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Strecke Augsburg-Oberstdorf/Lindau: Die Neigetechnik bringt kürzere Fahrzeiten

Strecke Augsburg-Oberstdorf/Lindau

Die Neigetechnik bringt kürzere Fahrzeiten

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    Symbolbild
    Symbolbild Foto: Alexander Kaya

    Schon seit 1996 liebäugelte die Deutsche Bahn mit dem Einsatz der sogenannten Neigetechnik im Allgäu. Doch das Projekt wurde immer wieder geschoben. Zunächst mussten Gleis- und Signalanlagen saniert werden. Die erforderlichen Spezialzüge sind hingegen schon längst unterwegs, mit abgeschalteter Neigetechnik.

    Am 11. Dezember wird der entscheidende Hebel umgelegt – unter anderem auf der Strecke zwischen Augsburg und Oberstdorf/Lindau. Dabei ist der Wagen wie eine Art Pendel aufgehängt, was zu einer höheren Geschwindigkeit in den Kurven führt. „Manche Fahrgäste empfinden die Neigetechnik als wenig komfortabel, weil die Züge mehr wackeln“, sagt Fritz Czeschka, Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Die Fahrzeit zwischen Augsburg und Lindau – über Kaufbeuren und Buchloe – könne so aber beispielsweise um 26 Minuten auf knapp zwei Stunden verkürzt werden. Durch die kürzere Fahrzeit muss aber auch der gesamte Taktverkehr angepasst und der Fahrplan umgestellt werden.

    150 Anregungen von Fahrgästen gingen ein

    Nach der ersten Veröffentlichung eines Fahrplanentwurfs im Internet gingen bei der BEG, die unter anderem den Schienenpersonennahverkehr in Bayern plant, über 150 Anregungen von Fahrgästen ein. Die meisten betrafen laut BEG-Sprecherin Sandra Kelz die Verbindung von München ins Allgäu. Der Fahrplan wurde daraufhin noch einmal grundlegend überarbeitet. Laut Kelz wünschten sich viele Pendler und Reisende einfach nur mehr Züge, was jedoch nicht wirtschaftlich sei. Ähnlich sieht es mit zusätzlichen Halten etwa in Biessenhofen oder Günzach aus. „Wir konnten nicht alle Wünsche erfüllen, weil zusätzliche Halte in der Regel längere Fahrzeiten bedeuten“, so Kelz weiter. Dies wiederum ziehe im schlimmsten Fall Anschlussverluste und unpünktliche Züge nach sich.

    Technische Pannen an ICE-Zügen

    Technische Probleme an ihren ICE-Zügen haben der Deutschen Bahn schon häufiger Probleme bereitet. Eine Auswahl:

    10. Juli 2010: In einem ICE nach Berlin fallen die Klimaanlagen aus. Die Temperaturen im Zug sollen auf über 50 Grad gestiegen sein. Am Bahnhof Bielefeld müssen mehrere Reisende notärztlich versorgt und ins Krankenhaus gebracht werden.

    17. April 2010: Bei voller Fahrt verliert ein ICE auf dem Weg von Amsterdam nach Basel eine Tür. Sie schlägt in einen entgegenkommenden ICE ein. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Frankfurt und Köln werden sechs Menschen leicht verletzt. Ursache für den Unfall ist eine lose Stellmutter an der Verriegelung.

    24. Oktober 2008: Die Bahn zieht einen Teil ihrer ICE-Flotte kurzfristig zur Überprüfung aus dem Verkehr. Zuvor war ein Riss in der Radsatzwelle eines ICE T entdeckt worden. Später wird nahezu die gesamte Flotte der Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ ICE T mit Neigetechnik überprüft.

    9. Juli 2008: Kurz nach der Ausfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof springt ein ICE 3 - das modernste Modell der ICE-Flotte - mit einem Achsenbruch aus den Gleisen. Ursache für das Unglück ist eine defekte Radsatzwelle.

    Letztlich sei man seitens der BEG mit den Änderungen recht zufrieden. Kelz: „Sowohl der Eisenbahnknoten Buchloe als auch die Stadt Kaufbeuren profitieren von Fahrplanänderungen im Rahmen der Einführung der Neigetechnik und den damit verbundenen Beschleunigungen.“ Beide Bahnhöfe erhalten geänderte Abfahrts- und Ankunftszeiten bei den zweistündlich verkehrenden Regionalexpresszügen der Linie von Augsburg über Buchloe, Kaufbeuren und Kempten nach Lindau und Oberstdorf. Die Länderbahn Alex bleibe auch künftig weitgehend unverändert.

    Neue Fahrten nach Bobingen

    „Insgesamt ergeben sich zwischen Augsburg und Lindau sowie Oberstdorf mit Zwischenhalten in Buchloe und Kaufbeuren Fahrzeitverkürzungen. Um die Anschlüsse in bewährtem Umfang beibehalten zu können, wird der Fahrplan der anderen Züge ebenfalls um 30 Minuten verschoben“, erläutert Kelz. Dies führe zu einem völlig neuen Fahrplan von Buchloe und Kaufbeuren in Richtung Kempten und Bodensee sowie in Richtung Mindelheim und Memmingen (siehe eigener Artikel).

    So halten die Züge von Augsburg nach Kempten nur noch in Buchloe und Kaufbeuren, nicht mehr in Biessenhofen und Günzach. Als Ersatz dafür richtet die BEG allerdings eine neue zweistündliche Linie von München nach Kempten ein – mit zusätzlichen Halten in Biessenhofen und Günzach. Ähnlich ist es mit den Halten in Bobingen und Schwabmünchen. Sie werden künftig durch die Neigetechnik-Linie nicht mehr bedient, daher gibt es zusätzliche Fahrten zwischen Buchloe und Bobingen.

    Ebenfalls neu ist die halbstündliche Fahrmöglichkeit im Berufsverkehr am Nachmittag von München nach Kempten zwischen kurz vor drei und halb acht Uhr. Darüber hinaus gibt es eine weitere Verbesserung: Nachtschwärmer können sich über neue Abendverbindungen von München nach Buchloe und Kaufbeuren freuen. Der letzte Zug (Alex) verlässt den Münchener Hauptbahnhof künftig täglich um 23.19 Uhr, in Buchloe werden zu dieser Zeit zusätzlich Anschlusszüge nach Memmingen und Bad Wörishofen erreicht.

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