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Würzburg: Gymnasium setzt Belohnung für Hinweise auf kiffende Schüler aus

Würzburg

Gymnasium setzt Belohnung für Hinweise auf kiffende Schüler aus

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    Ein Würzburger Schulleiter hat eine "Fangprämie" auf kiffende und dealende Schüler ausgesetzt. Symbolbild
    Ein Würzburger Schulleiter hat eine "Fangprämie" auf kiffende und dealende Schüler ausgesetzt. Symbolbild Foto: Oliver Berg/dpa

    Am Würzburger Siebold Gymnasium kursieren Gerüchte über den Konsum von Hasch und Marihuana. Schulleiter Hermann Rapps bestätigte gegenüber der Main-Post: "Vor einem Monat habe ich von Eltern Hinweise bekommen, dass an der Schule Cannabis geraucht und gehandelt werde." Schüler der Mittelstufe, die zwischen 14 und 15 Jahre alt sind, wurden verdächtigt. „Ich musste handeln“, erklärt Rapps. Er setzte eine 100-Euro-Belohnung für Hinweise auf Schüler aus, die Haschisch konsumieren oder verkaufen. Verdächtigungen gab es daraufhin einige, erhärtet hat sich keine.

    Würzburg: Schulleiter setzt "Fangprämie" auf dealende Schüler aus

    Der Direktor des Gymnasiums am Rennweger Ring habe den Schulverbindungsbeamten von den Gerüchten in Kenntnis gesetzt, erklärt Polizeisprecherin Kathrin Thamm. Ihm seien „Möglichkeiten der Prävention“ angeboten worden. Doch „ohne besonderen Anlass“ gebe es keine Kontrollen auf dem Schulgelände. Strafanzeigen seien bislang nicht bekannt. Allerdings liefen im Siebold-Gymnasium „Ermittlungen und Absprachen“ noch. Grundsätzlich sei es der Polizei ein „großes Anliegen“, mit den Schulen eng zusammenzuarbeiten und Hinweisen sofort nachzugehen.

    Laut Statistik ist Drogenhandel an Würzburger Schulen kein wirklich drängendes Problem. „Zwischen 2010 und 2014 gab es dort zwischen einem und sieben Rauschgiftdelikten“, sagt Kathrin Thamm. Anzeigen gegen Schüler durch Lehrer und Schulleiter gebe es einzelne.

    So sei im Mai 2014 gegen einen 14-jährigen Mittelschüler und fünf Monate später gegen einen 15-jährigen Realschüler wegen Handels mit Cannabisprodukten ermittelt worden. Steigende Zahlen gibt es für Rauschgiftdelikte im Stadtgebiet, bei denen Schüler und Studenten Tatverdächtige sind: von 137 in 2010 sind die Fallzahlen auf 232 in 2015 gestiegen. Eine eigene Erhebung für Schüler führt die Polizei nicht.

    Dass Schulleiter Rapps eine Fangprämie von 100 Euro für Hinweise auf dealende Schüler ausgesetzt hat, möchte die Polizei „nicht bewerten“. Rapps selbst sagt, dass es beim Thema Drogen „eine Mauer des Schweigens“ gebe. Aus „falsch verstandener Freiheit und Kameradschaft“ würden Schüler „Gefährder“ nicht nennen.

    Prämie sei juristisch akzeptabel

    Rechtsanwalt Hanjo Schrepfer hält die Prämie für „juristisch akzeptabel und nicht rechtswidrig“. Allerdings würden so die Schüler „quasi unter einen Generalverdacht gestellt“. Der Fachanwalt für Strafrecht, der selbst Vater ist: „Ich halte eine solche Vorgehensweise für moralisch anstößig und erzieherisch kontraproduktiv.“

    Laut Rapps haben sich nach dem Aussetzen der Belohnung mehrere Schüler mit Hinweisen gemeldet. Einmal seien die 100 Euro, finanziert aus Rapps eigener Tasche, bezahlt worden. „Alle anderen Hinweise sind aus Sorge um Mitschüler und -schülerinnen erfolgt“, sagt der Schulleiter.

    Bestätigt haben sich die Gerüchte auf Drogenhandel in der Schule nicht. In den Gesprächen mit den Beschuldigten habe sich herausgestellt, dass die Verdächtigungen unbegründet gewesen seien. Auf die Frage, was passiert wäre, wenn sich die Hinweise bestätigt hätten, sagt der Schulleiter: „Drogendealer wären angezeigt und aus der Schule entlassen worden.“

    "Null Toleranz für Drogen" an der Schule

    Dass die Fangprämie abschreckend wirkt, glaubt der Vorsitzende des Elternbeirats am Siebold-Gymnasium, Christian Richter. Man könne das Kopfgeld zwar auch kritisch sehen, „aber bislang haben sich keine Eltern deswegen bei uns gemeldet“.

    Dem Elternbeiratsvorsitzenden ist es wichtig, dass die Schulleitung des Siebold-Gymnasiums zwischen Konsumenten und Dealern unterscheidet. „Unsere Kinder müssen davor geschützt werden, dass ihnen in der Schule Cannabisprodukte angeboten werden. Deshalb sollten Dealer mit Disziplinarmaßnahmen oder auch strafrechtlich belangt werden.“

    Laut Rapps hat die Aktion den Schülern deutlich gemacht, dass es am Siebold-Gymnasium „null Toleranz für Drogen“ gebe. Außerdem sei eine wichtige Diskussion in Gang gesetzt worden. „Insgesamt wurde klar, dass die Schülerinnen und Schüler eine drogenfreie Schule möchten.“

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