Sie fühlen sich im wahren Sinn des Wortes sauwohl in den Wäldern, auf Wiesen und Äckern, ja sogar schon in einigen Städten. Zwischen Jägern und Landwirten aber sorgt die stetig wachsende Zahl der Wildschweine immer wieder für Ärger. Die Landwirte, die Wildschweinschäden zu beklagen haben, fordern höhere Abschusszahlen. Die Jäger, die mit dem Abschuss nicht nachkommen, beschweren sich über die Ausweitung des Maisanbaus, der den Tieren Nahrung und Deckung gibt. Doch obwohl die Probleme und ihre Ursachen seit Jahren bekannt sind, gelingt es bisher in vielen Teilen Bayerns nicht, den gefräßigen Rotten Herr zu werden. Dies wurde gestern im Landtag bei der Vorstellung des Schlussberichts zum Schwarzwildprojekt des Landwirtschaftsministeriums deutlich.
Änderung des Jagdrechts kann nicht mehr ausgeschlossen werden
Die Kernbotschaft des Berichts, der von Niels Hahn von WILCON Wildlife Consulting vorgelegt wurde, war eindeutig: Es gibt ein ganzes Bündel möglicher Maßnahmen, um die Schwarzwildbestände zu verringern. Voraussetzung für den Erfolg aber sei, dass alle Beteiligten vor Ort sich informieren und organisieren, regional passende Konzepte entwickeln und zusammenarbeiten. Und daran hapert es offenkundig in vielen Regionen – mit möglicherweise ärgerlichen Folgen für alle Beteiligten. Der oberbayerische CSU-Abgeordnete Klaus Steiner warnte davor, länger in Untätigkeit zu verharren. Wenn das Problem nicht in den Griff zu bekommen sei, könne eine Änderung des Jagdrechts nicht mehr ausgeschlossen werden. „Dann“, so Steiner, „muss man zu Methoden greifen, die nicht mehr jagdgerecht sind, sondern Schädlingsbekämpfung.“
Der Grünen-Abgeordnete Markus Ganserer forderte die CSU auf, mehr Druck auf die Spitze des Jagdverbandes zu machen. Wildtier-Experte Hahn hatte in seinem Vortrag auch darauf hingewiesen, dass Jäger oft nicht genug über Wildschweine wüssten oder in ihren Revieren egoistische Ziele verfolgten. So habe ein Jäger die Beteiligung an einer revierübergreifenden Wildschweinjagd abgelehnt und gesagt: „Wenn du meine Rehe schießt, jage ich nicht mit auf Sauen.“ Ganserer griff diese Kritik auf und zitierte aus der aktuellen Ausgabe der Verbandszeitschrift, in der sich der Jagdverband gegen „Nachhilfe“ von dritter Seite zur Wehr setzt. Die Vorsitzende des Agrarausschusses, Angelika Schorer (CSU), verwies im Gespräch mit unserer Zeitung dagegen darauf, dass sie viele Jäger erlebe, die gerne bereit seien etwas dazuzulernen.
Wildschweine kamen in Bayern in den 80er Jahren in größeren Populationen fast ausschließlich in Unterfranken, in der Oberpfalz und in der Gegend um Regensburg und Ingolstadt vor. Mittlerweile gibt es sie fast überall. 1980 wurden in Bayern 3000 Wildschweine geschossen. In der Jagdsaison 2012/13 waren es schon fast 66000.