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Kösching: Familienfehde endet in einer Tragödie

Kösching

Familienfehde endet in einer Tragödie

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    Hier in Kösching starb das Ehepaar. Der Vater der Frau hat die Tat gestanden.
    Hier in Kösching starb das Ehepaar. Der Vater der Frau hat die Tat gestanden. Foto: Heinz Reiß

    Blumen und Kerzen stehen am Gartenzaun, das rot-weiße Flatterband der Kripo riegelt das Grundstück ab und ein Polizeisiegel sichert die Eingangstür des weißen Hauses. Am Tatort ist – rein äußerlich – weitgehend Ruhe eingekehrt. Nach dem Doppelmord in Kösching bei Ingolstadt zeugen für Außenstehende nur noch wenige Spuren von der Familientragödie, die sich am frühen Freitagabend dort abgespielt hat. Wie berichtet, starben eine 39-jährige Frau und deren 35 Jahre alter Mann durch Schüsse, die wohl der Vater beziehungsweise Schwiegervater abgegeben hat.

    Er hat die Tat noch am selben Abend zugegeben. Wie seine Kinder unserer Zeitung schildern, habe ihr Vater mit erhobenen Händen vor dem Haus gestanden und zu ihnen und der Polizei gesagt: „Ich war es.“

    Fünf Töchter hat der mutmaßliche Täter. Drei von ihnen, seine Ehefrau und zwei Schwiegersöhne haben gestern in ein Gespräch mit unserer Zeitung eingewilligt, um das schreckliche Geschehen aus ihrer Sicht zu schildern und um – wie sie sagen – „mit Spekulationen und Unwahrheiten aufzuräumen, die teilweise in der Öffentlichkeit verbreitet werden“. Sie verurteilen, was der 68-Jährige getan hat: „Es ist so schlimm, was passiert ist. So etwas darf kein Mensch tun und dafür wird er geradestehen müssen. Aber wir stehen zu ihm als Vater und Ehemann.“

    "Beleidigungen, Provokationen und Drohungen waren an der Tagesordnung"

    Der Tathergang liegt nach den bisherigen Erkenntnissen der Kripo Ingolstadt noch im Dunkeln. Es muss kurz vor 17.45 Uhr gewesen sein, als der Rentner mit einer Pistole ins Nachbarhaus gegangen ist, in dem Tochter und Schwiegersohn lebten, und auf sie gezielt hat. Um diese Zeit ging der erste Notruf ein. Mehrere Nachbarn hatten die Schüsse gehört und die Polizei alarmiert. Was sich im Einzelnen dort abgespielt hat, muss noch ermittelt werden. „Wir sind erst am Anfang“, sagt Pressesprecher Grießer.

    Für die Kinder des mutmaßlichen Mörders steht allerdings schon jetzt fest, dass die Bluttat die Eskalation eines rund einjährigen Psychoterrors war. Der Schwiegersohn soll den 68-Jährigen fortwährend drangsaliert haben. Es ging um ein Grundstück, um dessen Besitz die Familienmitglieder schließlich sogar gerichtlich stritten. Am 2. Oktober hätte jetzt ein Schiedstermin stattfinden sollen.

    „Beleidigungen, Provokationen und Drohungen waren an der Tagesordnung“, schildern die Töchter des Beschuldigten. „Wann immer unser Schwager unseren Vater gesehen hat, hat er ihn erniedrigt.“ Zuletzt sei der 68-Jährige mit den Nerven fertig gewesen. Er sei psychisch krank, habe schwere Depressionen und sei gerade im Begriff gewesen, auf Psychopharmaka eingestellt zu werden. In dieser Verfassung habe er dem Schwiegersohn zurückgegeben: „Ich bring dich um.“

    Mutmaßlicher Doppelmörder schweigt zu der Tat

    50 Jahre lang lebte der mutmaßliche Mörder, aus Albanien stammend, unbescholten in Deutschland. Seine Angehörigen sagen über ihn: „Er war immer ruhig, hilfsbereit und ein gutes Vorbild für seine Kinder und Enkel. Die Aggressionen, von denen wir jetzt in manchen Zeitungen lesen müssen, hat es nie gegeben. Es gab auch nie tätliche Auseinandersetzungen. Die Familie war sein Ein und Alles. Dass er sich jetzt eine Waffe besorgt und damit getötet hat, ist schrecklich. Wenn wir von der Pistole gewusst hätten, wären wir zur Polizei gegangen.“ Laut Pressesprecher Peter Grießer hat der Beschuldigte die Waffe illegal erworben.

    Nach den tödlichen Schüssen rief der 68-jährige mutmaßliche Mörder seine Tochter in Ingolstadt an, die sofort mit ihrem Mann an den Tatort eilte. Der Schwiegersohn leistete Erste Hilfe – jedoch vergeblich. Beide Verletzte starben noch am Tatort. In der Zwischenzeit kam eine weitere Tochter mit der Ehefrau des Täters vom Einkaufen zurück und fand die dramatische Situation vor.

    Am Samstag wurde Haftbefehl gegen den dringend Tatverdächtigen erlassen. Der schweigt zu Motiv und Tathergang. Deshalb gibt es auch bis jetzt nur die Erklärungen seiner Familie auf das „Warum?“.

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