Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern ist ein früherer Bamberger Domkapitular dauerhaft in den Ruhestand strafversetzt worden. Zugleich untersagte ihm ein kirchliches Gericht des Erzbistums München jede seelsorgerische Tätigkeit, wie das Erzbistum Bamberg am Montag mitteilte. Überdies darf der Geistliche, der bereits 2008 in den vorläufigen Ruhestand versetzt worden war, nicht mehr den Titel "Domkapitular" tragen.
Das Kirchengericht war überzeugt, dass der heute 67 Jahre alten Priester vor rund drei Jahrzehnten während seiner Tätigkeit in einem Bamberger Kircheninternat Schüler sexuell missbraucht hat. Im Urteil ist von sechs "minderschweren Fällen" die Rede. In früheren Mitteilungen hatte das Erzbistum Bamberg von "in Arm nehmen bis hin zum körperlichen Anfassen" gesprochen. Der Priester hatte zwischen 1978 bis 1984 in dem damaligen Internat "Ottonianum" gearbeitet.
Das Kirchengericht erklärte die mehrjährige Dauer des Prozesses mit der aufwendigen Beweisführung. Die Richter hätten alle Beweise gesammelt und gewürdigt. Auch seien eine Reihe von Zeugen befragt worden. Gegen den Priester hatte auch die Staatsanwaltschaft Bamberg ermittelt, ihre Ermittlungen aber im Januar 2009 wegen Verjährung eingestellt.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick habe sich nach dem nun rechtskräftigen Urteil in einem Brief an die Opfer gewandt, berichtete das Bistum. In dem Schreiben habe er sein tiefes Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, "dass ihnen in einer Institution des Erzbistums durch einen Priester solches Leid zugefügt wurde". Zugleich entschuldigte er sich bei den Opfern.
Der verurteilte Priester hatte zuletzt die Hauptabteilung für "Pastorales Personal" der Erzdiözese geleitet. Das Bamberger Kircheninternat, in dem Jungen im Alter zwischen 10 und 20 Jahren untergebracht waren, ist seit 1999 wegen mangelnder Auslastung geschlossen. Das "Ottonianum" war das erzbischöfliche Knabenseminar des Bistums zur Förderung des Priesternachwuchses und wurde 1866 innerhalb des Priesterseminars gegründet worden. dpa