Der Bayerische Dialekt wird überleben: Da ist sich der Sprachforscher Anthony Rowley Dialekt vom Aussterben bedroht: Tschüs Bairisch! zum Trotz recht sicher. "Ich habe das Gefühl, dass in Bayern der Dialekt noch eine sehr große Rolle spielt für die Identität - über alle Gesellschaftsschichten hinweg. Bayern hat den Mythos Heimat", sagt der Brite, der seit mehr als 20 Jahren an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München den bayerischen Dialekt erforscht. "Allerdings gibt es Veränderungen."
Bayerische Wörter sterben aus - es kommen aber auch neue nach
So seien die bayerischen Begriffe "Dradiwaberl" für Kreisel oder "hai" für spiegelglatt heute vom Aussterben bedroht - ebenso wie bestimmte Worte aus der Landwirtschaft oder alte Bezeichnungen für Lebensmittel. "Heute kauft der Bayer Karotten und baut nicht mehr Gelbe Rüben an, er kauft Kartoffeln und baut keine Erdäpfel an."
Dafür gebe es aber immer wieder neue Wortschöpfungen wie den an das Englische angelehnte "Vui-Taim-Job", das "Aufbrezeln" oder den "Reimdeiter" für den Blinker am Auto. "Die Tonfärbung des Dialektes ist auch bei neuen Wörtern immer wieder zu finden. Der bayerische Dialekt an sich scheint durchaus noch lebendig."
Bayern: "Der Dialekt wird urbaner."
Allerdings hat Rowley, der seit Jahrzehnten an einem bayerischen Wörterbuch arbeitet, festgestellt, dass bestimmte Sprachfärbungen aus kleineren Dörfern verschwinden und Sprachunterschiede ausgebügelt werden: "Der Dialekt wird urbaner."
Als besonders gut schätzt Rowley die Zukunftschancen bayerischer Flüche ein. "Sprüche, die man beim Schafkopf sagt, funktionieren auf Hochdeutsch einfach nicht so gut." Der Bayer schimpfe gerne mit religiösem Bezug - "Kruzifix und Sakrament", oder mit landwirtschaftlichem - "a Hund, a Rindvieh, a Sau". "Das Schimpfen kommt so sehr aus der Seele, die Flüche werden noch bleiben, auch wenn der Dialekt ansonsten irgendwann ausgestorben sein sollte." dpa/lby/AZ