Dummerweise war es immer schon sein Kindheitstraum. Seit Peter Leuschner denken kann, wünschte er sich eine Burg, in der er sich als Ritter fühlen konnte. Welcher kleine Junge tut das nicht? "Doch bei den meisten wird der Traum glücklicherweise nie Wirklichkeit", sagt Leuschner. Er hat ihn sich tatsächlich erfüllt.
Vor 35 Jahren kaufte der gebürtige Ingolstädter die fast 900 Jahre alte Burg Hofstetten - "meinen gefräßigen Steinkasten", wie er das ehemalige fürstbischöfliche Jagdschloss im Landkreis Eichstätt liebevoll nennt.
240 Fensterrahmen hat er seitdem abgeschliffen, 240 Mal grundiert und 240 Mal wieder neu angestrichen, unzählige Holzdielen aus dem Boden gerissen und tonnenweise Steine geschleppt. Erst vor Kurzem ist die Renovierung der Renovierung zu Ende gegangen. Jetzt - nach gut drei Jahrzehnten - können sich die Leuschners erstmals wie echte Burgherren fühlen. Der Hausschwamm, der schon kurze Zeit nach der ersten Sanierung das gesamte Erdgeschoss befallen hatte, ist besiegt und alle Räume sind bewohnbar gemacht.
Mit harter Arbeit, viel Zeit und noch mehr Geld haben Peter und Helga Leuschner ihre "gemeinsame Hassliebe" in ein kleines Juwel verwandelt. Das Ergebnis der vielen Mühen: ein Ökoschloss. Gebaut aus reinen Naturmaterialien verrät es so manchen alten, architektonischen Trick, von dem sich die Bauingenieure von heute einiges abschauen können, findet der Burgherr. "Jedes Denkmal hat seine Geheimnisse. Man muss die Mauern reden lassen und ihnen aufmerksam zuhören, dann kann man so einiges lernen."
Im vergangenen Jahr mussten für die Heizung von 600 Quadratmeter Wohnfläche nur 2400 Euro aufgewendet werden. Mancher Häuschenbesitzer kann da nur staunen. Heizkörper sucht man im Schloss vergeblich. Das Heizungssystem ist dem der alten Römer nachempfunden. Warme Luft, die in Hohlräumen unter dem Boden und hinter den Wänden entlangstreicht, heizt die Zimmer von allen Seiten. Geschürt wird mit Hackschnitzeln. Die dicken Mauern halten die Wärme, der Kalkputz speichert sie. Sogar die Toilettenspülung funktioniert rein ökologisch: mit Regenwasser.
Inzwischen ist der pensionierte Journalist und Buchautor ("Der Mordfall Hinterkaifeck") stolz auf seine Burg. Das war nicht immer so, wie er zugibt. Einige Mal sei die Familie kurz vor dem Aufgeben gewesen. All die Jahre der viele Dreck und Arbeit ohne Ende. Doch mittlerweile hat der 62-Jährige gelernt, sich nicht mehr aufzuregen, wenn der Putz von den Wänden bröckelt oder eine herausstehende Steinplatte Schwierigkeiten macht: "Unser gefräßiger Steinkasten ist halt einfach ein Fass ohne Boden." Gloria Brems