Der Protest gegen den G7-Gipfel nimmt Fahrt auf. In München begann am Mittwoch der zweitägige "Gipfel der Alternativen" von Globalisierungskritikern.
Der Andrang zum Münchner Alternativgipfel war größer als von den Organisatoren gedacht. Mehrere hundert Menschen drängten sich am Mittwochabend in der überfüllten Münchner Freiheizhalle, um der indischen Wirtschaftswissenschaftlerin Jayati Ghosh zuzuhören, die einen Vortrag hielt. "Der Kapitalismus ist so extrem und unkontrolliert wie mindestens seit 100 Jahren nicht mehr", sagte die linksstehende Professorin der Universität Neu-Delhi.
G7-Gegner: Freihandel ist ein Hauptpunkt der Kritik
Die globale Finanzwirtschaft zwinge die Regierungen, "nach der Pfeife des globalen Kapitals zu tanzen". Ghosh rief zum Widerstand gegen das geplante TTIP-Freihandelsabkommen der EU mit den USA auf. TTIP werde in jedem Land die Menschenrechte beeinträchtigen.
Die Globalisierungsgegner machen die führenden westlichen Wirtschaftsnationen verantwortlich für die Krisen auf der Welt. Das soziale und ökologische Ungleichgewicht habe sich in den vergangenen Jahren verschärft, erklärten die Organisatoren.
Der Freihandel ist ein Hauptpunkt der Kritik bei dem Alternativgipfel, zu dem sich nach Angaben der Organisatoren 600 Teilnehmer angemeldet haben: "Die Freihandelsabkommen führen dazu, dass die Schwachen schwächer werden und die Starken stärker", sagte Thomas Eberhardt-Köster vom globalisierungskritischen Netzwerk attac. "Wir verzeichnen bei ökologischen und sozialen Fragen eine klare Abwärtstendenz", sagte Sven Hilbig, Referent für Welthandel beim evangelischen Hilfswerk "Brot für die Welt".
"Gipfel der Alternativen": 15.000 Kritiker bei Demo erwartet
Veranstaltet wird der Alternativgipfel von einer Vielzahl von Organisationen und Verbänden aus dem kirchlichen Bereich, dem Umweltschutz und den Gewerkschaften.
Am Donnerstag soll es in München eine Großdemonstration geben. Veranstalter und Polizei erwarten dann 15.000 Kritiker der G7-Politik zu der Veranstaltung unter dem Motto "TTIP stoppen - Klima retten - Armut bekämpfen". Die Polizei erwartet bei ihrer Einsatzplanung für die Landeshauptstadt eine friedliche Kundgebung, da die autonomen Gruppen den G7-Gipfel in Garmisch behindern wollen und nicht für die Münchner Kundgebung mobilisiert hatten.
Der zweitägige G7-Gipfel beginnt an diesem Sonntag. Auf Schloss Elmau treffen sich die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrienationen (G7). dpa