Er gilt als brillanter, zuspitzender Formulierer. Immer wieder fordert Maria Vesperbilds Wallfahrtsdirektor Wilhelm Imkamp damit aber auch Widerspruch heraus. Doch die Entrüstung vieler nach seinen jüngsten Äußerungen hat eine durchaus neue Qualität. Das hätte bei diesem Anlass wohl zunächst kaum jemand vermutet.
"Ehebruch als Leistungssport"
Es war einer von vielen Wahlkampfterminen. In Maria Vesperbild veranstaltete die CSU eine Diskussion mit dem CSU-Europa-Abgeordneten Markus Ferber, Imkamp und dem CSU-Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein als Moderator. Irgendwann ging es dann in der Debatte um das Eheleben französischer Politiker. „Zu einem guten französischen Politiker gehört der Ehebruch als Leistungssport“, meinte Imkamp. Und den SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulz charakterisierte Imkamp folgendermaßen: „Dieser Buchhändler aus Würselen, den keine Sau in Europa kannte“, bis ihn „ein durchgeknallter Lustgreis (Silvio Berlusconi) beschimpft hat“. Ferner sprach er von „sozialistischer Verfolgung“ des Christentums seit 200 Jahren.
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl-Heinz Brunner (Illertissen) sieht eine Verunglimpfung des Spitzenkandidaten der Sozialisten und Sozialdemokraten. Zahlreiche Leser unserer Zeitung meldeten sich zu Wort, die mit Blick auf Imkamps Frankreich-Äußerungen darauf verwiesen, dass auch das Eheleben diverser deutscher Politiker durchaus bewegt sei.
Heftig diskutiert wird derzeit in verschiedenen Komitees, die den deutsch-französischen Austausch organisieren. „Dieser Spruch gegenüber unseren französischen Partnern ist doch sehr verletzend. Christliche Werte müssen gelebt werden“, meinte beispielsweise Lydia Wagner, Sprecherin des Partnerschaftskomitees Günzburg–Lannion (Bretagne). Verunglimpfungen seien dafür keine Basis.
Imkamp weist die Kritik zurück
Auch in Kirchenkreisen wird das Thema kontrovers debattiert. „Als Diakon schäme ich mich für meine Kirche, wenn ,Seelsorger‘ sich einer solchen Biertischsprache befleißigen und Pauschalaussagen für alle französischen Politiker machen“, erklärte Joachim Fuchs aus Bühl (Kreis Günzburg).
Imkamp weist die Kritik zurück. Er habe die Buchhändler nicht herabgesetzt und sei im Übrigen einer der besten Kunden von Buchhändlern, sagte er auf Anfrage. Moderator Nüßlein betonte, dass die Diskussion weitgehend sehr sachlich verlaufen sei. Etwas Pfeffer für den dahinplätschernden Wahlkampf sei kein Schaden. Ähnlich wie beispielsweise ein Günzburger Buchhändler meinte auch Nüßlein, dass man die Sache nicht zu hoch hängen sollte.