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Große Aktion in der ganzen Region: Eine Umarmung für die Kirche von den Gläubigen

Große Aktion in der ganzen Region

Eine Umarmung für die Kirche von den Gläubigen

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    Kirche Umarmen, St. Moritz, Augsburg
    Kirche Umarmen, St. Moritz, Augsburg Foto: Annette Zoepf

    In zahlreichen Pfarreien sind Katholiken dem Aufruf der Aktion "Kirche umarmen" gefolgt. Hier eine Zusammenfassung der Aktion mit vielen Bildergalerien aus unserer Region:

    Aichach

    Rund 200 Katholiken „umarmten“ am gestrigen Sonntag die Kirche im Aichacher Stadtteil Walchshofen. Damit wollten sie Bischof Konrad Zdarsa vor dem Hintergrund der pastoralen Raumplanung auffordern, die Kirche im buchstäblichen Sinne im Dorf zu lassen und sein striktes Nein zu Wortgottesfeiern am Sonntag zu überdenken.

    Die Pfarreiengemeinschaft Aichach mit ihren Filialen Unter- und Oberschneitbach, Oberwittelsbach und Walchshofen sowie mit der Pfarrei Oberbernbach war die einzige Pfarrei im nördlichen Landkreis, die sich an der Aktion „Kirche umarmen“ beteiligte. Als zentralen Ort hatte man das Martinskirchlein in Walchshofen ausgewählt.

    Im ganzen Bistum fanden gestern ähnliche Aktionen statt. Im Landkreissüden nahmen gleich mehrere Pfarreien teil. In Walchshofen bildeten die rund 200 Katholiken eine Menschenkette um das Gotteshaus. Auch in der Pfarreiengemeinschaft Aichach befürchten die Pfarrgemeinderäte, dass durch die bischöflichen Pläne die Laien geschwächt und das kirchliche Leben zentralisiert wird.

    In Walchshofen war von Pfarreiangehörigen die Sorge zu hören, die kleine Filialkirchen und Pfarreien könnten auf der Strecke bleiben und ihre Gotteshäuser zu Baudenkmälern degradiert werden.

    Augsburg

    Wer sich umarmt, der mag sich, er sucht Nähe. Bei der Aktion "Kirche umarmen" war dies der Fall. Alt und Jung machten mit. Man wolle ein Zeichen der Solidarität setzen, hieß es. Die geplante Strukturreform der Diözese stößt auf Unverständnis. Ein Beispiel war die Pfarrgemeinde St. Moritz. Pfarrer Helmut Haug griff das Thema in der Predigt auf. „Ja, es gibt Unruhe im Bistum. Die geplanten Reformen rufen Diskussionen hervor.“ Aber in einer lebendigen Kirche müsse auch diskutiert werden: „Mir tut es weh, wenn Eucharistiefeier und Wortgottesdienst gegeneinander ausgespielt werden.“

    Da die Kirche in der Innenstadt saniert wird, erlebten 250 Gläubige den Gottesdienst im Moritzsaal – so viele wie immer an Sonntagen. Auf die Aktion „Kirche umarmen“ wurde am Ende des Gottesdienstes verwiesen. „Wer mitmachen möchte, soll bleiben“, lautete die Botschaft. Fast alle blieben. Martha Regnet vom pastoralen Gesprächsforum, das zur Aktion „Kirche umarmen“ aufrief, verwies auf die Solidarität mit jenen Gemeinden, die als Kirche vor Ort aufgegeben werden sollen.

    Friedberg

    Ein ungewöhnliches Bild bot sich am Wochenende gleich in vielen Orten: Eine Menschenkette umschloss das katholische Gotteshaus. Die Gläubigen sind damit dem Aufruf gefolgt, sich an der Aktion „Kirche umarmen“ zu beteiligen. Die ersten waren wohl die Eurasburger, die sich bereits Samstagabend aufstellten. Viele weitere folgten im Laufe des Sonntags.

    Friedberg St. Jakob Erstaunlich schnell schlossen am Sonntag mehrere Hundert Katholiken den großen Kreis um die Stadtpfarrkirche St. Jakob. Die Eurasburger hatten es besonders eilig. Bereits am Samstagabend fanden sie sich auf der Anhöhe in Heilig Kreuz.  Die Filialkirchenstiftung St. Antonius von Padua in Freienried beteiligte sich mit einer ansehnlichen Menschenschlange vor der Kirche an der Aktion.  Auch die Kirchengemeinde Rehrosbach/Rinnenthal setzte ein Zeichen . Die Pfarrgemeinde Bachern-Rohrbach folgte dem Aufruf mit einer Menschenkette um  die Gemeindekirche St. Georg.  Paar/Harthausen Die Mehrheit der Gottesdienstbesucher folgte der Einladung von Pfarrer Hans-Peter Heinz und Kirchenpfleger Dieter Nießner, zum Schluss des Sonntagsgottesdienstes ihre Kirche der Pfarrei Sankt Johannes zu umarmen.  Ottmaring Rund 250 Mitglieder der „Gemeinschaft von Freunden“, wie Pfarrer Martin Gögler die Gläubigen der Pfarrgemeinde Ottmaring in seiner vorausgehenden Predigt bezeichnet hatte, haben bei der Aktion „Kirche umarmen“ teilgenommen.

    Bildergalerie von der Aktion

    Günzburg

    Was sich gestern in sämtlichen Pfarreien der Stadt Günzburg ereignete, lief so auch in vielen katholischen Kirchen des Landkreises ab: Nach dem Sonntagsgottesdienst zogen die Gläubigen gemeinsam aus der Kirche aus, vorneweg Ministranten und Geistliche, und bildeten eine Menschenkette um das Gotteshaus. „Kirche umarmen“ hieß die Aktion und rief in priesterarmer Zeit buchstäblich auf, die Kirche im Ort zu lassen. Auch an Sonn- und Feiertagen, brachten die Kirchgänger deutlich zum Ausruck, wollten sie sich in „ihrer“ heimischen Kirche zu Eucharistiefeier und – ersatzweise – zu Wort-Gottesdiensten versammeln.

    Leichter Nieselregen störte morgens niemanden, nicht in Deffingen, Wasserburg, Reisensburg, Riedhausen, St. Martin und Heilig Geist. Im Stadtteil Deffingen besuchten am 2. Fastensonntag 80 von etwa 480 gemeldeten Katholiken die Messfeier mit Stadtpfarrer Ulrich Däubler. Sie reagierten auf den am 1. Fastensonntag verlesenen Hirtenbrief des Augsburger Bischofs Konrad Zdarsa, der für größere Einheiten plädierte, zentrale sonntägliche Eucharistieorte plant und dort auch Laienvertretungen (gewählt und ernannt) anstrebt . Priesterlose Wort-Gottes-Feiern an Sonntagen, so sein Credo, steuerten in die falsche Richtung, sie werteten den Notbehelf auf. Etwaige Fahrten, unternommen mit Bekannten und Nachbarn zur Sonntagsmesse, förderten dagegen die größere Christengemeinschaft.

    Pfarrer Ulrich Däubler verzichtete auf eine Predigt zum Sonntagsevangelium. Er stellte sich ohne Wenn und Aber hinter „Kirche vor Ort“ und befürwortete das „Zeichen der Solidarität“. Deffingen müsse bei der Raumplanung 2025 erhalten bleiben, „hier sind wir daheim“. Die Deffinger Ulrichskirche werde mit „Opfern der Deffinger laufend erhalten und verschönert“.

    Ilse Großklaß, Vorsitzende des Deffinger Frauen- und Mütterkreises und Organisatorin der Menschenkette, durfte sich über ihren „hundertprozentigen Erfolg“ von Herzen freuen. Alle Kirchenbesucher, auch jene von der Empore und solche, die nicht gut zu Fuß sind, fassten sich an den Händen und verlängerten die von Ulrich Däubler und dem Messdienerinnenpaar begonnene lebende Kette. Sie umrundete einmal die Ulrichskriche. Däubler beendete die „Umarmung“ mit dem Vaterunser und segnete die Gläubigenschar.

    Bürgermeister Anton Gollmitzer ergänzte sein positives Deffinger Echo um deutliche Kritik an der bischöflichen Haltung. Alle Vorgänger von Konrad Zdarsa hätten sich an das II. Vatikanische Konzil gehalten und deshalb Wortgottes-Feiern als Behelf an Sonntagen geduldet. „Da muss Bischof Konrad noch dazulernen, er wird nach den zahlreichen Aussprachen wohl einlenken, soll der Kontakt zwischen Bistumsleitung und uns Christen vor Ort erhalten bleiben“, sagte Gollmitzer.

    Zur selben Stunde erlebten 70 Besucher in der Kirche St. Josef (Wasserburg) gleiche uneingeschränkte Anteilnahme. Richard Wagner, Heinrich Bierling und Margit Schuler stellten sich sofort in die Reihe ein und stimmten mit Stadtpfarrer Peter Seidel und Diakon Peter Trapp in Text und Gesang ein: „Freut euch, wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade“.

    Ein besonders starkes Echo auf die Aktion beobachtete man in Gundremmingen, wo die Zahl der Besucher(217) größer war als der Umfang der Martinskirche. Pfarrer Richard Harlacher: „Wir mussten einen großen Kreis bilden, wir läuteten während der Aktion alle Glocken.“

    Illertissen

    Auch wenn der Pfarreiengemeinschaft Illertissen – da vor vier Jahren gegründet – nicht unmittelbar die pastorale Neuordnung bevorzustehen scheint: Die Jedesheimer Gläubigen wollten eine mögliche Auflösung ihrer Pfarrei nicht tatenlos hinnehmen und machten mit bei der innerhalb der Diözese ausgerufenen Laien-Aktion „Wir umarmen unsere Kirche“.

    Etwa 200 Besucher aus und um Jedesheim fanden sich gestern zum Gottesdienst um 9 Uhr in St. Meinrad ein, und die meisten trafen sich vor der Kirche wieder zur Menschenkette um das nicht gerade kleine Gotteshaus.  Viele waren sogar eigens dafür nach Jedesheim gekommen. „Weil bei uns eine solche Aktion nicht geht, zu viele sind frustriert, machen wir in Jedesheim mit“, sagen ein paar Vöhringer. Und die Gäste aus anderen Orten der Pfarreiengemeinschaft wollen sich mit den Jedesheimern solidarisch erklären: „Als Laien wünschen wir uns mit unserem Bischof einen Dialog auf Augenhöhe“, sagen Tele Lindinger, Beatrice Wöhr oder Barbara Lang. „Wir sind für die Eucharistiefeier, aber es gibt eine Vielfalt an Gottesdienstformen, die nicht zusammenschrumpfen soll.“

    Amalie und Karl Speiser als echte Jedesheimer sind selbstverständlich dabei, wenn es darum geht, ihre Kirche zu umarmen: „Wenn immer wieder Katholiken aus anderen Teilen der Pfarreiengemeinschaft in Jedesheim in die Kirche gehen, tun sie das freiwillig – was uns ehrt – aber nicht notgedrungen im Sinne einer Zentralpfarrei.“ Pfarrer Martin Gall, der die Messe in Jedesheim zelebrierte, wünschte denn auch seinen Zuhörern, die ihre Verbundenheit mit der Kirche und ihre Sorge über die bischöflichen Reformpläne zum Ausdruck brächten, „dass es gut weitergeht“.  Dass ihre „Kirchenumarmung“ in genau diesem Sinne und nicht als Konfrontation zu verstehen sei, war den Veranstaltern ein Anliegen, wie sie im gemeinsamen Gebet noch in der Kirche ausdrückten. So formierte sich die Menschenkette betend, dann aber gab’s regen Meinungsaustauch.

    Krumbach

    Der Unmut unter engagierten Laien gegen die Pläne von Bischof Konrad Zdarsa ist groß (wir berichteten). Aus Protest gegen die Pläne wurden am Sonntagvormittag auch in der Region zahlreiche Kirchen umarmt. Allein in Krumbach kamen nach Auskunft der Pfarrgemeindratsvorsitzenden Christine Littmann rund 300 Personen zur Umarmung der Kirche St. Michael. Die Krumbacher Pfarrei Maria Hilf nahm nicht an der Aktion teil.

    Die Aktion der Pfarrgemeinde St. Michael sei nicht in erster Linie als ein Protest gegen die Bischofspläne zu verstehen. Vielmehr wolle man ein Zeichen für die Kirche setzen, betonte Littmann. In Niederraunau waren es nach Mitteilung des Pfarrgemeindratsvorsitzenden Dr. Christoph Henzler rund 200 Personen. In Ebershausen wurden circa 150 Teilnehmer gezählt.

    Aktionen gab es auch in Ellzee (etwa 100 Teilnehmer) und Wiesenbach (etwa 80 Teilnehmer).

    An der Aktion "Kirche umarmen" beteiligten sich in der Region aber nicht alle Gemeinden, über den Sinn von "Kirche umarmen" wurde auch in Laienkreisen kontrovers debattiert.

    Dekan Klaus Bucher (Breitenthal) erklärte, dass er es prinzipiell "schön" finde, dass die Menschen die Kirche umarmen. Er würde sich aber wünschen, dass zur Kirche auch im Alltag eine beständige Treue bestehe und die Gottesdienste besser besucht würden. Der Beruf des Priester solle mehr gefördert werden.

    Die Pläne des Bischofs sehen unter anderem die Zusammenlegung von Pfarreien, die Einschränkung von Wortgottesdiensten und die Abschaffung der Pfarrgemeinderäte (Ersatz durch Pastoralräte mit dem Pfarrer an der Spitze) vor. Dies sorgt für anhaltende, kontroverse Diskussionen.

    Neu-Ulm

    „Menschen und Sachen, die man nicht richtig mag, umarmt man nicht. Wir umarmen unsere Kirche, weil wir sie mögen - trotz vieler Ecken und Kanten, trotz mancher Frustration und mancher Fehler. Wir umarmen sie, weil nicht wir in ihr schalten und walten, sondern weil Gott in ihr das Sagen haben soll. Lassen wir unsere Kirche im Dorf - weil wir sie brauchen, so, wie sie war, wie sie ist und wie wir sie für die Zukunft gestalten“. Mit diesem Aufruf beendete Elchingens Pfarrer Pater Ulrich Keller seine Sonntagspredigt in der Thalfinger Kirche „Christus ist unser Leben“. Über 300 Gläubige aus allen drei Elchinger Ortsteilen bildeten nach dem Sonntagsgottesdienst eine Menschenkette um das Gotteshaus.

    Die beeindruckende „Kirchenumarmung“ wurde vom Geläut der Glocken begleitet. „Wir sind die Kirche“, riefen einige Jugendliche, „Wir sind Gottes Volk, wir lassen uns nicht entmündigen“, skandierten die Erwachsenen. Der Kirchenumarmung schloss sich eine lebendige Diskussion im anschließenden Stehcafe des Pfarrzentrums Sankt Laurentius an. Jung und alt wurden durch einen Gedanken zusammengeschweißt: „Wir haben Angst vor den Veränderungen, welche die Diözese plant, wir haben Angst um unsere Kirche, sie ist unsere Heimat für einen gelebten Glauben vor Ort“.

    60 Ministranten sind im Thalfinger Kirchendienst aktiv. „Wo sollen wir eigentlich hingehen, wenn unsere Kirche geschlossen wird?“, fragte sich Clemens (13). „Wir sind eine tolle Truppe, wir halten zusammen und lassen uns von niemandem trennen“, meinten Lena und Rebekka (16). „Wir gehen jede Woche in die Kirche und finden unsere Thalfinger Kirche super, weil hier so viel los ist für die Jugend. Dass man unsere Kirche schließt kommt nicht in Frage, deshalb waren wir bei der Menschenkette dabei. Wir werden weiter ministrieren und für unsere Kirche kämpfen“, versprachen Annika (12) und Anja (14).

    „Mit der Kirchenumarmung wollten wir ein deutliches Zeichen geben, dass vom sogenannten „Pastoralen Raumplan 2025“ der Diözese die Gefahr ausgeht, dass gewachsene Strukturen zerstört werden, von denen die Kirche heute lebt. Es geht um den Erhalt der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den örtlichen Kirchengemeinden und im örtlichen Pfarrgemeinderat, um das Wirken des Apostolates der Laien und um Abschaffung der Wortgottesfeiern am Samstagabend und Sonntagvormittag, die im Raumplan vorgesehen ist“, meinten die Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Marianne Bareiß und Heike Hüls im NUZ-Gespräch. Hier liege der Kern der momentanen Diskussion, betonte Pater Ulrich in seiner Predigt. „Bleiben wir der traditionellen Gemeindestruktur treu oder öffnen wir das kirchliche Leitungsamt und finden wir neue Formen, Gemeinden zu leiten, Formen die wesentlich mehr auf den Charismen vieler Berufener fußen? Diese Frage wird nicht der Bischof und auch nicht der Papst in Rom beantworten können. Ich glaube, dass letztlich die Gemeinden vor Ort diese Fragen beantworten werden“, so Elchingens Pfarrer.

    Er unterstrich, dass die Antworten einer Gemeinde von den einzelnen Christen kommen müssten und dass sich der Einzelne hinterfragen müsse, ob er wirklich daran interessiert daran sei, dass die Kirche im Dorf bleibe. „Bin ich auch bereit mich dafür einzusetzen, sie mit Leben zu füllen, damit das Gebäude nicht zum Museum verkommt? Ministranten, Kirchenchor, Gremien, Spenden, Engagement, will ich das?“, waren einige der selbstkritischen Fragen. Die Antworten darauf werde die Kirche von morgen prägen, ist Pater Ulrich überzeugt.

    Landsberg

    „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen ...“ Dieses Kirchenlied intonieren Kirchgänger nach der Messe in Utting, fassen sich an den Händen und „umarmen“ ihre Kirche. Es sind mehr als zwei oder drei – 250. In verschiedenen Pfarreien des Landkreises haben am Wochenende Menschen an der Aktion „Kirche umarmen“ teilgenommen, in der Summe dürften es mindestens 1700 Gläubige gewesen sein. In den teilnehmenden Orten sind die Gotteshäuser so gut besucht, wie sonst nur an hohen Feiertagen.

    Kein Protest, sondern ein positives Zeichen

    Der Tenor auf den meisten Veranstaltungen: Dies sei kein Protest gegen den Bischof, aber der Wunsch, sich und die Bedürfnisse der eigenen Pfarrei bei der notwendigen Strukturveränderung einbringen zu können. Es ist die Angst, die gelebte Gemeinschaft zu verlieren, wenn, von oben diktiert, neue pastorale Einheiten geschaffen werden.

    „Wir wollen zeigen, wie lebendig unsere Pfarrgemeinde vor Ort ist“, sagt beispielsweise die Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Untermühlhausen, Irmgard Kramer. Der Penzinger Gemeinderat Manfred Deininger bemängelt, dass die Gläubigen nicht mit einbezogen würden. „Wir wünschen uns einen respektvollen Dialog für beide Seiten“, heißt es in Untermühlhausen. Man will die Kirche auch nicht als „tote Steine“ verstanden wissen. „Es sind durchbetete Räume.“ Es werden kreative Zeichen gesetzt: In Scheuring gibt es „Tee in kalten Zeiten“, in Geltendorf werden orange Kärtchen mit einem Fischlogo und dem Spruch, „Kirche vor Ort – das bin ich, das bist Du“ verteilt.

    Bilder von der Aktion haben wir in einer Bildergalerie zusammengefasst. Einen Kommentar von Dieter Mitulla finden Sie hier.

    Neuburg-Schrobenhausen

    Das von Bischof Zdarsa geplante Pastoralkonzept, das bis 2025 eine Verschmelzung einzelner Laiengremien und Kirchengemeinden sowie eine stärkere Zentralisierung der Gottesdienste vorsieht, stößt bei vielen Gläubigen auf Unverständnis und sorgt für Enttäuschungen. Gestern und teilweise auch schon Samstagabend fand im ganzen Landkreis die Aktion „Kirche umarmen“ statt, die auf die Folgen der Neuordnung aufmerksam machen und die Bedeutung der heimischen Kirche in den Vordergrund stellen wollten.

    Obwohl sich die Pfarrei Trugenhofen nicht an der Aktion beteiligte, weil dort an diesem Sonntag kein Gottesdienst stattfand, findet die Trugenhofener Pfarrgemeinderatsvorsitzende Bettina Kugler, dass die „Kirche im Dorf bleiben soll“, denn schließlich gestalte sich der ganze Jahresablauf im Dorf mit und auch in der Kirche. Der Bertoldsheimer Pfarrgemeinderat, so die Vorsitzende Centa Müller, will seine Aktion als „stumme Umarmung für unsere Kirche“ interpretiert wissen und äußerte sich nicht näher dazu. Im Schaukasten vor der Kirche kann man jedoch die Forderungen lesen: „Lasst die Kirche im Dorf, das Miteinander, das Karitative geht verloren“, „Kirche vor Ort sind die Christen vor Ort“ und „Heiliger Geist, steh unserem Bischof bei“, heißt es da.

    Als Demonstration für den Glauben, bei der ein Zeichen für die Ortskirche gesetzt werde, sieht Pfarrer Georg Guggemos, Leiter der Pfarreiengemeinschaft Rennertshofen, die Aktion. Er zeigt Verständnis für die Sorge seiner Pfarreiangehörigen, die Aktion solle aber kein Protest gegen die Kirche, den Papst oder den Bischof sein und schon gar nicht ein Forum für ein paar Ideologen, die der Kirche eins auswischen wollen. Ängste der Mitglieder der Pfarreiengemeinschaft vor dem ab 2014 zu errichtenden Pastoralrat, dem Nachfolger der Pfarrgemeinderäte, seien unbegründet. „Niemand von den Delegierten muss befürchten, er sei nur noch ein Anhängsel von Rennertshofen“, beschwichtigt der Pfarrer.

    Teilnehmer An der Protestaktion „Kirche umarmen“ haben sich folgende Pfarreien im Landkreis beteiligt: Bertoldsheim, Brunnen, Burgheim, Illdorf Karlshuld, Klingsmoos, Lichtenau, Ludwigsmoos, Ortlfing-Biding, Untermaxfeld, Weichering und Wellheim.

    Neusäß

    Ob die Menschenkette um die Kirche herumreichen würde, war am Sonntag nicht mehr die Frage: eng gedrängt und in einen großzügigen Kreis standen Hunderte Menschen am Sonntag um die St. Raphael in Steppach – sie hätten wohl auch zwei Ringe bilden können. „Kirche umarmen“ hieß die Aktion, an der sich im Landkreis unter anderem auch die Gemeinden St. Jakobus und Maria, Königin des Friedens in Gersthofen, St. Vitus in Ottmarshausen, St. Ursula in Rommelsried, St. Martin in Horgau, St. Vitus in Streitheim und St. Laurentius in Agawang beteiligten.

    „Ein Zeichen der Sorge“, soll die Aktion sein, kündigte Pfarrer Georg Egger im Gottesdienst an und beteiligte sich selbst daran – in Zivil, wie er erklärte: „Ich gehöre genauso zum Volk Gottes wie Sie.“ Dass so viele Menschen mitmachen würden, hat ihn überrascht. „Damit habe ich nicht gerechnet.“ Es sei ihm wichtig, keine Gräben zu errichten, vielmehr wolle er den Dialog fördern – und fordert diesen auch. Die Kommunikation des Bischofs sei bezüglich der Raumplanung 2025 alles andere als optimal gelaufen, sagt Egger. Er wünscht sich, dass auch die Gemeinden zu diesem Thema gefragt werden und versteht nicht, weshalb sich der Bischof mit den Plänen nicht mehr Zeit gelassen hat.

    Michael Graus vom Pfarrgemeinderat St. Raphael hofft ebenfalls, dass der Bischof nun den Dialog suchen wird. „Wir wollten mit der Aktion nicht zündeln, sondern ins Gespräch kommen.“ Grund dafür sei ihre Sorge um die Entwicklung des pfarrgemeindlichen Lebens, das in Steppach sehr aktiv sei. Von der Ressonanz auf den Aufruf des Pfarrgemeinderates am gestrigen Sonntag sei er dennoch überwältigt gewesen.

    Schwabmünchen

    In der ganzen Diözese haben am Wochenende zahlreiche Christen an der Aktion „Kirche umarmen“ teilgenommen. Sie bildeten nach den Messen rund um die Kirchen lange Menschenketten, um gegen die Reformpläne von Bischof Konrad Zdarsa zu protestieren. Die Botschaft war deutlich auf den Plakaten zu lesen: „Wir sind die Kirche“ und „Die Kirche muss im Dorf bleiben“. Aktionen fanden unter anderem in der Pfarreiengemeinschaft Großaitingen (in Großaitingen, Oberottmarshausen, Kleinaitingen, Wehringen und Reinhartshofen) und in der Pfarreiengemeinschaft Stauden in Walkertshofen statt.

    Franz J. Paul, Lena Bauer und Sarah Schierack, Regina Langhans, Ivanka Williams-Fuhr, Monika Treutler-Walle, Monika Leopold-Miller, Peter Bauer, Stephanie Millonig, Manfred Deger, Erich Echter

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