Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Streit: Es brodelt in Neuschwanstein

Streit

Es brodelt in Neuschwanstein

    • |
    Im  Touristenmagnet Schloss Neuschwanstein gibt es Ärger.
    Im Touristenmagnet Schloss Neuschwanstein gibt es Ärger. Foto: Karl-Josef Hildenbrand dpa

    Die Gerüchteküche auf Schloss Neuschwanstein brodelt schon länger. Angeblich gibt es Ärger über Ärger, seit der neue Schlossverwalter Hubert Nikol im August 2010 den Chefposten auf König Ludwigs Märchenschloss von Vorgänger Rudolf Reiser übernommen hat. Von Unregelmäßigkeiten ist die Rede. Handfeste Vorwürfe oder Tatsachen gab es bislang wenige – viele berichteten nur vom Hörensagen. Doch am Montag schaffte die Schlösserverwaltung nun Fakten. Kurz und knapp informierte sie die Mitarbeiter in Schwangau, dass Nikol „bis auf Weiteres“ krankgeschrieben sei.

    Gemobbtes und frustriertes Personal

    Erst vor kurzem war ein anonymes Schreiben aufgetaucht. Unterzeichnet vom „gemobbten und frustrierten Personal von Schloss Neuschwanstein“. Darin fragen die Verfasser etwa, „wie weiter mit den finanziellen Unregelmäßigkeiten (nicht abgerechnete Führungen, Unterschlagungen, Bereicherungen, Diebstahl und so weiter) umgegangen“ werde. „Was muss noch alles passieren, dass endlich Ruhe und Frieden auf Schloss einkehren?“ Unter anderem werden Kündigungen und „Krankenstand bis zum Abwinken“ genannt und angeprangert.

    Jan Björn Potthast von der Bayerischen Schlösserverwaltung reagierte überrascht auf das anonyme Schreiben mit detaillierten Kritikpunkten. Er versprach aber gegenüber unserer Zeitung, der Sache sofort nachzugehen. „Die Hauptverwaltung prüft derzeit den einschlägigen Aktenbestand und ermittelt, ob es in der Vergangenheit zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist“, so der Pressesprecher.

    Dass der Brief die Meinung der gesamten Belegschaft widerspiegelt, glaubt der Pressesprecher aber nicht: „Wir gehen davon aus, dass es sich um eine kleine Gruppe handelt.“ Auf Neuschwanstein arbeiten derzeit 30 Stamm- und rund 30 Aushilfskräfte. Der erkrankte Nikol selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

    Der Betriebsrat hält sich bedeckt

    Beim Betriebsrat von Schloss Neuschwanstein hält man sich bedeckt, was den Brief mit unbekanntem Absender anbelangt. „Das anonyme Schreiben ist mir gänzlich unbekannt. Ich möchte mich nicht dazu äußern. Ich möchte aber auch den Vorwürfen nicht widersprechen“, sagte gestern stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Birgit Schöllhorn auf Nachfrage unserer Zeitung. Denn dies seien Interna und sie habe sich zur Verschwiegenheit verpflichtet. Zudem habe sie Angst um ihren Job.

    Ob der Schlossverwalter seinen Posten jemals wieder übernimmt, ist fraglich. „Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass Nikol wieder die Geschäfte übernimmt“, sagte Pressesprecher Potthast. Bis eine endgültige Entscheidung gefallen sei, werde man die Leitung Neuschwansteins erst einmal auf andere Schultern übertragen.

    Zusätzliche Stelle ausgeschrieben

    Laut Potthast werden die derzeitige Leiterin von Schloss Linderhof, Sigrid Stache, und der Leiter der Residenz in München, Josef Streun, abwechselnd kommissarisch die Geschäfte auf Schloss Neuschwanstein führen. Sie werden vom Kastellan von Schloss Linderhof, Christian Misniks, vor Ort unterstützt – wenngleich diese Position mit Kastellan Markus Richter eigentlich schon besetzt ist.

    Auch wurde eine zusätzliche Stelle ausgeschrieben, in der bis Mitte Oktober ein „Leiter des Innendienstes und ständige Vertretung des Amtsvorstands bei der Schlossverwaltung Neuschwanstein“ gesucht wird. Dabei handelt es sich laut Pressesprecher Potthast aber nicht um Ersatz für Nikol, sondern um eine zusätzliche Führungskraft, die den Schlossverwalter später unterstützen soll. Wie die Führung künftig aussehen soll, auch dafür gibt es in dem anonymen Schreiben konkrete Wünsche: „Der Amtsvorstand sollte nur offen, gerecht, ehrlich und warmherzig sein. Mehr ist nicht verlangt!“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden