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Prozess in Augsburg: Fall Schottdorf: Die Suche nach einem Motiv

Prozess in Augsburg

Fall Schottdorf: Die Suche nach einem Motiv

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    Betrugsprozess am Landgericht Augsburg: Angeklagt sind Gabriele und Dr. Bernd Schottdorf.
    Betrugsprozess am Landgericht Augsburg: Angeklagt sind Gabriele und Dr. Bernd Schottdorf. Foto: Ulrich Wagner

    Dr. Bernd Schottdorf, 75, war der Vordenker, er entwickelte Geschäftsideen und Strategien. Doch die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte der Schottdorf-Laborgruppe wäre ohne seine Ehefrau Gabriele Schottdorf, 61, wohl nicht denkbar. Sie fing im Jahr 1981 als medizinisch-technische Assistentin in dem Augsburger Labor an – und stieg bis zur Geschäftsführerin auf.

    Am Mittwoch äußerte sie sich vor dem Augsburger Landgericht erstmals zu den Betrugsvorwürfen, die dem Ehepaar Schottdorf gemacht werden. Sie beteuerte – wie zwei Tage zuvor ihr Mann –, dass es keinen Betrug gegeben habe. Gabriele Schottdorf schilderte ausführlich die Abläufe in der Augsburger Zentrale des Labor-Imperiums – und die Zusammenarbeit mit Partnerlaboren in anderen Städten. Um die Partnerlabore geht es in der Anklage. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Laborleistungen auf scheinselbstständige Ärzte in fünf Bundesländern verteilt wurden. Das Motiv laut Anklage: Gesetzlich vorgeschriebene Rabatte, die den Krankenkassen gewährt werden müssen, sollten umgangen werden. Die Kassen hätten so gut zwölf Millionen Euro zuviel ausgezahlt.

    Gabriele Schottdorf weist die Vorwürfe wegen Betrugs zurück

    Gabriele Schottdorf entgegnete, die Labore seien teils schon weit vor der Einführung der neuen Rabatt-Regelung im Jahr 1999 eröffnet worden. Die Partnerschaft mit den beiden Laboren in Ostdeutschland sei in der Zeit der Wiedervereinigung entstanden. Andere Labore, etwa in Hamburg oder Bochum, seien eingerichtet worden, um näher bei den Kunden zu sein – die weiten Transportwege nach Augsburg hätten viele Ärzte als Problem gesehen. Deutlich wurde aber auch: Die Ärzte konnten in ihrer fachlichen Arbeit zwar frei entscheiden. Die Organisation der Partnerlabore – bis hin zum Anbringen des Praxisschildes – war jedoch überwiegend in der Hand des von Bernd Schottdorf gegründeten Labordienstleisters Syscomp, bei dem Gabriele Schottdorf bis heute Geschäftsführerin ist.

    Die Staatsanwaltschaft bleibt bisher bei der Meinung, dass die Labore außerhalb Augsburgs dem Ziel dienten, sich Rabatte in Millionenhöhe zu sparen. Das Großlabor habe durch die neue Rabattregelung pro Jahr zweistellige Millionenbeträge verloren, sagte Staatsanwältin Simone Bader. „Dass das kein Motiv ist, kann mir nicht mal die Schottdorf-Gruppe erzählen.“ Der Prozess wird am Montag mit einer ersten Zeugenvernehmung fortgesetzt.

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