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Stromtrassen: Katerstimmung nach Energiedialog: Bremst Bayern die Energiewende?

Stromtrassen

Katerstimmung nach Energiedialog: Bremst Bayern die Energiewende?

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    Sind neue Stromtrassen in Bayern für die Energiewende nötig?
    Sind neue Stromtrassen in Bayern für die Energiewende nötig? Foto: Felix Kästle (dpa)

    Politik und Energieversorger üben auf Bayern Druck aus, nach dem Ende des Energiedialogs im Freistaat die Energiewende schneller voranzutreiben. Der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering (SPD), forderte die Staatsregierung zur Vertragstreue auf. „

    Energiewende: Wie viele Stromtrassen braucht Bayern?

    Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sieht es ähnlich. Er lobte mit dem Energiedialog im Freistaat ein Verfahren, „das alle wichtigen Akteure und Betroffenen an einen Tisch gebracht hat“. Auch auf Bundesebene könnte diese hohe Bürgerbeteiligung die Akzeptanz der Energiewende erhöhen. Gleichzeitig warnte der

    „Wir haben beim Netzausbau Zeit verloren“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur (Dena), Ulrich Benterbusch, auf Anfrage unserer Zeitung. Er bezeichnete den in Bayern geführten Energiedialog als innovativen Ausweg, „weil der Ausbau der Stromnetze bereits beschlossene Sache war“. Bayern im Bremserhäuschen auf dem Weg zur Energiewende? „Wir sollten uns nicht mehr mit dem Blick zurück aufhalten“, reagierte Benterbusch. Er erwarte, dass nun zügig Entscheidungen getroffen werden: „In den nächsten Monaten oder noch schneller.“

    Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ließ am Montag jedoch die Frage weiter offen, ob zwei Stromtrassen, eine oder gar keine nach Bayern führen müssen. Ihre Formel „Zwei minus x“ schließt keine der drei Möglichkeiten aus. In der Koalition in Berlin müsse nun entschieden werden. Bayerns Position ist dabei augenscheinlich, auf mindestens eine Trasse zu verzichten, wenn der Bund neue Gaskraftwerke bezuschussen würde.

    SWA: Bayern braucht einen Energie-Mix

    Ob diese Bereitschaft vorhanden ist, das ist ausgesprochen fraglich. Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) stehen jedenfalls weiter bereit, auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes Leipheim (Kreis Günzburg) ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk zu bauen. Voraussetzung jedoch: politisch muss dies gewollt sein. Vergütet werden müsse dann die Bereitstellung eines fixen Reservekraftwerks, wenn erneuerbare Energieformen die Versorgungslücke nach Abschaltung der Kernkraftwerke nicht schließen könnten. Eine solche Förderung ist derzeit nicht vorgesehen „und deshalb kein wirtschaftlicher Betrieb möglich“, sagt SWU-Sprecher Sebastian Koch. Wenn es künftig eine „andere Marktsituation“ gebe, dann könne mit dem Bau der ersten Phase (Gasturbine) im Jahr 2018 begonnen werden. „Unsere Planungen sind weit gediehen.“ Die Bauzeit beträgt laut SWU rund zwei Jahre.

    Der Geschäftsführer der Stadtwerke Augsburg (SWA), Klaus-Peter Dietmayer, verweist darauf, dass eine sichere, saubere und bezahlbare Stromversorgung nur dann gewährleistet ist, „wenn wir uns möglichst breit aufstellen“. Dazu gehört für ihn eine neue Stromtrasse. Dazu gehören erneuerbare Energien. Gaskraftwerke möchte Dietmayer ebenfalls nicht ausschließen. Als besonders bedeutsam stellt er die Kraft-Wärme-Kopplung heraus. Eine dezentrale Energieversorgung mit zu- und abschaltbaren Blockheizkraftwerken ist für ihn ein Kernbaustein des künftigen Energie-Mixes.

    Der regionale Energieversorger Lechwerke AG erklärte, durch den Energiedialog sei deutlich geworden, dass es bei der Energiewende nicht um ein „Entweder-oder“ geht. „Es ist ein Gesamtkonzept mit verschiedenen Bausteinen.“

    Wie viel Zeit ist aber noch nötig, bis Bayern und der Bund diese Bausteine zusammenfügen? Die lange Leitung des Freistaats erzürnte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) bereits vor drei Monaten. Er klagte vor Arbeitgebervertretern über „irre Zustände“ bei der Energiewende. Das, was sich im Süden Deutschlands abspiele, sei eine „Karnevalsveranstaltung“.

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