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München: "Gipfeltreffen" der Klassik-Stars Netrebko und Kaufmann in München

München

"Gipfeltreffen" der Klassik-Stars Netrebko und Kaufmann in München

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    Anna Netrebko und Jonas Kaufmann stehen am Samstag in München zusammen auf der Bühne.
    Anna Netrebko und Jonas Kaufmann stehen am Samstag in München zusammen auf der Bühne. Foto: Sven Hoppe (dpa) /Archiv

    Es nennt sich "Gipfeltreffen der Stars", und die Veranstalter haben wohl auch recht: Mit Anna Netrebko (43) und Jonas Kaufmann (45) treten am 27. Juni zwei der größten Stars der Klassik-Szene bei einem Open-Air-Konzert auf dem Münchner Königsplatz auf. Ohne Probe funktioniert das aber auch bei den beiden Mega-Stars nicht. "Kein Konzert ohne Probe! Selbst wenn man auf einer Tournee an zehn Abenden hintereinander dasselbe Programm singt, muss man vor jedem Konzert proben, schon weil jeder Raum eine andere Akustik hat", sagte Kaufmann im Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Und bei einem technisch aufwendigen Freiluft-Konzert vor rund 15 000 Zuschauern wäre es schierer Wahnsinn, ohne Probe auf die Bühne zu gehen." 

    Mit Netrebko und Kaufmann zusammen tritt der Bariton Thomas Hampson auf, der den erkrankten Dmitri Chworostowski kurzfristig ersetzt. Vor einigen Jahren hatte noch Netrebkos Ex-Freund Erwin Schrott diese Rolle auf dem Königsplatz eingenommen. Unterstützung bekommen die drei Klassik-Stars von Elena Zhidkova und Ildar Abdrazakov.   

    "Ich würde mir wünschen, dass die Opern-Highlights bei einem Teil des Publikums die Lust aufs Ganze wecken", sagte Kaufmann der dpa. "So sind ja die meisten von uns überhaupt zu Opern-Fans geworden: Sie haben im Film oder im Radio eine Arie gehört und wurden dann neugierig auf mehr."

    Netrebko will auf der Bühne ihr Bestes geben

    "Ich gehe nicht auf die Bühne und denke 'Ich bin die Beste', ich gehe auf die Bühne und will mein Bestes geben", sagt Netrebko. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur verrät die russische Opern-Diva auch, ob sie sich vorstellen kann, noch mal mit ihrem Ex Erwin Schrott aufzutreten, und warum sie derzeit keine politischen Fragen beantworten will. 

    Musik-Fans halten Sie und Jonas Kaufmann für das Dream-Team klassischer Musik. Haben die recht? 

    Jonas und ich hatten noch nicht sehr oft die Chance, gemeinsam zu performen. Bislang haben wir ja erst in einer Produktion gemeinsam gesungen, 2008 in "La Traviata" am Royal Opera House in London. Jonas ist ein wundervoller Künstler, und darum freuen wir uns beide sehr auf das Konzert auf dem Königsplatz. Zusammen mit unseren Kollegen wird das ganze Team ein Dream-Team sein. 

    Sie präsentieren große Opern-Klassiker. Müssen Sie dafür überhaupt üben?

    Wir sind dabei, das Programm zu vollenden. Wir werden viele schöne Opern-Highlights aus all den Klassikern singen: Verdi, Puccini, Rossini und außerdem leichtes Repertoire, Operette und einige großartige Ensembles von Lieblings-Opern. Natürlich gibt es Proben mit meinen Kollegen, dem Dirigenten und dem Orchester. Oper ist Teamwork. 

    Fordern Sie Auftritte wie dieses "Gipfeltreffen" noch heraus? 

    Jeder Auftritt ist eine Herausforderung für mich, weil ich jeden Abend mein Bestes geben will. Sicher sind die Open-Air-Atmosphäre und das Ambiente bei diesem Konzert besonders schön, aber die Konzentration ist die gleiche - ob ich in einem Opernhaus auftrete oder bei einem großen Open-Air-Konzert.

    Traditionelle als auch moderne Produktionen 

    Was fordert eine so erfolgreiche Sängerin wie Sie sonst noch heraus?

    Neue Rollen sind immer eine Herausforderung, mein Job ist eine einzige Herausforderung. Disziplin ist sehr wichtig. Wenn ich zu einer Probe komme oder einen Auftritt habe, gebe ich immer 150 Prozent. Ich gehe nicht auf die Bühne und denke "Ich bin die Beste", ich gehe auf die Bühne und will mein Bestes geben. 

    Vor ein paar Jahren war Ihr Ex-Partner Erwin Schrott noch Teil des "Gipfeltreffens". Können Sie sich vorstellen, noch mal mit ihm zu arbeiten?

    Warum nicht - wenn unsere Kalender es zulassen. Bislang ist aber nichts geplant. 

    Im vergangenen Jahr haben Sie sich geweigert, "Manon Lescaut" an der Münchner Oper zu singen, weil sie mit der Produktion nicht glücklich waren. Glauben Sie, Sänger sollten generell mehr Einfluss auf Inszenierungen haben? 

    Ich glaube, ich habe viele Male bewiesen, dass ich sowohl in traditionellen als auch modernen Produktionen zu Hause bin. Aber in diesem Fall war meine Sicht auf die Rolle eine komplett andere als die des Regisseurs. Wie gesagt: Ich möchte immer mein Bestes geben und hatte einfach das Gefühl, dass mir das in diesem Kontext nicht möglich war. Ich glaube aber nicht, dass Sänger generell mehr Einfluss haben sollten. Es ist nun mal der Job der Regisseure, die Inszenierung zu entwickeln. Manchmal verlangen sie nur Dinge von uns, die uns sehr schwerfallen. In solchen Fällen muss ein Sänger die Möglichkeit haben zu sagen: Stop, das kann ich nicht. 

    Sie geben im kommenden Jahr Ihr Debüt als Elsa in Wagners "Lohengrin". Wie gut ist denn Ihr Deutsch inzwischen?

    Letztes Jahr habe ich Strauss' "Vier letzte Lieder" gelernt und mit Daniel Barenboim in Berlin aufgeführt. Es war wundervoll. Ich liebe es, auf Deutsch zu singen, obwohl es natürlich schwierig ist. 

    Über Politik will Netrebko nicht reden

    Ist die Rolle der Elsa für Sie eine besondere?

    Jede Rolle ist besonders für mich. Ich wähle nur Rollen und Charaktere, die mich interessieren. Wagners Musik im "Lohengrin" ist wunderschön, und die Musik für Elsa ist gut für die Stimme - sie hat wundervolle Melodien. 

    Sie haben sich im vergangenen Jahr mit Yusif Eyvazov verlobt. Haben Sie schon ein Datum für die Hochzeit?

    Wenn die Zeit gekommen ist, lasse ich es Sie wissen. 

    Ich sollte keine politischen Fragen stellen. Ist es für russische Künstler schwierig geworden, solche Fragen in Europa zu beantworten?

    Wir leben in politisch angespannten Zeiten, und wer darüber in der Öffentlichkeit spricht, dessen Äußerungen werden gerne verdreht oder aus dem Zusammenhang gerissen. Ich wünsche mir Frieden in der Welt und hoffe wirklich, dass die Dinge sich zum Besseren ändern. Das ist das Tolle an der Oper: Sie bringt Menschen aller Nationalitäten und Hintergründe zusammen. Wir schaffen mit unserer Musik etwas Schönes, das dem Publikum hoffentlich für wenigstens einen Abend Freude macht. 

    ZUR PERSON: Anna Netrebko ist wohl die Opern-Diva unserer Zeit. Ihr Auftritt in München ist der erste nach einer kleinen krankheitsbedingten Auszeit. Auf ärztlichen Rat durfte sie bis zum 25. Juni nicht singen und musste darum ihre geplante Tournee mit Tschaikowskys "Iolanta" absagen. In AZ/dpa

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