Boardslide, Tailwhip, Tiregrab – das sind Begriffe, die man 1972 sicherlich noch nicht verwendet hat. Bei den Olympischen Spielen in München waren Skateboard und BMX-Rad weit davon entfernt, massentaugliche Sportgeräte zu sein. Bei den X-Games in den kommenden Tagen wird das anders aussehen.
Die X-Games gelten als die Olympischen Spiele der Action-Sportarten. Vom 27. bis 30. Juni werden in München Mountainbiker, Skateboarder und Motocross-Fahrer ihre Wettkämpfe austragen. Das Olympiagelände wird sich dann wieder in das zurückverwandeln, als was es ursprünglich mal angelegt war, in einen Park für die Jugend der Welt.
Mit mindestens 70.000 Besuchern rechnen die Veranstalter. Die für das Gelände zuständige Olympiapark München GmbH (OMG) jubelt angesichts solcher Zahlen. Denn seitdem Bayern München und der TSV 1860 ihre Heimspiele nicht mehr im Olympiastadion austragen, ist es keine Selbstverständlichkeit mehr, dass so viele Leute in den Olympiapark strömen.
Olympiapark: Sanierung kostet fast eine halbe Milliarde Euro
Die Auslastung der Veranstaltungsstätten im Olympiapark ist zwar ordentlich, vier Millionen Menschen kommen jedes Jahr auf das Gelände. Trotzdem schreibt die OMG rote Zahlen. 2011 fehlten am Ende 16 Millionen Euro. Und wenn man sich den Investitionsbedarf der kommenden Jahre ansieht, ist eine Trendwende kaum in Sicht: Fast eine halbe Milliarde Euro wird bis zum Jahr 2032 gebraucht, um die nötigen Sanierungsarbeiten im Olympiapark ausführen zu können.
Alleine die alle 25 Jahre nötige Generalsanierung des Zeltdachs vom Olympiastadion wird 80 Millionen Euro verschlingen. Auch wenn die Stadt ihren jährlichen Zuschuss jüngst auf 40 Millionen erhöht hat, wird der OMG deshalb nichts anderes übrig bleiben, als zu versuchen, das Minus durch lukrative Veranstaltungen möglichst gering zu halten.
Vor drei Jahren gab es einmal den Versuch, das Olympiastadion zu einer Rennstrecke für die Deutsche Tourenwagenmeisterschaft umzubauen. Doch das letzte der drei geplanten Rennjahre wurde gestrichen. Zu laut und zu wenig vereinbar mit dem olympischen Gedanken erschien vielen das Motorsportspektakel. Auf der Suche nach gewinnbringenden Veranstaltungen ist die OMG aber weiterhin.
Bon Jovi, Bruce Springsteen und Depeche Mode im Olympiastadion
Als Deutschland nach dem Sieg von Lena Meyer-Landrut dran war, den Eurovision Song Contest auszurichten, bewarb sich die OMG um die Show. Auch eine Universiade war mal in Planung, Olympische Spiele der Studenten. So besonders viel Spielraum gibt es allerdings gar nicht: Bon Jovi, Bruce Springsteen, Depeche Mode – sie alle sind zuletzt im Olympiastadion aufgetreten. Ungefähr 35 Veranstaltungen finden dort jedes Jahr statt. Die Olympiahalle nebenan ist im Jahr durchschnittlich an 110 bis 120 Tagen belegt. Viel mehr geht in beiden Fällen gar nicht.
In politischen Gremien der Stadt ist deshalb eine Debatte darüber entbrannt, wie viel Kommerz der Olympiapark bei all dem Kostendruck verträgt. Die einen meinen, die Anlage solle wieder mehr ein Erholungsraum werden, die anderen berufen sich auf den Ursprung des Geländes. Der Olympiapark sei schließlich für den Sport gebaut worden, sagt die OMG. Und zumindest in den kommenden Tagen kehrt der bei den X-Games nun heftig zurück.