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Ansbach: IS beansprucht Tat für sich: Attentäter wollte im "Namen Allahs" töten

Ansbach

IS beansprucht Tat für sich: Attentäter wollte im "Namen Allahs" töten

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    Bei dem mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlag sind zwölf Menschen verletzt worden.
    Bei dem mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlag sind zwölf Menschen verletzt worden. Foto: Daniel Karmann (dpa)

    Der Anschlag

    Vor einem der Zugänge des "Ansbach Open 2016" sprengt am Sonntag gegen 22 Uhr ein Mann eine Bombe. Der Täter ist vermutlich sofort tot, 15 Menschen werden verletzt - vier davon schwer, jedoch nicht lebensgefährlich. Der Attentäter wollte den Sprengsatz in seinem Rucksack offenbar am Konzertgelände mit etwa 2500 Besuchern zünden. Ihm wurde aber der Einlass verwehrt.

    Der Täter

    Der Attentäter von Ansbach war dem IS-Sprachrohr Amak zufolge ein "Soldat des Islamischen Staates". Das teilte Amak am Montag im Internet mit. Auch nach Angaben der Bundesanwaltschaft besteht der Verdacht einer Mitgliedschaft des Täters in der Terrormiliz Islamischer Staat. Die Behörde übernahm daher Ermittlungen unter anderem wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung, wie sie am Montagabend in Karlsruhe mitteilte.

    Bei dem Täter handelt es sich um einen 27 Jahre alten Flüchtling aus Aleppo in Syrien. Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) reiste er am 3. Juli 2014 erstmals nach Deutschland ein und stellte einen Asylantrag. Dieser wurde abgelehnt. Allerdings habe der Täter im Februar 2015 eine Duldung erhalten, die danach mehrfach verlängert wurde. Vor nicht einmal zwei Wochen habe das BAMF erneut den Betroffenen aufgefordert, Deutschland innerhalb von 30 Tagen zu verlassen. Eine Abschiebung nach Bulgarien - dort war der Mann offenbar erstmals registriert worden - wurde bislang nicht vollzogen.

    Der Mann ist nach Angaben der Polizei schon früher strafrechtlich in Erscheinung getreten. Er sei wiederholt auffällig geworden, unter anderem wegen eines Drogendelikts, so Herrmann. Zudem war er öfter in psychiatrischer Behandlung. Er soll bereits zweimal versucht haben, sich das Leben zu nehmen.

    Das Motiv

    Auf einem Mobiltelefon des Täters wurde ein Video gefunden, in dem der 27-Jährige auf Arabisch einen Anschlag im "Namen Allahs" androhe. Das sagte Herrmann bei einer Pressekonferenz am Montagmittag. Die Botschaft lasse keine Zweifel an einem islamistischen Hintergrund zu, so der Minister. Demnach sei es dem Mann um Vergeltung an den Deutschen gegangen, weil sie Muslime umbrächten. Zudem habe er seine "Zugehörigkeit" zum Anführer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat, Abu Bakr al-Bagdadi, bezeugt.

    Auch laut dem IS-Sprachrohr Amak war er ein "Soldat des Islamischen Staates". Und inzwischen besteht auch laut Bundesanwaltschaft der Verdacht einer Mitgliedschaft des Täters in der Terrormiliz Islamischer Staat.

    Die Bombe

    Die Bombe war laut Ermittlern mit Materialien hergestellt, die auch im Baumarkt zu kaufen sind. In der Asylunterkunft des Täters fanden die Ermittler einen Benzinkanister mit Diesel sowie Salzsäure, Alkoholreiniger, Lötkolben, Drähte, Batterien und Kieselsteine. Der 27-Jährige stamme aus einem Kriegsgebiet, an seinen Beinen habe man Kriegsverletzungen feststellen können. Es sei daher nicht auszuschließen, dass der Mann militärisches Knowhow hatte.

    Der Rucksack war mit scharfkantigen Metallteilen gefüllt, die teilweise bis zu 20 Meter weit geschleudert wurden. Durch die Explosion hätte laut den Ermittlern eine Vielzahl von Menschen verletzt oder getötet werden können. Ob die Bombe für einen Selbstmordanschlag gebaut wurde oder möglicherweise auch per Smartphone hätte gezündet werden können, soll ein Gutachter klären. Eventuell habe sie der Mann auch am Ausgang des Festivalgeländes platzieren wollen, um so möglichst viele Menschen beim Verlassen zu erwischen. 

    Die Ermittlungen

    Klären wollen die Ermittler, ob es ein Netzwerk oder andere Beteiligte gebe. Die Spurensicherung durchsuchte am Montag das Flüchtlingsheim, in dem der Mann lebte. Dort beschlagnahmten die Ermittler unter anderem zwei Handys, mehrere Sim-Karten sowie ein Laptop. Zudem werden Funkzellen und WhatsApp-Chats ausgewertet. Auffällig: Der Syrer hatte laut Polizei einiges an Bargeld - eine Rolle von 50-Euro-Scheinen - bei sich gehabt.

    Die Bundesanwaltschaft übernahm die Ermittlungen unter anderem wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung.

    drs

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