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München: Hungerstreik-Unterstützer: Polizei ging brutal gegen Asylbewerber vor

München

Hungerstreik-Unterstützer: Polizei ging brutal gegen Asylbewerber vor

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    Polizisten räumen in München das Zeltlager, in dem zuvor rund 50 Asylbewerber einen Hungerstreik abhielten.
    Polizisten räumen in München das Zeltlager, in dem zuvor rund 50 Asylbewerber einen Hungerstreik abhielten. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Räumung in den Morgenstunden: Die Polizei hat den Hungerstreik von Asylbewerbern in München beendet. 44 der Streikenden, die seit  Dienstag nichts mehr getrunken hatten, wurden nach Angaben der  Stadt München in zwölf Krankenhäuser eingeliefert. Die Betroffenen aus  Syrien, Afghanistan und anderen Ländern wollten mit der Aktion die sofortige Anerkennung ihrer Asylanträge erzwingen.

    Camp wurde aufgelöst wegen drohender Lebensgefahr

    Die Stadt hatte die Auflösung des Camps am innerstädtischen  Rindermarkt nach sieben Tagen wegen der drohenden Lebensgefahr  angeordnet. Zur Begründung hieß es, dass einige der Flüchtlinge  zuvor schon wegen Austrocknung und Kreislaufschwächen in  Krankenhäusern behandelt werden mussten.

    Polizei soll brutal gegen die Asylbewerber vorgegangen sein

    Unterstützer des Münchner Hungerstreik-Camps haben der Polizei ein brutales Vorgehen gegen die Asylbewerber vorgeworfen. Nach der Räumung des Lagers erklärte der Anmelder der ursprünglichen Kundgebung, Houmer Hedayatzadeh, Hungerstreikende seien "angegriffen, geschlagen und getreten" worden. Asylbewerber seien im Polizeipräsidium gezwungen worden, sich nackt auszuziehen und hätten dort trotz Lebensgefahr keinerlei medizinische Versorgung erhalten.

    350 Beamte räumen Hungerstreik-Camp

    Ein Großaufgebot von 350 Beamten hatte das Lager dann am Sonntag um fünf Uhr morgens aufgelöst.

    Der Münchner Polizeivizepräsident Robert Kopp hatte erklärt, erst die Polizei habe es Ärzten ermöglicht, die zum Teil extrem geschwächten Hungerstreikenden - darunter drei Kinder - ins Krankenhaus zu bringen. Sogenannte Unterstützer hätten Notarztwagen blockiert. Gegen zehn Hungerstreikende sei bei der Räumung "unmittelbarer Zwang angewendet" worden, aber es sei niemand verletzt worden.

    Dabei kam es laut Polizei zu Widerstand durch  Sympathisanten der Hungerstreikenden. Zwölf Unterstützer der  Flüchtlinge seien vorübergehend festgenommen und elf weitere  kurzfristig in Gewahrsam genommen worden.

    Zuvor war ein Vermittlungsversuch des ehemaligen Münchner  Oberbürgermeisters Hans-Jochen Vogel (SPD) und des Vorsitzenden des  Zentralrats der Katholiken, Alois Glück CSU), gescheitert. Sie  hatten eine schnelle Prüfung der Asylanträge binnen 14 Tagen in  Aussicht gestellt. Die Betroffenen hatten sich ihrem Sprecher  Ashkan Khorasani zufolge aber ein Angebot auf ein Aufenthaltsrecht  erhofft.

    Unter den Festgenommen war nach Polizeiangaben auch Sprecher  Khorasani. Er hatten den politisch Verantwortlichen am Freitag ein  Ultimatum gestellt und dabei mit dem Tod der Asylsuchenden gedroht:  Entweder werde die Forderung der Hungerstreikenden "exakt erfüllt"  oder es komme "zu Bobby Sands und Holger Meins auf den Straßen  Münchens". Sands und Meins waren Terroristen von IRA und RAF, die  sich 1981 und 1974 zu Tode gehungert hatten.

    Die Münchner Sozialreferentin Brigitte Meier sagte am Sonntagmittag, zwei am Hungerstreik beteiligte Familien seien inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen und in Apartments untergebracht, einige andere würden in städtischen Asyl-Unterkünften betreut.

    Linke sprechen von unnötiger Eskalation

    Die Bundestagsabgeordnete der Linken, Nicole Gohlke, bezeichnete  die Räumung des Camps als "unnötige Eskalation". Die Polizei sei  "mit völlig unangemessener Härte gegen die geschwächten Flüchtlinge  vorgegangen", erklärte Gohlke in Berlin.

    Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach sich  unterdessen wegen stark steigender Asylbewerberzahlen für eine  harte Linie der Behörden aus. Deutschland dürfe für die  "internationalen Migrantenströme nicht noch attraktiver werden",  sagte Herrmann dem Magazin "Focus". Abschiebungen müssten mit  Nachdruck umgesetzt werden, "weil viele abgelehnte Asylbewerber  nicht freiwillig ausreisen". Herrmann geht demnach davon aus, dass  dieses Jahr mehr als 100.000 Menschen in Deutschland Asyl  beantragen. Das wären etwa 30 Prozent mehr als 2012.  afp/dpa/AZ

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