Kirche sollte Mut zeigen, mehr Dialog zulassen und stärker auch auf synodale Formen zurückgreifen. Mit einem Basta von oben herab wird es ein schwerer Weg. Nach Bischof Mixa wäre es gerade in Augsburg wichtig, die trennenden Gräben zu überwinden und Brücken der Mitsprache und Beteiligung zu bauen.
Dürfen Sie sich als Parteivorsitzende und Bundestagsabgeordnete legitim in die Angelegenheiten der katholischen Kirche einmischen?
Roth: Wir leben in einer Demokratie, die von offener Debatte lebt und nicht vom Verschweigen. Christen und ihre Kirchen sind ein wichtiger Mitspieler in dieser Demokratie. Sie schweben nicht über den Dingen und wollen das auch gar nicht tun. Sie engagieren sich, mischen sich ein, auch bei vielen politischen Fragen. Deswegen kann es niemandem egal sein, wie die Kirche verfasst ist und wie es um die Beteiligungs- und Demokratieprozesse darin bestellt ist.