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Natur: Eine Sauna soll die Bienen heilen

Natur

Eine Sauna soll die Bienen heilen

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    Florian Deising präsentiert das Modell der Bienen-Sauna.
    Florian Deising präsentiert das Modell der Bienen-Sauna. Foto: Manuela Mayr

    Bienenwetter ist zurzeit sicher keines. Aber unter den Imkern gibt es einige, die mitten im Winter emsig mit den Vorbereitungen für die nächste Saison beschäftigt sind. Beim Imkerverein Dachau zum Beispiel fiel kurz vor Weihnachten die Entscheidung, in ein neuartiges Projekt zu investieren – die Bienensauna. Sie könnte dabei helfen, das massenhafte Bienensterben zu stoppen. „Eine Wärmebehandlung ist grundsätzlich erfolgversprechend“, weiß der Vereinsvorsitzende Walter Niedermeier aus fast 50 Jahren Erfahrung als Imker.

    Bei 39 Grad Celsius stirbt nämlich der schlimmste Feind der Bienen ab – die Varroamilbe, ein winziger Parasit, der die Insekten und ihre Brut befällt und sie aussaugt. Die Bienen selbst vertragen für kurze Zeit Temperaturen bis zu 45 Grad. Das ist seit langem bekannt, und auch die Idee, die Varroamilbe mit Hyperthermie zu bekämpfen, ist nicht neu. Doch ein für alle Imker praktikables System zur Umsetzung dieser Erkenntnis habe bisher gefehlt, sagt der Münchner Florian Deising.

    Bienensauna: vier Heizplatten plus Steuerungsrechner

    Imker Richard Rossa hat die Bienensauna zur Varroa-Bekämpfung erfunden.
    Imker Richard Rossa hat die Bienensauna zur Varroa-Bekämpfung erfunden. Foto: Manuela Mayr

    Der 39-Jährige ist viel unterwegs, um Unterstützer für die Erfindung seines Imkerfreundes Richard Rossa, 55, zu finden. Der hat sich die Bienensauna ausgedacht. Das Gerät mit vier Heizplatten und einem ausgeklügelten Steuerungsrechner wird unter dem Einflugloch des Bienenstocks eingeschoben und erwärmt den Stock auf die für Varroamilben tödliche Temperatur von 40 bis 42 Grad Celsius. Florian Deising, der sich nach seiner Promotion als Volkswirt auf die Beratung von Sozialunternehmen spezialisiert hat, ist selbst kein Imker. Aber er präsentiert das Modell seines Freundes mit viel Engagement auf einem ehemaligen Friedhof nahe seinem Büro in der Münchner Innenstadt. Hier ist ein wenig Natur zwischen Häuserschluchten, und hier werden im Frühjahr die Bienen der Stadtimker wieder fliegen.

    Die GmbH, die Deising und Rossa gegründet haben, um die Bienensauna unter das Imkervolk zu bringen, soll mit Crowdfunding (Schwarmfinanzierung) in Schwung kommen. Das heißt, Leute, die von der Idee überzeugt sind, ermöglichen durch ihre Vorbestellung eine erste kleine Serienfertigung. 75 Besteller in Deutschland, Österreich und der Schweiz gebe es schon, sagt Deising. Obwohl Crowdfunding über das Internet funktioniert, gehörten die meisten von ihnen der „Generation 50 plus“ an. „Die Not der Imker ist groß“, hat Deising festgestellt. Als das Gerät in Dachau vorgestellt wurde, kamen mehr als 60 Interessenten teils von weit her.

    „Die Bienen entwickelten sich prächtig“

    Mancher habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie Richard Rossa. Als ihm bei der klassischen Varroa-Behandlung mit Oxalsäure ein ganzes Volk einging, begann er, über eine chemiefreie Alternative nachzugrübeln. In Erpfting, einem Stadtteil von Landsberg, machte der Diplomingenieur seine ersten Versuche mit der Sauna, die erst nur zwei Heizplatten hatte und noch nicht richtig funktionierte. Inzwischen sei der verbesserte Prototyp mit 35 Völkern erprobt worden. „Die Bienen entwickelten sich prächtig“, erzählt Rossa am Telefon. Zurzeit lebt er in Mittelschweden, wo er in einer kaum besiedelten und landwirtschaftlich nicht genutzten Gegend weitere Tests gemacht habe. Im Frühjahr werde er jedoch zurückkehren nach Deutschland, um einen Feldversuch durchzuführen. Das Bienen-Fachzentrum der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim soll diesen begleiten.

    Auch der Dachauer Imkervereinsvorsitzende Niedermeier, der selbst als Fachreferent aktiv ist, verspricht sich viel von der weiteren Erprobung des Systems. Er hofft, den Hygienewart des Veterinäramtes mit ins Boot holen zu können, der über die Gesundheit der Bienen in seinem Landkreis wacht. Die bestellte Bienensauna könnte dann vielen Imkern zugutekommen.

    Bis 6. Januar läuft die Kampagne unter www.ecocrowd.de

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