Seit kurzem ist es Gewissheit: Das Steinadler-Paar am Giebel bei Bad Hindelang-Hinterstein im Oberallgäu hat auch in diesem Frühjahr wieder zwei Jungvögel im Nest. Die beiden
Von der Adler-Beobachtungsstation des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) am Giebelhaus im Hintersteiner Tal können Interessierte bei den regelmäßig stattfindenden Führungen den Steinadler-Nachwuchs mit extrem starken Ferngläsern beobachten. Das Nest befindet sich an einem nach Osten ausgerichteten Grat am Berg Giebel. Biologe Werth kennt das in dem Revier beheimatete Steinadler-Weibchen schon seit 1988.
"Ins Reich der Steinadler"
Alle zwei Jahre – in jedem geraden Jahr– gebe es bei dem Paar einen Bruterfolg, sagt Werth. Und jeweils kämen zwei Jungvögel zur Welt. Doch nicht immer überleben beide. Denn bei schlechten Verhältnissen – beispielsweise Futtermangel, viel Regen oder Schnee – wird von den Eltern zuerst der stärkere Jungvogel gefüttert. Erst wenn der satt ist, bekommt auch der kleinere etwas. „Eigentlich dürfte man also nicht von Rabeneltern, sondern von Adlereltern sprechen“, erläutert Biologe Werth.
An diesem Tag sind über 40 Interessierte mit auf Exkursion „ins Reich der Steinadler“ – darunter etliche Urlaubsgäste mit Kindern. Die beiden Jungvögel seien wahrscheinlich vor gut einer Woche geschlüpft, erzählt Werth. 70 bis 80 Tage würden sie nun noch im Nest bleiben und sich von den Altvögeln versorgen lassen.
Elf Steinadler-Reviere gibt es im Allgäu, knapp 50 in Bayern. Mindestens 40 Quadratkilometer groß sollte eines sein. Zuletzt ist ein Revier im Ostallgäu dazugekommen. Wo genau das ist, wird nicht verraten. Auch die anderen Horststandorte will der LBV lieber nicht publik machen, um keine Schaulustigen anzulocken. Nicht immer waren die Menschen dem Steinadler wohl gesonnen – im Gegenteil. Zwischen 1850 und 1920 wurden in den Allgäuer und Lechtaler Alpen sowie im Bregenzerwald 400 Tiere erlegt. Die Adler wurden geschossen oder mit Fangeisen und Giftködern gefangen. Denn die Menschen sahen in dem Raubvogel einen Jagdkonkurrenten.
Murmeltiere sind Leibspeise der Adler
Ganz ausgerottet wurde der Steinadler aber in den Alpen nicht, einige Greifvögel überlebten in gut verstecken, für Menschen nicht zugänglichen Horsten. Seit der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hat sich der Bestand in Bayern wieder stabilisiert. Um die Horste in
Auf dem weiteren Weg ins Reich der Wildtiere führt Biologe Werth seine Gruppe ins Obertal. Mit Ferngläsern und Teleskopen können die Wanderer Murmeltiere auf den umliegenden Wiesen und Hirsche im Bergwald beobachten. Laute Warnpfiffe der Murmler deuten immer wieder auf mögliche Gefahren hin – beispielsweise einen sich nähernden Adler.
Auch Steinböcke haben sich wieder angesiedelt
Hier im Obertal hat Henning Werth nach eigenen Angaben erstmals einen Bartgeier im Allgäu gesichtet. Das war im Jahr 1992. Früher sei dieser Vogel in den bayerischen Alpen heimisch gewesen, schildert Werth. Durchziehende Bartgeier sind im
Neben Touren in das Reich des Steinadlers veranstaltet der LBV auch Führungen, bei denen Steinböcke gesichtet werden. Der seinerzeit fast ausgestorbene Steinbock wurde in den Oberstdorfer und Kleinwalsertaler Bergen in den 1960er Jahren wieder angesiedelt.