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Lichtenberg: Fall Peggy: Polizei sucht heute weiter nach der Leiche

Lichtenberg

Fall Peggy: Polizei sucht heute weiter nach der Leiche

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    Auf der Suche nach der vermissten Peggy Knobloch laufen Polizisten der bayerischen Bereitschaftspolizei am 11.05.2001 über einen Waldweg bei Bad Steben. Die Polizei hat jetzt die Suche wieder aufgenommen.
    Auf der Suche nach der vermissten Peggy Knobloch laufen Polizisten der bayerischen Bereitschaftspolizei am 11.05.2001 über einen Waldweg bei Bad Steben. Die Polizei hat jetzt die Suche wieder aufgenommen. Foto: Marcus Führer/Archiv dpa

    Am Morgen kommt die Polizei nach Lichtenberg, errichtet Absperrungen rund um ein Wohnhaus samt Hinterhof. Ihr Verdacht: Hier könnte die Leiche von Peggy liegen, die seit zwölf Jahren verschwunden ist. Zwar ist der geistig behinderte Gastwirtssohn Ulvi als ihr Mörder verurteilt worden, doch die Zweifel an seiner Schuld sind nie verstummt.

    Wenig später wird ein Bagger gebracht. Die Baumaschine lärmt im Hinterhof des Hauses. Absperrgitter erlauben keinen Blick in den Hinterhof gegenüber der Lichtenberger Kirche. Das Pflaster wird herausgerissen. Am Dienstag sollen die Grabarbeiten beginnen.

    Kripo, Hunde, Spurensicherung in Lichtenberg

    Der Fall Peggy

    07. Mai 2001: Die neunjährige Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg wird letztmalig auf dem Heimweg von der Schule gesehen. Ihre alleinerziehende Mutter gibt noch am Abend eine Vermisstenanzeige auf. Wochenlange Suchaktionen - unter anderem mit Tornados der Bundeswehr - bleiben ohne Erfolg.

    August 2001: Der geistig behinderte Gastwirtssohn Ulvi K. wird festgenommen. Er gesteht, sich an Peggy und drei weiteren Kindern sexuell vergangen zu haben.

    22. Oktober 2002: Die Ermittler präsentieren den 24-jährigen Gastwirtsohn als mutmaßlichen Mörder der spurlos verschwundenen Schülerin.

    28. Februar 2003: Die Staatsanwaltschaft Hof erhebt Anklage wegen Mordes.

    07. Oktober 2003: Vor dem Landgericht Hof beginnt der Prozess. Nach fünf Verhandlungstagen platzt er wegen einer fehlerhafter Besetzung der Strafkammer.

    11. November 2003: Das Verfahren beginnt erneut.

    30. April 2004: Nach 26 Verhandlungstagen wird Ulvi K. wegen Mordes an Peggy zu lebenslanger Haft verurteilt.

    17. September 2010: Ein wichtiger Belastungszeuge hat seine Aussage widerrufen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden.

    19. Juli 2012: Die Staatsanwaltschaft Bayreuth kündigt eigene Prüfungen an.

    04. April 2013: Der Anwalt Michael Euler beantragt beim Landgericht Bayreuth die Wiederaufnahme des Falls.

    22. April 2013: Die Polizei sucht wieder nach Peggys Leiche. Hinweise führen die Ermittler zu einem Anwesen mitten in Lichtenberg. Knochen in einer Sickergrube stammen aber nicht von Peggy-

    21. November 2013: Ein Mann aus Halle in Sachsen-Anhalt ist ins Visier der Ermittler gerückt. Er war ein enger Freund von Peggys Familie und gilt für die Staatsanwaltschaft mittlerweile als Tatverdächtiger. Sein Elternhaus wird durchsucht.

    09. Dezember 2013: Das Landgericht Bayreuth ordnet die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Ulvi K. an.

    08. Januar 2014: Auf dem Friedhof Lichtenberg öffnen die Ermittler ein Grab - sie vermuten, dass im Zuge einer Beerdigung im Mai 2001 Peggys Leiche dort abgelegt worden sein könnte. Doch es gibt laut Staatsanwaltschaft keine Hinweise auf die sterblichen Überreste eines Kindes in dem Grab.

    02. April 2014: Der im Fall Peggy zuständige Staatsanwalt wird auf eigenen Wunsch ausgewechselt. Er hatte einem neuen Verdächtigen bei einer Vernehmung den Anwalt verweigert.

    10. April 2014: Prozessauftakt im Wiederaufnahmeverfahren gegen Ulvi K. vor dem Landgericht Bayreuth.

    07. Mai 2014: Das Landgericht Bayreuth beendet die Beweisaufnahme aus Mangel an Beweisen nach nur sechs Verhandlungstagen vorzeitig.

    14. Mai 2014: Ulvi K. wird freigesprochen.

    Kripo-Beamte, Spurensicherung, Bereitschaftspolizei, Hunde - das Aufgebot der Ermittler ist groß. Sie durchsuchen das Haus. Gerüchte wabern durch den Ort. Der Bewohner des Hauses sei schon bei den früheren Ermittlungen im Visier gewesen, sagt Gudrun Rödel, die Betreuerin des verurteilten Ulvi, die alle Akten zu dem Fall gründlich studiert hat. Die Polizei mag das nicht bestätigen oder dementieren. Alle Menschen, die in Verbindung mit dem "Objekt" stehen, würden befragt, sagt der Sprecher bloß.

    Warum hat man erst jetzt, zwölf Jahre nach Peggys Verschwinden, diese Spur? Polizei und Staatsanwaltschaft schweigen dazu. Gegen Nachmittag kommen einige Menschen auf den Marktplatz, wo das verdächtige Haus fast gegenüber dem Rathaus steht. "Ich bin sicher: Ulvi war es nicht", sagt eine junge Mutter. Dietrich Jahn wohnt auch am Marktplatz. "Ich war sehr überrascht", schildert er das Eintreffen der Polizei. "Wir hatten ja keine Ahnung." Man habe etwas von einer Zisterne gehört, die es früher einmal in dem Hinterhof gegeben haben soll, sagt er noch.

    Peggy: Zunächst bleiben nur Spekulationen

    Liegt hier Peggys Leiche? Zunächst bleiben nur Spekulationen. Seit 2012 ermitteln Staatsanwaltschaft und Kripo Bayreuth wieder. Die Hinweise auf das Anwesen in Lichtenberg hätten sich verdichtet, sagt der Sprecher. Sind das nun Indizien, die Ulvi entlasten? Auch dazu schweigen die Ermittler.

    Normalerweise geht es ruhig zu auf dem Lichtenberger Marktplatz. Der Ort an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze ist vom Strukturwandel geplagt mit Immobilienleerstand und Abwanderung. Und jetzt wieder der Fall Peggy. Doch Bürgermeisterin Elke Beyer sagt: "Alles, was zur Klärung des Falls beiträgt, ist wichtig." Nicht "emotional, sondern fachlich" solle man die Fakten beurteilen.

    Suche nach Peggy geht heute weiter

    Daran hält sich auch die Polizei. Hinweise und Ermittlungsarbeiten hätten sich so verfestigt, dass man nun das Haus durchsuche, den Bewohner befrage und auch den Innenhof aufgraben werde, sagt der Sprecher.

    Am heutigen  Dienstag wird die Aufregung in Lichtenberg weitergehen. Das Technische Hilfswerk hat seine Geräte schon bereitgestellt, um im Hof unweit der Lichtenberger Kirche nach der Leiche zu suchen. "Es ist geplant, dass der Innenhof dann aufgegraben wird", sagt der Sprecher. dpa/AZ

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