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Zivilcourage: Helfen, ohne den Helden zu spielen

Zivilcourage

Helfen, ohne den Helden zu spielen

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    Im Kurs verwandeln sich die Polizisten Diane Schöffel und Alexander Schwandner in ein Paar, das eine ältere Bahnfahrerin bedrängt.
    Im Kurs verwandeln sich die Polizisten Diane Schöffel und Alexander Schwandner in ein Paar, das eine ältere Bahnfahrerin bedrängt. Foto: Foto: Kathrin Löther

    Alexej ist auf Provokation aus. Der älteren Frau, die neben ihm in der S-Bahn sitzt, kommt er immer näher, säuselt ihr anzügliche Worte ins Ohr und packt sie irgendwann heftig am Handgelenk. Die anderen Fahrgäste zögern. Bis ein Mann aufsteht, dazwischen geht, laut wird und die Situation zu eskalieren scheint.

    Alle atmen auf, als Alexander Schwandner die gespielte Szene endlich abbricht. Schwandner, der für einige Minuten den ehemaligen Straffälligen Alexej gespielt hat, wird wieder zum Polizisten. Zusammen mit den zwölf Teilnehmern, die an diesem Tag ein Verhaltenstraining für Fahrgäste mitmachen, analysiert der Beamte nun die Situation: Wer hat was gemacht? Wie hätten sich die Mitfahrer richtig verhalten?

    „Mit Herz und Verstand handeln“ heißt das Motto der Kurse, die seit vergangenem Jahr im Verkehrszentrum des Deutschen Museums stattfinden. Mehr als 600 Männer und Frauen haben bereits teilgenommen. Mit den Veranstaltungen wollen die bayerische Polizei, die Bundespolizei und die Aktion Münchner Fahrgäste Zivilcourage und Selbstsicherheit in der Bevölkerung fördern. Anlass für die Kurse war der Tod Dominik Brunners, der am S-Bahnhof Solln zusammengeschlagen wurde und später starb.

    Das Verhaltenstraining beruht auf bereits bestehenden Zivilcourage-Kursen der Polizei. Allerdings geht es im Verkehrszentrum um spezifische Tipps für das Verhalten in S-Bahn, U-Bahn, Bus und Tram. Und die Szenen werden in echten, ausrangierten Waggons geprobt.

    Die Kurse sollen potenziellen Helfern den Rücken stärken, ihnen zeigen, was sie tun können, wenn es zu heiklen Situationen kommt. Viele der Teilnehmer haben selbst Erfahrung mit Pöbeleien oder Gewalt gemacht. „Die schlimmen Sachen passieren nicht nachts um 3 Uhr, sondern überwiegend nachmittags und abends, wenn eigentlich viele Leute in den Bahnen sind“, bestätigt Polizist Schwandner.

    Es gebe viele Gründe, warum manche Menschen helfen, andere nicht. Vielleicht ist es nur ein normaler Ehestreit, der etwas aus dem Ruder läuft? Könnte nicht der junge, kräftige Mann am Bahnsteig auch etwas tun? Und überhaupt, wenn ich womöglich noch die Polizei rufe und aussagen muss, komme ich dann nicht zu spät ins Kino?

    Viele Menschen, sagt Alexander Schwandner, wüssten nicht, wie sie sich verhalten sollten, wenn etwas zu eskalieren droht. Es sind keine Zauberformeln, die die Beamten den Teilnehmern mit an die Hand geben (vgl. Infokasten). Eine Studie der Universität Hannover, die die Beamten im Kurs vorstellen, soll ihnen Mut machen: 70 Prozent aller Aggressionstäter lassen demnach bereits von ihrem Opfer ab, wenn es sich verbal wehrt.

    • Kurse Die nächsten Verhaltenstrainings finden am Samstag, 30. Juli, und am Montag, 8. August, statt. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.fahrgaeste.de
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