Vater Arzt, Mutter Mathematikerin – durch diese Konstellation wurde der Allgäuerin Andrea Ablasser die Wissenschaft quasi in die Wiege gelegt. Als Immunologin kämpft die 30-Jährige heute gegen Krebs und Autoimmunerkrankungen. Für ihre Forschungsarbeit hat sie gestern den angesehenen Paul- Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaeter-Nachwuchspreis bekommen.
„Eine tolle Bestätigung meiner Arbeit“, nennt Ablasser die Auszeichnung. So etwas motiviere doch sehr für die weitere Forschung. Dennoch sei natürlich die dem Preis zugrunde liegende Entdeckung das wirklich Wichtige. Ihre Tätigkeit kann sie trotz ihrer Komplexität in einem Satz erklären: „Wir erforschen, wie unser Immunsystem mögliche Krankheitserreger, wie Viren oder Bakterien, erkennt.“ Dadurch erhoffen sie und ihre Kollegen sich, mittel- bis langfristig etwa den Krebs heilen zu können. Eine Möglichkeit wäre, Impfungen zu entwickeln.
Die Liebe zu den Naturwissenschaften entdeckte Andrea Ablasser schon früh. Als Dreijährige zog sie mit ihren Eltern von Bad Friedrichshall bei Heilbronn nach Buchloe. In Türkheim und Hohenschwangau besuchte sie das Gymnasium, wo sie ein Schuljahr übersprang. Für die Medizin begeisterte sie ihr Vater, der als Chefarzt am Buchloer Krankenhaus tätig war. „Seine Arbeit hat mich fasziniert und für später auch geprägt“, sagt Ablasser. Ihr Medizinstudium absolvierte sie an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Für Teile ihres Praxisjahres ging es an die renommiertesten Universitäten: nach Oxford und naxch Boston an die Harvard-Medical-School. „Eigentlich wollte ich in Richtung Onkologie (Krebs-Wissenschaft)“, erinnert sie sich. Dann widmete sie sich in ihrer Doktorarbeit doch der Immunologie.
Während der Zeit der Promovierung bemerkte die junge Frau, dass es ihr die Forschung mehr angetan hat als die medizinische Praxis. Sie folgte dem Betreuer ihrer Doktorarbeit an die Bonner Universität und trat eine Stelle am Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie an. Eine lehrreiche, aber auch entbehrungsreiche Zeit. „Die Arbeit in der Wissenschaft erfordert in den Anfängen ein sehr hohes Engagement, aber man kann dafür seiner Leidenschaft nachgehen.“
Nach fünfeinhalb Jahren dort wurde sie nun als Professorin an die Universität im Schweizer Lausanne berufen. Mit der Stelle geht für sie nicht nur ein beruflicher, sondern auch ein privater Traum in Erfüllung. Die jahrelange Fernbeziehung mit ihrem Lebensgefährten – einem Physiker – geht nun zu Ende.
Darüber hinaus wird die Sehnsucht nach den Bergen gestillt. „Erst wenn man die Natur nicht mehr so nah vor der Haustüre hat, merkt man, wie sehr sie fehlt“, gibt sie zu. Im Allgäu aufgewachsen, nahmen die Berge und der Sport einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit ein. Als Jugendliche fuhr Andrea Ablasser Ski, sogar an Deutschland-Cups nahm die aktive junge Frau teil.
Der Wunsch einer Profi-Karriere war dann doch nicht so groß wie der eines Studiums. „Ich war auch keine Maria Riesch“, sagt sie und lacht dabei. An ihrem neuen Arbeitsort bekommt Andrea Ablasser die Berge endlich wieder vor die Haustür – das, was sie sich schon lange gewünscht hatte.