Deshalb haben die Entwickler des Warnsystems Anfang des Jahres einen Testlauf gestartet. In Kooperation mit dem Landesverband Bayern der Gehörlosen e.V. wollen sie herausfinden, was speziell für gehörlose Nutzer noch verbessert werden kann. Der Pressesprecher von "KatWarn", Niklas Reinhardt erklärt: "Dieses Jahr sammeln wir erstmals systematisch das Feedback dieser Nutzergruppe." Technisch sei noch so einiges möglich, doch es komme immer darauf an, welche Funktionen die Nutzer auch in der Praxis schätzen.
Gehörlose reagieren auf Anzeigen und Vibrationsalarm der Smartphones
Doch warum ist "KatWarn" für Gehörlose besonders nützlich? Reinhardt sagt: "Die meisten anderen Warnsysteme wie Sirenen oder Radiodurchsagen funktionieren akustisch, deshalb ist "KatWarn" eine gute und wichtige Alternative." Gehörlose nutzen seinen Erfahrungen zufolge gerne Smartphones und reagieren auf die Anzeigen und den Vibrationsalarm. Weil bereits in den vergangenen Jahren so viel Rückmeldungen von gehörlosen Nutzern gekommen sind, wollen die "KatWarn"-Entwickler ihr Angebot gerade für diese Nutzer noch weiter optimieren.
Als erstes größeres Bundesland hat Rheinland-Pfalz am Mittwoch ein Katastrophen-Warnsystem für Mobiltelefone eingeführt. Innenminister Roger Lewentz (SPD) gab in Mainz den offiziellen Startschuss. Befindet man sich etwa in der Nähe eines Großbrandes oder eines Chemieunfalls, bekommt man von den jeweiligen Behörden eine Nachricht und Verhaltenshinweise auf sein Smartphone gesendet. Wer die Mitteilungen über SMS, E-Mail oder App-Funktion nutzen möchte, muss sich allerdings zuvor bei "Katwarn" anmelden. Die Anmeldung im System ist kostenlos und freiwillig.
"KatWarn" ist kein Ersatz für andere Kanäle, aber bietet eine Alternative
"KatWarn" ist das erste deutschlandweit einheitliche Warn- und Informationssystem, das bei Katastrophen und in Gefahrensituationen über das Mobiltelefon informiert. Entwickelt wurde es vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) und den öffentlichen Versicherern. Zusätzlich zu den allgemeinen Informationen durch Polizei, Feuerwehr und in den Medien soll das System die Bevölkerung informieren, und zwar besonders gezielt die tatsächlich Betroffenen. Über die Standort-Funktion von Smartphones erhalten die Nutzer nämlich genau die Informationen, die für sie in ihrer Umgebung relevant sind.
Schon seit 2010 ist das Warnsystem in verschiedenen deutschen Städten, Landkreisen und Stadtstaaten im Einsatz. Versendet werden ausschließlich offizielle Warninformationen von zuständigen Behörden, Einrichtungen und Leitstellen. Die Verantwortung für die Informationen tragen je nach Gefahrensituation verschiedene Stellen, sodass die Nutzung regional unterschiedlich ist.
Die Absender sind bei jeder Warnmeldung ausgewiesen. In Bayern ist das Katastrophenwarnsystem bisher nur für vier Landkreise mit regionalen Meldungen verfügbar. Die zuständigen Sicherheitsbehörden von Altötting, Deggendorf, Nürnberg und München nutzen das System bereits zur Versendung von Gefahrenwarnungen.
"KatWarn" stellt die Technik, die Inhalte kommen von den Behörden
Ob schon bald noch mehr bayerische Kommunen hinzukommen, hänge nur von den Landkreisen und kreisfreien Städten selbst ab, erklärt der Pressesprecher von Fraunhofer FOKUS, Niklas Reinhardt: "Die technische Anbindung ist auf jeden Fall auch kurzfristig gut zu ermöglichen. Die zuständigen Behörden müssten sich nur für die Verwendung des Systems entscheiden." Das Fraunhofer-Institut FOKUS stellt nämlich lediglich die Technik zur Verfügung, für Meldungen sind die jeweiligen Behörden und Einrichtungen selbst zuständig: "Die Entscheidung zur Einführung von KatWarn liegt bei den Landräten oder Oberbürgermeistern der Kommunen."
Dabei kommt es auch immer auf die Gegebenheiten vor Ort an. Besonders aufgeschlossen seien dem System schon 2010 die Ostfriesischen Inseln gewesen, die aufgrund ihrer geografischen Lage häufiger Probleme mit Sturmfluten und Hochwasser haben.