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Fall Mollath: FDP greift Justizministerin Merk an

Fall Mollath

FDP greift Justizministerin Merk an

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    Im Fall Gustl Mollath gerät Justizministerin Beate Merk (CSU) nun auch beim Koalitionspartner FDP unter Beschuss.
    Im Fall Gustl Mollath gerät Justizministerin Beate Merk (CSU) nun auch beim Koalitionspartner FDP unter Beschuss. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Im Fall Gustl Mollath gerät Justizministerin Beate Merk (CSU) nun auch beim Koalitionspartner FDP unter Beschuss. Merk sei eine Justizministerin, "die schwierig erläutert" oder "vielleicht die eine oder andere unglückliche Figur" gemacht habe, sagte FDP-Fraktionschef Thomas Hacker am Donnerstag in München.

    Er warf der stellvertretenden CSU-Chefin vor, bei ihren bisherigen Berichten zum Fall Mollath im Landtag "unterschiedliche Versionen" präsentiert zu haben. "Ob da immer der richtige Sachstand vorgetragen wurde, muss der Untersuchungsausschuss aufklären." Merk wird an diesem Freitag als letzte Zeugin vor dem Untersuchungsausschuss vernommen.

    FDP-Kritik an Merk kommt bei der Opposition gut an

    Hackers Kritik beflügelt die Opposition. Grünen-Fraktionschef Martin Runge forderte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) auf, seine Justizministerin zu feuern: "Merk ist dem Amt in keiner Weise gewachsen." Ein Rücktritt sei nicht ausreichend - sie müsse entlassen werden. "Wenn sich nun schon der Partner FDP von Justizministerin Merk abwendet, weiß man: Die Koalition und Frau Merk sind am Ende", sagte SPD-Vizefraktionschefin Inge Aures.

    "Sie hat durch ihr Verhalten dem Ansehen der Justiz in Bayern geschadet", kritisierte Florian Streibl, Initiator des Untersuchungsausschusses. Auch der FW-Abgeordnete bekräftigte seine Rücktrittsforderung: Merk sei "nicht mehr tragbar".

    Nicht begeistert war dagegen die CSU. "Ich empfehle Herrn Hacker vornehme Zurückhaltung", verlangte CSU-Fraktionschefin Christa Stewens. "Wir sollten alle die Aussage von Justizministerin Merk im Untersuchungsausschuss abwarten."

    Mollath seit 2006 in der Psychiatrie

    Chronologie des Falls Mollath

    Ab 2006 saß der Nürnberger Gustl Mollath in der Psychiatrie. Hier eine Chronologie des Falles:

    November 2002: Gustl Mollath wird von seiner Frau wegen Körperverletzung angezeigt. Er soll sie im August 2001 ohne Grund mindestens 20-mal mit den Fäusten geschlagen haben. Außerdem habe er sie gebissen, getreten und sie bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt.

    Mai 2003: Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth erhebt Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung.

    September 2003: Die Hauptverhandlung beginnt vor dem Amtsgericht Nürnberg. Im April 2004 wird sie fortgesetzt. Ein Gutachter attestiert dabei Mollath erstmals gravierende psychische Störungen.

    Dezember 2003: Mollath erstattet Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth gegen seine Frau, weitere Mitarbeiter der HypoVereinsbank und 24 Kunden wegen Steuerhinterziehung, Schwarzgeld- und Insidergeschäften.

    Februar 2004: Die Anzeige wird von der Staatsanwaltschaft abgelegt. Begründung: Es gebe nur einen pauschalen Verdacht. Die Angaben seien zu unkonkret, als dass sie ein Ermittlungsverfahrens rechtfertigen würden.

    Juni 2004: Mollath wird gegen seinen Willen zur Begutachtung ins Bezirkskrankenhaus Erlangen gebracht, kommt aber schon kurz darauf wieder frei. Im Februar 2005 wird er in das Bezirkskrankenhaus Bayreuth eingewiesen. Dort bringt er fünf Wochen zu.

    August 2006: Das Landgericht Nürnberg spricht Mollath von den Vorwürfen der Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Sachbeschädigung frei. Aber die Strafkammer Mollaths ordnet Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an, weil er eine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle.

    Februar 2007: Der Bundesgerichtshof verwirft die Revision als unbegründet.

    März 2012: Die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) sagt im Rechtsausschuss des Landtags, Mollaths Strafanzeige wegen der Bankgeschäfte seiner Frau sei «weder Auslöser noch Hauptanlass noch überhaupt ein Grund für seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus gewesen». Seine Vorwürfe gegen die Bank hätten keinen begründeten Anfangsverdacht für Ermittlungen ergeben.

    November 2012: Ein interner Revisionsbericht der HypoVereinsbank aus dem Jahr 2003, dessen Inhalt erst jetzt publik wird, bestätigt, dass ein Teil von Mollath Vorwürfe zutreffend war. Die Freien Wähler fordern Merks Rücktritt und einen Untersuchungsausschuss im Landtag.

    30. November 2012: Merk will den Fall Mollath komplett neu aufrollen lassen. Grund war die mögliche Befangenheit eines Richters.

    18. März 2013: Die Staatsanwaltschaft Regensburg beantragt die Wiederaufnahme des Verfahrens. Sie stützt sich dabei auf «neue Tatsachen», die dem Gericht bei der Verurteilung im Jahr 2006 noch nicht bekanntgewesen seien. Entscheiden muss das Landgericht Regensburg.

    26. April 2013: Der Mollath-Untersuchungsausschuss tritt erstmals zusammen.

    28. Mai 2013: Das Landgericht Regensburg lehnt eine Entscheidung über Mollaths Psychiatrie-Unterbringung vor der Prüfung des Wiederaufnahmeantrags ab.

    12. Juni 2013: Das Landgericht Bayreuth ordnet an, dass Mollath mindestens noch ein weiteres Jahr und damit bis 2014 in der Psychiatrie bleiben muss.

    06. August 2013: Mollath kommt frei. Das OLG Nürnberg ordnet die Wiederaufnahme des Falls an und verfügt, dass diese an einer anderen Kammer des Landgerichts Regensburg stattfinden muss.

    05. September 2013: Die Verfassungsbeschwerde Mollaths ist erfolgreich. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe gab seiner Beschwerde gegen Beschlüsse des Landgerichts Bayreuth und des Oberlandesgerichts Bamberg statt. Die Beschwerde sei offensichtlich begründet, hieß es.

    19. Dezember 2013: Das Landgericht Regensburg teilt mit, dass das Wiederaufnahmeverfahren gegen Mollath am 7. Juli 2014 beginnt.

    13. Januar 2014: Die Nürnberger Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen die Ex-Frau von Gustl Mollath eingestellt. Mollath hatte seine frühere Ehefrau im August 2013 angezeigt, weil sie in einem Verfahren über die Gewährung von Prozesskostenhilfe 2008 nicht die Wahrheit gesagt habe. Dafür ergaben sich laut Staatsanwaltschaft aber keine Anhaltspunkte.

    28. April 2014: Gustl Mollath will das Oberlandesgericht Bamberg mit einer weiteren Verfassungsbeschwerde zwingen zu verkünden, ab wann er unrechtmäßig in der Psychiatrie gesessen habe. Hintergrund ist ein Beschluss des OLG Bamberg aus dem Jahr 2011, nach dem Mollath weiter in der Psychiatrie bleiben musste. Das Bundesverfassungsgericht hatte zuvor entschieden, dass dadurch Mollaths Grundrecht auf Freiheit verletzt worden war.

    07. Juli 2014: Vor dem Landgericht Regensburg beginnt das Wiederaufnahmeverfahren gegen Mollath.

    08. August 2014: Die Staatsanwaltschaft fordert in ihrem Plädoyer einen Freispruch für Gustl Mollath. Dabei ist der Anklagevertreter jedoch von der Schuld des 57-Jährigen überzeugt. Die Verteidigung verlangt einen Freispruch "ohne Wenn und Aber". Mollath selbst weist die Vorwürfe zurück.

    14. August. 2014: Das Landgericht Regensburg spricht Gustl Mollath frei. dpa

    Mollath sitzt seit 2006 wegen vermuteter Gemeingefährlichkeit in der Psychiatrie - erst am Mittwoch hatte das Landgericht Bayreuth eine Entlassung erneut abgelehnt. Dabei stützte sich das Gericht auf alte Gutachten - eine neue ergänzende Stellungnahme des Psychiaters Friedemann Pfäfflin gibt es nicht, weil der sich nach Beschimpfungen von Mollath-Unterstützern dazu nicht in der Lage sieht.

    An dem damaligen Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth gibt es jedoch mittlerweile große Zweifel. Nach einer Welle der öffentlichen Kritik hatte Ministerpräsident Seehofer im vergangenen November für eine Überprüfung plädiert, Merk ordnete dann einen Wiederaufnahmeantrag der Staatsanwaltschaft an.

    Eine an dem Urteil beteiligte ehemalige Richterin versetzte den Untersuchungsausschuss. Trotz Zeugenladung erschien die Pensionärin nicht - es war unklar, ob die Ladung sie überhaupt erreicht hatte. dpa/lby

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