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Katholische Kirche: Finanzskandal: Scharfe Kritik an Eichstätter Bischof

Katholische Kirche

Finanzskandal: Scharfe Kritik an Eichstätter Bischof

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    Dass die katholische Kirche über große Vermögenswerte verfügt, ist bekannt. Dass sie mitunter fahrlässig damit umgeht, machte nun der Skandal im Bistum Eichstätt deutlich.
    Dass die katholische Kirche über große Vermögenswerte verfügt, ist bekannt. Dass sie mitunter fahrlässig damit umgeht, machte nun der Skandal im Bistum Eichstätt deutlich. Foto: Armin Weigel/Archiv (dpa)

    Der Finanzskandal im Bistum Eichstätt hat eine Debatte über den Umgang der katholischen Kirche mit ihrem Vermögen ausgelöst. Zudem übte der katholische Kirchenrechtsprofessor Thomas Schüller von der Uni Münster scharfe Kritik am

    Wie berichtet, sollen der ehemalige stellvertretende Finanzdirektor und sein Geschäftspartner das Bistum durch ungesicherte Kredite auf dem US-Immobilienmarkt um bis zu 60 Millionen US-Dollar, umgerechnet 48,2 Millionen Euro, betrogen und auch Geld in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Die Kontrollmechanismen versagten dabei – auch weil der leitende Finanz- und Baudirektor, ein Geistlicher, völlig überfordert gewesen sein soll.

    Kritik an Finanzskandal: „Typisch“ für die katholische Kirche

    Für Carsten Frerk, Autor des Buches „Violettbuch Kirchenfinanzen“, ist der Fall typisch für die katholische Kirche. „Wenn es in den vergangenen Jahren große Verluste gab, waren diese allesamt in der katholischen Kirche“, sagte er unserer Zeitung. Seiner Meinung nach liegt das an der zentralistischen Struktur der Kirche: „Alles ist auf den Bischof ausgerichtet. Der ist aber Theologe, kein Ökonom.“ Zudem gebe es keine ausreichenden Kontrollmechanismen. Wo Finanzfachleute sitzen müssten, hätten Theologen das Sagen, so Frerk.

    Der Bund Katholischer Unternehmer (BKU) teilt diese Kritik und forderte am Mittwoch eine stärkere Einbindung von externen Fachleuten in kirchliche Finanzgeschäfte: Wo „kirchliche Würdenträger oder ihre Mitarbeiter mit der Verantwortung für wirtschaftliche Aufgaben überfordert sind, sollten sie Aufgaben delegieren“. BKU-Vorsitzender Ulrich Hemel sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: „Die Kirche hat sich in der Vergangenheit kritisch und distanziert über das Unternehmertum geäußert. Vor allem aber hat sie die katholischen Unternehmer zu wenig als Verbündete wahrgenommen und in Finanzfragen mit einbezogen. Das war nicht klug.“ Bei der Vermögens- und Finanzverwaltung herrsche großer Reformbedarf. Zu der von den Bischöfen angestoßenen Transparenzoffensive sagte Hemel, dass man sie anerkennen müsse. Die Kirche sei, was den Umgang mit ihrem Vermögen angeht, „von der Kreis- in die Bezirksliga aufgestiegen. Die Bundesliga ist aber noch weit.“

    Zur Transparenzoffensive der deutschen Bischöfe gehört es, Jahresabschlüsse nach den Regeln des Handelsgesetzbuches vorzulegen und die Öffentlichkeit über das Vermögen der 27 deutschen Bistümer zu informieren. Zum Ende des Jahres 2016 hatten das 14 Bistümer getan – allerdings in unterschiedlichem Umfang, also etwa nicht für alle Rechtsträger oder Stiftungen. Das Bistum Eichstätt will bis Ende Juni einen Einblick in seine Vermögensverhältnisse geben, bestätigte aber bereits, dass die möglicherweise veruntreute Summe von 60 Millionen US-Dollar etwa einem Sechstel der Finanzanlagen des Bistums entspreche. Dies sei allerdings nicht mit dem Bistumsvermögen gleichzusetzen. Zahlen legten bereits die Bistümer Augsburg, Würzburg, Regensburg, Passau und das Erzbistum München und Freising vor. Das Erzbistum Bamberg fehlt noch.

    Wie reich sind Bayerns Bistümer?

    Dass gerade die sieben bayerischen Bistümer mit ihren verschiedenen Rechtsträgern über teilweise sehr hohe Vermögen verfügen oder verfügen dürften, zeigt ein Blick auf die schon veröffentlichten Zahlen. So belief sich das Vermögen der Diözese Augsburg, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, Ende 2016 auf 685,9 Millionen Euro. Das des Bischöflichen Stuhls auf 629,2 Millionen Euro und das des Augsburger Domkapitels auf 3,6 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Erzbistum München und Freising, das als eines der reichsten Bistümer weltweit gilt, liegt alleine die Bilanzsumme der Erzdiözese bei rund 3,3 Milliarden Euro zum Jahresende 2016.

    Welches Gesamtvermögen die katholische Kirche hat, lassen diese Zahlen allenfalls erahnen. Denn hinzurechnen müsste man noch das Vermögen der Kirchengemeinden, der eigenständigen Pfarrkirchen- und Pfründestiftungen oder etwa der Ordensgemeinschaften.

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